Heiligenhaus. . Alice Thormählen feiert heute Geburtstag. Die Unternehmerin ist hier verwurzelt. Viele Projekte in der Stadt und Vereine hat sie unterstützt.

„Man muss das Leben eben nehmen, wie das Leben eben ist“, so das Lebensmotto von Alice Thormählen, die heute ihren 90. Geburtstag feiert. Sie ist zwar nicht mehr gut zu Fuß, hadert aber nicht mit ihrem Gesundheitszustand: „Ich bin zufrieden.“

Die große alte Dame der Heiligenhauser Wirtschaft und seit Jahrzehnten bekannte Mäzenatin des kulturellen und öffentlichen Lebens wollte eigentlich Sprachen studieren. Bereits ihre Mutter, eine geborene Belgierin, war ein Sprachgenie. Nach einigen Auslandaufenthalten begann sie auf Wunsch ihres Vaters Ernst Woelm, in seiner Firma Teleflex zu arbeiten.

Der Ehemann war ein Gentleman

Aus ihrem Leben hat Thormählen viel zu erzählen.
Aus ihrem Leben hat Thormählen viel zu erzählen. © Ulrich Bangert

Angefangen in der Buchhaltung wurde sie schließlich Geschäftsführerin des Unternehmens, das unter anderem innovative Produkte für die Luftfahrfahrt entwickelte und herstellte. Frauen war damals in solchen Positionen eine echte Seltenheit. „Das war ein großer Erfolg“, blickt sie zurück.

Einen gehörigen Anteil daran hatte ihr Ehemann Hans Joachim Thormählen, der im Oktober 2012 verstarb. „Mein Mann war von Hause aus Hotelfachmann, er hat mit 27 Jahren umgelernt und seinen Industriemeister gemacht und trat in den Betrieb ein. Die Mitarbeiter haben ihn gern gemocht, sie haben ihn verehrt“, erinnert sie an den stets freundlichen Herrn, dem Musterbild eines eleganten Gentleman.

Viele Projekte wurden kräftig gesponsort

Ihr Vater Ernst war Alice Thormählen oft ein Vorbild, so hatte er Männergesangsvereine unterstützt, die Anschaffung einer neuen Orgel für die Alte Kirche ermöglicht und kümmerte sich um den Heiligenhauser Wald. Eine Tradition, die Tochter Alice fortführt, so spendete sie im vergangenen Geld, damit die Stadt einen Schlepper zur Pflege des städtischen Forstes anschaffen konnte. Eine weitere Spende, von der die Allgemeinheit profitiert, war die neue Bestuhlung der Aula des Gymnasiums.

Stationen aus dem Leben von Alice Thormählen

 

Am Freitag, 6. April, feiert die Heiligenhauser Unternehmerin und Mäzenin Alice Thormählen ihren 90. Geburtstag. Vor zehn Jahren feierte sie diesen noch mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann Hans-Joachim, beide gründeten eine Stiftung, in die das gesamte Vermögen floss.

 

Für eine gute Idee ist Alice Thormählen immer zu haben. Durch einen Marmeladenverkauf kamen 1000 Euro für die Bepflanzung von Blumenampeln in der Stadt zustande, hier bei der Übergabe an Bürgermeister Dr. Jan Heinisch (Bildmitte). Im Bild von links: Uschi Klützke, Monika ten Eichen,Brigitte Wiesert, Gudrun Knorr, Alice Thormählen, Ruth Ortlinghaus, Siegfried Peterburs.

 

Der Sport ist Alice Thormählen wichtig. 2013 sponsorte sie mit 30.000 Euro den BMX-Park, drei Jahre später wurde am Panoramaradweg der Parcours auf Höhe des alten Bahnhofs Isenbügel mit der gleichen Summe von ihr finanziert.

