Essen. . Seit April 2015 wurde das Instrument aus dem Jahr 1890 restauriert. Nun ist die Orgel fertig und wurde feierlich wieder in den Betrieb genommen.

Das Warten hat sich gelohnt: Zweieinhalb Jahre lang ließ die evangelische Kirchengemeinde Altenessen-Karnap ihre historische Sauer-Orgel der Alten Kirche rekonstruiert. Seit Samstag erklingt sie nun wieder in voller klanglicher Schönheit. Im Rahmen einer Orgelnacht weihte die Gemeinde ihre nahezu 130 Jahre alte Orgel wieder ein.

Auf welch ein tongewaltiges Instrument sie sich freuen kann, wurde in den drei Abschnitten des Musikabends deutlich. Zum Beginn spielte Kirchenmusikdirektor (KMD) Udo Witt Werke u.a. von Johann Sebastian Bach, Max Reger und Felix Mendelssohn Bartholdy, die den von Experten so geschätzten romantischen Klang der über 1000, teilweise neu geschaffenen Pfeifen voll zur Geltung brachten.

Ein völlig andere Seite des historischen Instruments präsentierte Kreiskantor Thomas Rudolph. Er begleitete die Rezitation von Christel Lueb-Pietron über das Leben der jüdischen Dichterin Rose Ausländer. Manche seiner teils verträumten, teils dramatischen Improvisationen erinnerten den Zuhörer an Filmmusik.

Offenbar ist eine Sauer-Orgel auch dafür geschaffen, eine Gospelsängerin von der Stimmgewalt einer Richetta Manager (Hamburg) eher dezent aus dem Hintergrund zu begleiten. Mit ihrem Auftritt hoch oben auf der Empore endete ein Musikabend, dem die Gemeinde noch zahlreiche weitere Konzerterlebnisse folgen lassen möchte.

Pfarrerin Ellen Kiener, die sich maßgeblich für den Erhalt der Orgel eingesetzt hatte, freute sich über das „klanggewaltige Instrument der Verkündigung“, das jetzt wieder zur Verfügung stehe. Dieser Besitz sei für eine Kirchengemeinde „unbezahlbar“.

Zufrieden mit dem klanglichen Ergebnis zeigte sich selbstverständlich auch Wendelin Eberle, der Geschäftsführer der Rieger Orgelbau GmbH. „Es ist uns gelungen, dem Original aus dem Jahr 1890 technisch nahe zu kommen“, freute er sich. Die Experten seines Unternehmens um Orgelbauer Matthias Wagner hatten 8500 Arbeitsstunden benötigt, um die im Laufe der Jahrzehnte oft umgebaute, zuletzt aber durch Holzwurm und Wasser beschädigte Orgel wieder aufzubauen. Zahlreiche Pfeifen wurden überarbeitet oder neu hergestellt, der Spieltisch wurde neu gebaut und ein neuer Blasebalg eingesetzt. Diese Aufgaben habe man allerdings zu leicht genommen, gab Wendelin Erberle in sympathischer Offenheit zu. „Ich hatte mich zu einem sehr ambitionierten Fertigstellungstermin hinreißen lassen. Am Ende dauerte es neun Monate länger, weil wir uns mit dem Arbeitsumfang verschätzt haben.“

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410 000 Euro kostet die Orgel-Restaurierung. Die Gemeinde hat zur Finanzierung u. a. Pfeifen-Patenschaften ins Leben gerufen.

Unterstützt wird sie von der Stadtsparkasse, der Geno-Bank, der Deichmann-Stiftung, dem eigenen Kirchbauverein und der IG Altenessen.

Bei der Einweihung in der Alten Kirche war kein Vertreter der Politik oder der Stadt anwesend.