Heiligenhaus. Eine alte Wehranlage sorgte in der Anger immer wieder für Hochwasser und andere Probleme. Die jetzt erfolgte Umgestaltung birgt viel Positives.
Die Bagger sind vor gut drei Wochen abgezogen, noch sieht alles ein bisschen öde und kahl an der Anger aus. „Wenn das alles in den nächsten Wochen grün wird, ist das in Hingucker“, freut sich Günter Kaes. Seit über 40 Jahren wohnt er am Bremenbusch, direkt neben dem Bach, der sich malerisch durch den Heiligenhauser Süden schlängelt.
Bei besonders starken Regenfällen zeigte das idyllische Gewässer allerdings seine Tücken. Kaes kann sich an Hochwasserlagen erinnern, da standen die Fluten bis an das kleine Fachwerkhäuschen. Einmal drangen die Wassermassen ins Haus, den Kälberstall eines nahen Bauernhofes konnte die Feuerwehr seinerzeit so gerade noch mit Sandsäcken vor dem Absaufen schützen.
Wehranlage sorgt für Hochwasser
Nicht ganz unschuldig an den Überschwemmungen war die Wehranlage „Bremenbusch“ mit einer Absturzhöhe von 50 Zentimetern. Das Wehr diente dem Anstau und der Wasserentnahme für den Betrieb eines privaten Schwimmbeckens. Der Pool wurde schon lange nicht mehr genutzt, das vier Meter breite Wehr aber blieb, bei Hochwasser verfingen sich Äste darin.
Äste als Hindernisse für Fische
„Für Fische und andere Wasserlebewesen auf ihrem Weg in den Oberlauf des Baches stellte die Barriere ein unüberwindbares Hindernis dar“, weiß Kristin Wedmann vom Bergisch- Rheinischen Wasserverband (BRW). „Auf Grundlage der Wasserrahmenrichtliniewerden Umsetzungsfahrpläne erstellt, die vorgeben, welche Maßnahmen am Gewässer vorzunehmen sind, um den guten ökologischen Zustand zu erreichen. Hierbei hat die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit oberste Priorität.“
Mitte Januar begannen die Wasserbauer des BRW mit dem Rückbau der Wehranlage und dem Schwimmbeckens im Uferbereich. Dort entstand ein Nebenarm und ein kleine Insel. Durch unterschiedliche Fließtiefen und -geschwindigkeiten gedeiht eine ökologische Vielfalt. „Davon profitieren nicht nur die Forellen, sondern auch die Kleinstlebewesen in der Bodensohle, die in den Oberlauf nach besserer Wasserqualität streben.“
Baumaßnahme fördert ökologische Vielfalt
Die Ingenieurin hat bereits entsprechende Beobachtungen gemacht. „Zudem wurden Gewässerrandstreifen ausgewiesen, Totholz eingebaut und eine Hochflutmulde angelegt, die sich bei höheren Wasserständen mit Wasser füllt. So fördert die Baumaßnahme im Bereich des ehemaligen Wehres die eigendynamische Entwicklung der Anger und bietet einen vielfältigeren Lebensraum für Fische und andere Lebewesen.“
Kosten liegen bei 80.000 Euro
Die Kosten für die vom Land geförderte Maßnahme liegen bei rund 80.000 Euro. Im Verlauf der Anger werden noch weitere Baumaßnahmen nötig sein, um die Naturnähe und Durchgängigkeit wiederherzustellen, etwa im Bereich Angermund in der Nähe des Schloss Heltorf. In Ratingen hat der Denkmalschutz ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Es war gerade der Wasserreichtum der Anger, der den Elberfelder Textilfabrikanten Johann Gottfried Brügelmann 1783 bewog, die Anger am Rande von Ratingen anzustauen, um so die Maschinen in der ersten Fabrik auf dem europäischen Festland anzutreiben. Das historische Wehr am heutigen Museum Cromford bleibt erhalten, eine Umleitung wird den Wasserlebewesen den Weg in den Oberlauf sicher stellen.
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