 

Ein großes Herz haben die Thormählens auch für die Lebenshilfe gehabt. Sie ermöglichten dem Heim an der Abtskücher Straße einiges, unter anderem auch durch eine Finanzspritze die Teilnahme am Weltjugendtag der katholischen Kirche 2005. Zum Sommerfest kam das Ehepaar regelmäßig.

 

Intelligenz, das fordert und fördert Alice Thormählen. Den Campus hat sie von Beginn an unterstützt, die Stiftung vergibt jährlich Stipendien an Studierende, hier 2012.

 

2010 finanziert sie eine Benefizgala im Rahmen der Local-Heroes-Woche mit musikalischen Akteuren in der Kant-Aula in Heiligenhaus, hier bei der Vorstellung mit dem damaligen Kulturbüroleiter Henrik Schulze Neuhoff, Tobias Schütte und Jan Heinisch (v.l.).

 

Für den Umbau des Hauses der Essener Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder e.V. an der Kaulbachstraße hat die Mäzenin 200.000 Euro gespendet. Thormählen hat sich stets um Benachteiligte gekümmert - auch in der eigenen Firma.

 

Ein Herz hat Thormählen für das Kant-Gymnasium. Hier finanzierte sie unter anderem einen Multifunktionsraum im Jahr 2016, später hat sie auch die komplette Bestuhlung und Renovierung der Kant-Aula gesponsort.

 

Dem Umweltbildungszentrum finanzierte Alice Thormählen einen neuen Multifunktionstraktor (Steyr-Schlepper). Sie und ihr Mann haben sich stets auch für die Umwelt und deren Schutz engagiert.

 

Vieles in Heiligenhaus wäre ohne die finanzielle Unterstützung von Alice Thormählen nicht möglich gewesen. Das dankte ihr die Stadt, in dem sie den Park an der Kettwiger Straße nach ihr benannte, hier bei der offiziellen Einweihung mit Bürgermeister Jan Heinisch (jetzt Staatssekretär) und Stadtplaner Siegfried Peterburs (jetzt Technischer Dezernent).

 

Im gesamten Stadtgebiet verteilt hat die Unternehmerin ihre Spuren hinterlassen, wie hier die gesponsorten Bänke auf dem Europaplatz in der Oberilp. Auch viele Vereine und Institutionen, wie die Awo, Caritas, Tafel, Vergessene Kinder und die Kirchen wurden von der Stiftung bedacht.

 

Nicht nur einen Park und eine Straße sind nach dem Ehepaar Thormählen benannt, im Jahr 2017 öffnete auch das Thormählen-Bildungshaus an der Kettwiger Straße...

 

... Untergebracht sind hier neben dem Campus unter anderem die Stadtbücherei und Start-ups, auch finden hier Kurse statt.

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Glücklich ist sie, dass das Thormählen-Bildungshaus und der benachbarte Thormählen-Park so gut angekommen werden. „Man muss was für die Heimat tun“, so die Überzeugung der Kosmopolitin, die fast die ganze Welt bereist hat, aber tief in Heiligenhaus verwurzelt blieb und den Menschen in der Stadt und Umgebung sehr verbunden ist.

Helfen ist ihr eine große Freude

Immer wieder versucht sie, zu helfen: „Da habe ich viel Freude dran.“ Da sie und ihr verstorbener Mann in den jungen Menschen die Zukunft sehen, haben sie die Alice und Hans Joachim Thormählen-Stiftung ins Leben gerufen. Neben Projekten an Heiligenhauser Schulen oder der Folkwang-Universität werden Stipendiaten des Campus Velbert/Heiligenhaus unterstützt. Wenn die Wohltäterin die Rückmeldung erhält, wie gut sich Geförderten entwickeln, weiß sie, dass sie das Richtige tut. „Jetzt habe ich ein schönes Alter erreicht“, freut sich Alice Thormählen, und möchte es ihrem Opa Woelm nachmachen: „Der wurde 100 Jahre alt.“

Die WAZ gratuliert herzlich und wünscht das Beste zum Ehrentag.