Heiligenhaus. Am Angerweg und in der Abtsküche haben Freiwillige wieder Kröten auf Wanderschaft gezählt. Die Zahl hat sich halbiert. Das hat mehrere Gründe.
Kleine Zäune an den Straßenrändern in Heiligenhaus und viele Helfer mit bunten Eimern: In jedem Frühjahr startet hauptsächlich am Angerweg und in der Abtsküche wieder die Krötensammelaktion. Dabei tragen viele ehrenamtliche Helfer die Kröten auf die andere Straßenseite. Durch diese Aktion gelangen die Tiere sicher zu ihren Laichgewässern, wo sie anschließend ihren Nachwuchs zur Welt kommen lassen. Auf dem Weg dorthin werden die Tiere gezählt. Das Ergebnis in diesem Jahr ist erstaunlich.
„Seit 10 bis 15 Jahren waren es stets rund 1500 und in einem Jahr sogar 3000 Kröten, doch in den letzten zwei Jahren hat sich die Anzahl drastisch verringert”, berichtet Ingmar Janssen, einer der Helfer. „In diesem Jahr waren es an der Abtsküche etwa 600 Tiere und am Angerweg gab es sogar einen Tiefstand mit nur 250 Kröten, die wir über die Straße getragen haben”.
Kröten haben in der Natur einen Nutzen
Man müsse allerdings bedenken, dass nicht jeder Teich sofort betroffen sei, wenn es nur an einem schlecht aussehe, so Janssen. Auch Stadtförster Hannes Johannsen meint: „Einmal weniger heißt noch gar nichts. Die Häufigkeit macht’s. Also wenn die geringe Anzahl in den nächsten Jahren bleibt oder weiter sinkt, dann kann man langsam von einer bedrohten Tierart sprechen.”
Kröten, so der Experte weiter, hätten in der Natur einen Nutzen. Wenn sie aussterben würden, würde der Kreislauf der Natur durcheinander gebracht werden, „denn Kröten fressen zum Beispiel viele schädliche Insekten, Schnecken und Würmer”, sagt Johannsen.
A 44 hindere die Tiere an der Wanderung
Nicht durch das Überfahrenwerden auf den Straßen sei die Anzahl der Kröten so zurückgegangen, ist sich Ingmar Janssen sicher. Vielmehr sei die Öffnung der A44 vor allem ein Grund dafür. Diese versperre den Tieren den Weg zu den Gewässern, so dass sie gar nicht mehr von alleine dorthin gelangen könnten. Aber auch das Insektensterben trage einen Teil bei, da diese einer der Hauptnahrungsbestandteile von Kröten sind. „Die Bauern vergiften die Insekten, weil diese ihrer landwirtschaftlichen Arbeit schaden, und die Kröten fressen die vergifteten Insekten. Dadurch wird unter anderem das Erbgut der Kröten beschädigt”, sagt Janssen.
Auch das Wetter mache den Amphibien zu schaffen, denn Kröten leben bevorzugt an feuchten Orten. Und durch hohe Temperaturen und heiße Sommer trockneten sie aus. „Vielleicht sind aber auch einfach nicht alle Kröten gewandert, weil die Wetterbedingungen nicht optimal und die Temperaturen nicht hoch genug waren in der Nacht. Denn Kröten wandern erst ab circa zehn Grad”, erklärt Johannsen.
Kinder sollen mehr über die Amphibien lernen
Trotzdem sollte man den Lebensraum dieser Tiere versuchen zu erhalten. „Man muss den Leuten bewusst machen, dass die Kröten gefährdet sind, ebenso in Heiligenhaus.”, meint Janssen. Deshalb ist er auf Facebook aktiv. Außerdem besucht er Kindergärten und Grundschulen. Dort wird den Kindern anhand lebendiger Kröten unter anderem die Nützlichkeit der Tiere deutlich gemacht.
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- Schon mit kleinem Beiwerk könne jeder zum Schutz der Natur und insbesondere der Kröten beitragen, sagt Hannes Johannsen. „Flache Eingänge zu den Teichen und viel Schilf, denn das haben wir den Kröten genommen”, erklärt er.
- Und den Garten könne man auch ruhig wild wuchern lassen, zumindest einen Teil. „Habt Mut zur Wildnis“, rät der Stadtförster.