Heiligenhaus. Jörg Brunnöhler ist seit 40 Jahren bei der Stadt Heiligenhaus angestellt. In seiner Funktion als Wachleiter hat er viel Spannendes erlebt
Er ist die gute Seele der Feuerwehr Heiligenhaus, er ist bekannt wie ein bunter Hund und beliebt sowieso: Jörg „Paletti“ Brunnhäuser, 59 Jahre alt, seit 40 Jahren im öffentlichen Dienst der Stadt Heiligenhaus. In all den Jahren hat der Hauptbrandmeister auch so einiges erlebt: Glückliche Momente, in denen er Leben retten konnte, aber auch Situationen, in denen jeder Hilfseinsatz letztlich aussichtslos war.
Erinnerungen an einen schrecklichen Einsatz
An einen Einsatz erinnert sich der Wehrdienstleiter noch so, als wäre er gerade gestern gewesen. „Wir wurden zu einem Kleinkind gerufen, dass sich mit kochendem Wasser überschüttet hatte. Als wir ankamen, fanden wir dieses Kind mit allerschwersten Verbrennungen vor. Es trug eine goldene Kette, die ich ihm abnahm, da ich nicht wollte, dass sie sich in das rohe Fleisch brannte“, erzählt Brunnhäuser während eines kleinen Empfangs im Rathaus. Er stockt – ganz offensichtlich gehen ihm die Erinnerungen sehr nahe, „kurze Zeit später kam der Rettungshubschrauber und flog es in eine Spezialklinik. Dort ist es kurze Zeit später verstorben. Womit ich sehr zu kämpfen hatte, war die Tatsache, dass ich ihm die Kette abgenommen hatte, denn daran hatte ein kleiner Schutzengel gehangen. Es hat mich sehr lange die Frage gequält, ob es vielleicht überlebt hätte, wenn ich ihm die Kette umgelassen hätte.“
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Der richtige Mann an der richtigen Stelle
Es ist diese beeindruckende Sensibilität, die sich der engagierte Feuerwehrmann über all die Jahrzehnte erhalten hat, gepaart mit großer Leidenschaft für das, was er tut – und die warmherzige Freude am Umgang mit den Menschen, die Jörg „Paletti“ Brunnhäuser zu dem machen, was er ist: ein durch und durch beliebter und stadtbekannter Mann, der da ist, wenn man ihn braucht. „Er ist schlicht der richtige Mann an der richtigen Stelle“, bringt es Bürgermeister Michael Beck auf den Punkt, während er seinem ein wenig verlegen wirkenden Mitarbeiter die Jubiläumsurkunde überreicht. Dennoch freut sich der gebürtige Velberter ganz offensichtlich über die Anerkennung, schwärmt im Gegenzug von seiner Dienstzeit bei der Stadt Heiligenhaus. „Ich habe mich hier immer sehr wohlgefühlt, die Zusammenarbeit war stets von Vertrauen geprägt und die Zusammenarbeit mit den Ordnungsbehörden einwandfrei.“
Feuerwehren wurde ihm in die Wiege gelegt
Alles Paletti – aber woher kommt der Spitzname?
Viele Heiligenhauser kennen Jörg Brunnöhler nur als „Paletti“ - und das hat seinen Grund. Er habe früher immer „Alles paletti“ gesagt, wenn etwas in Ordnung war und irgendwann wurde er dann so genannt, erinnert sich der Feuerwehrchef.
Und seine Vorgesetzte, Kerstin Ringel, ergänzt lachend: „Ich wusste lange Zeit gar nicht, wie sein richtiger Vorname ist.“
Am 1. November 1979 hatte Brunnöhler – dessen Vater ebenfalls Feuerwehrmann war und unter anderem die Jugendfeuerwehr und das Feuerwehrmuseum aufgebaut hatte – seine berufliche Laufbahn bei der Stadt gestartet. Eingestellt wurde der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker zwar ursprünglich als Kraftfahrer, begann aber bereits 1986 seine Feuerwehrlaufbahn, wurde 1993 zum Wachabteilungsleiter und 1994 zum Hauptbrandmeister ernannt. Dass der Familienvater eine solche Karriere auf die Beine gestellt hat, hat neben seiner hohen beruflichen Qualifikation und den Weiterbildungen vor allem einen Grund. „Paletti ist unglaublich netter und kompetenter Kollege, der es mit seiner ruhigen Art wirklich drauf hat, schwierige Situationen zu entspannen“, schwärmt Olaf Kanapinn vom städtischen Personalrat – ein Lob, das den Jubilar ganz augenscheinlich sehr erfreut. „Das ist ein wunderbares Kompliment. Ich erinnere mich, als ich mich mal bei einem Einsatz um einen verletzten Kollegen kümmern musste. Da hat der zu mir gesagt: Hör mal Jörg, wenn Du da bist, weiß ich, dass ich vor nichts Angst haben muss. Das hat mich so glücklich gemacht.“
Sorge um zunehmende Gewalt bei Rettungseinsätzen
Sorgen dagegen bereitet den Wehrleiter das zunehmende Aggressionspotential der Menschen bei Rettungseinsätzen. „Ich verstehe es einfach nicht, ich wünsche mir, dass die Politik da stärker den Hebel gegen zieht, so etwas darf einfach nicht sein.“ Für sein privates Leben wünscht sich der Ehemann („ich habe zwei Chefinnen, Kerstin Ringel als meine Abteilungsleiterin und meine Frau“) und Vater eines 20-jährigen Zwillingspaares, vor allem Gesundheit und einen respektvolleren Umgang der Menschen untereinander. „Ganz ehrlich, das kann doch nicht so schwer sein, seinen gesunden Menschenverstand zu nutzen. Wenn das so wäre, hätte ich die Hoffnung, dass sich die allgemein angespannte Weltlage endlich wieder ein wenig entspannt.“