Heiligenhaus. Kurz vor ihrem 92. Geburtstag ist Alice Thormählen für immer eingeschlafen. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie unbezahlbares geleistet.
Sie wollte es ihrem Großvater väterlicherseits nachmachen und 100 Jahre alt werden. Das hat Alice Marcelle Thormählen nicht geschafft: Die große Heiligenhauser Mäzenatin ist am 19. März, gut drei Wochen vor ihrem 92. Geburtstag, friedlich in ihrem Haus eingeschlafen. Die große Dame der Heiligenhauser Wirtschaft wurde immer schwächer, sie hatte sich in letzter Zeit zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die Beine wollten nicht mehr so richtig, aber sie haderte nicht ihrem Schicksal. „Man muss das Leben eben nehmen, wie das Leben eben ist“, so lautete das Motto der Heiligenhauserin, die bis zuletzt Anteil an dem Leben ihrer Heimatstadt nahm.
Beruflicher Erfolg als Geschäftsführerin
Die erfolgreiche Geschäftsfrau hatte zusammen mit ihrem 2012 verstorbenen Ehemann Hans Joachim Thormählen das gesellschaftliche und soziale Leben in der Stadt vielfach unterstützt. Nach einigen Auslandsaufenthalten begann sie auf Wunsch ihres Vaters Ernst Woelm in seiner Firma Teleflex zu arbeiten. Angefangen in der Buchhaltung behauptete sie sich schließlich als Geschäftsführerin eines Unternehmens, das unter anderem innovative Produkte für die Luftfahrt entwickelte und herstellte. Frauen waren damals in solchen Positionen eine echte Seltenheit. Einen gehörigen Anteil an dem geschäftlichen Erfolg hatte ihr Mann. Der gelernte Hotelfachmann sattelte auf Industriemeister um und trat in den Betrieb ein. „Die Mitarbeiter haben ihn gern gemocht, sie haben ihn verehrt“, erinnerte sich die Witwe an die stets freundliche und elegante Erscheinung.
2008 wurde die Stiftung ins Leben gerufen
Das Ehepaar hatte schon immer immer ein offenes Ohr für soziale Anliegen gehabt und gerne dort geholfen, wo Hilfe notwendig war. 2008 riefen sie die Alice und Hans Joachim Thormählen-Stiftung ins Leben. „Es ist uns ein persönliches Anliegen, die junge Generation zu fördern. Hierbei denken wir besonders an die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die bereit sind, in Eigeninitiative an sich zu arbeiten. An alle die, die den festen Willen haben, etwas im Leben zu erreichen und etwas aus sich zu machen“, so Alice Thormählen bei der Gründung der Stiftung, die Initiativen und Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Kultur und Sport in Heiligenhaus und Umgebung fördert.
So wurde unter anderem der Campus Velbert/Heiligenhaus und die Essener Folkwang-Universität unterstützt. Sichtbares Zeichen in Heiligenhaus für die Förderung der Wissensvermittlung ist das Thormählen-Bildungshaus, das unter anderem die Stadtbücherei beherbergt. Über die Stiftung hinaus hat Alice Thormählen der Stadt Heiligenhaus vor einigen Jahren eine neue Bestuhlung für die Aula zukommen lassen und einen Schlepper für die Bearbeitung der Heilligenhauser Wälder finanziert. Damit stand die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes ganz im der Tradition ihres Vaters, der sich nicht nur um den Wald gekümmert hatte, sondern Gesangsvereine unterstützte und für eine neue Orgel in der Alten Kirche sorgte. Als der Turm des Gotteshauses saniert werden musste und die großzügige Spenderin einen entsprechenden Bericht in der Heiligenhauser Zeitung gelesen hatte, rief sie einen Presbyter an und fragte: „Wie viel braucht Ihr?“
Stiftung wird das Lebenswerk fortführen
„Die Stiftung wird das Lebenswerk von Alice Thormählen fortführen“, verspricht Kuratoriumsmitglied Gregor Todesco. Wegen des strikten Kontaktverbotes zur Verbreitung des Coronavirus wurde die bekannte und beliebte Unternehmerin vorgestern in kleinem Kreis auf dem evangelischen Friedhof an der Kettwiger Straße beigesetzt. „Sobald es die Umstände zulassen, soll es eine Gedenkfeier für Alice Thormählen geben“, kündigte der Generalbevollmächtigte an.
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