Heiligenhaus. Seit einem halben Jahr ist Almuth Schildmann-Brack Kulturbüro-Chefin. Sie zieht nun eine Zwischenbilanz – und sagt auch, wovon sie träumt.
Seit einem halben Jahr ist Almuth Schildmann-Brack Chefin des Heiligenhauser Kulturbüros. In dieser Zeit hat sie auch schon einige kulturelle Höhepunkte in der Stadt erlebt. Zeit für ein erstes Fazit: Mit der 49-Jährigen sprach WAZ-Redakteur Christopher Shepherd.
Frau Schildmann-Brack, wie fällt ihre Bilanz nach dem ersten halben Jahr als Kulturbüro-Chefin aus?
Für eine Stadt mit rund 27.000 Einwohnern gibt es hier in Heiligenhaus ein sehr reichhaltiges und reges Kulturleben. Viele Menschen sind daran interessiert, eigene Sachen zu zeigen.
Was waren für Sie besondere Höhepunkte in dieser Zeit?
Da gab es einiges. Zunächst das Konzert von Helen Schneider im März im Club. Dass wir eine so international anerkannte Sängerin nach Heiligenhaus bekommen haben, war etwas ganz Besonderes. Dort hatte ich mein erstes Gänsehauterlebnis in meiner neuen Funktion. Auch das Stadtfest im Juni war unglaublich, wir haben die Stadt von der Westfalenstraße bis zur Schulstraße bewirtschaftet, es gab die Trödelmeile und die Vereinsmeile. Da habe ich gesehen, was Menschen gemeinsam schaffen können. Auch bei der Neanderland Biennale vergangenes Wochenende hatten wir mit der Theatergruppe Compagnie Pas De Deux einen Top-Act in der Stadt. Dabei stand das Zelt für die Aufführungen an einem sehr schönen Platz – und wir konnten es auch selbst für den Auftritt der Zwar-Theatergruppe sowie für das Konzert von Seppo und Hannes nutzen. Zudem war ich zweimal in der englischen Partnerstadt Mansfield. Da habe ich erlebt, wie sehr der städtepartnerschaftliche Gedanke dort Einzug gehalten hat – auch schon in der nächsten Generation.
Wo sehen Sie noch Nachholbedarf bei der Kultur in der Stadt?
Immer in der Stadt verwurzelt
Almuth Schildmann-Brack hat Sozialpädagogik in Köln studiert. Dabei hat sie ihr Vorpraktikum im Spielhaus in der Oberilp absolviert. Danach hat sie weiter als Honorarkraft dort gearbeitet und im Spielhaus auch das Anerkennungsjahr geleistet.
Nach dem Studium hat die Kulturbüro-Chefin vor rund 25 Jahren bei der Stadt angefangen, zunächst im pädagogischen Bereich, etwa im Kinder- und Jugendschutz sowie in der Familienbetreuung und -hilfe. Bis Januar hatte sie die Abteilungsleitung in der Jugendpflege des Jugendamtes inne. „Dann habe ich mir die Frage gestellt: Wenn etwas anderes noch kommen soll, was könnte es sein“, schildert die 49-Jährige. Und kam auf die Kultur. „Davon bin ich beseelt. Wir haben auch ein super Team.“
Das Kulturbüro befindet sich im Rathaus-Innenhof. Almuth Schildmann-Brack ist zu erreichen unter 02056 13193.
Wir müssen mehr für die Jugend tun, weil sich in Sachen Kultur vieles auf die Generation über 40 Jahre konzentriert. Wir müssen die Jugendlichen auch so nehmen, wie sie sind und dürfen ihnen nicht als Erwachsene sagen, wie etwas gehen soll.
Können Sie da ein Beispiel nennen?
Der Jugendförderpreis, den wir nun auf die Beine gestellt haben, war so ein Beispiel. Da hatten Jugendliche die Idee für eine Kunstausstellung zum Thema Natur und Naturschutz und sind an uns für eine Unterstützung des Projekts herangetreten. Daraus entwickelte sich aber eine rege Diskussion im Kulturausschuss. Dabei ging es auch darum, im Rahmen eines Preises Preisgelder auszuloben. Doch das war den Jugendlichen gar nicht wichtig, sie wollten vielmehr ein Forum für ihre Idee. Da muss man aufpassen: Junge Menschen sind schnelllebig und versuchen so etwas nur einmal – und dann nicht mehr, wenn es nicht klappt.
Was wäre Ihnen noch beim Kulturangebot wichtig?
Mir fehlt in der Stadt etwas Theater, bei der Neanderland Biennale habe ich gesehen, wie gut dies ankommt. Ich würde gerne Theater erlebbarer machen – auch für Jugendliche. Im Club zum Beispiel gibt es eine Theatergruppe mit einer Theaterpädagogin. Zudem fände ich Poetry Slam sehr spannend. Da bräuchte ich aber auch einen kleinen Arbeitskreis mit Jugendlichen. Wer sich dafür interessiert, kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Auch das Thema Stolpersteine möchte ich voranbringen, damit wir alle gemeinsam die ermordeten Menschen, die Opfer des NS-Regimes geworden sind, in die Erinnerung nach Heiligenhaus zurückholen können.
Mit gut 80.000 Euro pro Jahr ist das Budget für Kulturveranstaltungen in Heiligenhaus begrenzt. Doch was, wenn Sie träumen dürften?
Wenn ich träumen dürfte, dann hätte ich gerne noch ein Jugendmusikfestival in Heiligenhaus. Dann würde ich zum Beispiel auch Bands aus anderen Ländern hierher holen, etwa eine Punk-Independent-Band aus Mansfield, die ich kenne.