Heiligenhaus. . Der US-Star gab ein Konzert im Club in Heiligenhaus. Nicht nur ihre Musik und ihr Gesang sorgten für große Begeisterungsstürme.

Saallicht aus, Bühnenlicht an:Helen Schneider geht lächelnd durch den voll besetzten Raum des Clubs und betritt die Bühne. Da steht sie, im langen schwarzen, äußerst raffiniert geschnittenen Kleid, mit grauer Kurzhaarfrisur und dezentem Make-Up. Eingerahmt von Gitarrist Jo Ambros und Kontrabass-Spieler Oliver Potratz. Das Charisma, das von dieser Frau am Mittwochabend ausgeht, ist enorm – sofort verstummen die Gespräche und alle Blicke sind auf sie gerichtet. Mit dem ersten Song „Slippery Slope of Life“ begrüßt sie die Besucher und liefert gleich einen Vorgeschmack ihrer stimmlichen Vielfalt, die alle an diesem Abend beeindruckt.

Ohne ihre musikalische Familie geht nichts

Nach dem tosenden Applaus und den Begeisterungsrufen wird sie zur Entertainerin. Erzählt von ihrer besten Freundin und Songtexterin Linda Uruburu, mit der sie seit 1964 befreundet ist, von Jo Ambros, der die richtigen Kompositionen und Wörter für ihre Songs hatte, von Oliver Potratz, der diese mit ihnen aufgenommen hat und von Arndt, der an diesem Abend an den Reglern des Mischpults sitzt und für einen Spitzenklang sorgt.

Mit viel Gefühl zog Helen Schneider die Zuhörer in den Bann.
Mit viel Gefühl zog Helen Schneider die Zuhörer in den Bann. © Christof Köpsel

Es ist Helen Schneiders musikalische Familie, ohne die nix geht. Die ihr den Weg gezeigt hat, sowohl zurück zu blicken als auch nach vorne zu schauen und Klarheit zu finden. Mit „Haze“, einer wunderbaren Uptempo-Nummer, singt sie wie sich der Nebelschleier (Haze) mit zunehmendem Alter gelichtet hat und der Blick nach vorne kam. Und da ist es, das Alter, die 66 Lebensjahre, auf die sie an diesem Abend musikalisch zurückblickt.

Geschichten im charmanten deutsch-englischen Mix

Ebenso wie auf die 1980er in New York, als sie eine dreijährige Zäsur wagte und mit der Schauspielerei begann. An ihr Manko, nicht tanzen zu können und den großen blonden Retter, der beim Dreh sagte: Steig auf meine Füße und ich mache den Rest. Ein wunderbarer Übergang zu „Look at how she Flies“.

Überhaupt, ihre begleitenden Geschichten, erzählt in einem charmanten Mix aus Deutsch und Englisch, berühren durch Authentizität. Mit „Come on back Home“ erzählt sie von ihrem besten Freund, größten Fan und vertrautem Berater – ihrem Vater – und widmet ihm diesen Song. Sie erinnert an ihre Zeit in New England und den Zauber dieser Gegend, den schon die amerikanischen Ureinwohner dort gespürt haben. Oder als sie mit 25 aus dem einengenden Routinekreis ausbrach, um festzustellen, dass außerhalb doch viel mehr Platz ist, um sich zu entfalten – „Break the Chains“.

Gekonnte Gestik kommt ohne Theatralik aus

Stets unterstreicht sie die Songtexte mit gekonnter Gestik, die niemals theatralisch oder aufgesetzt, sondern ausschließlich wortverstärkend wirkt. Und die hin und wieder einfließenden Soli von Jo Ambros und Oliver Potratz werden bis auf den letzten, ausklingenden Ton mit fasziniertem Zuhören der Zuschauer begleitet – man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Bei „Follow my Heart“ riss es das Publikum von den Stühlen und es spendete stehenden Beifall – und mit „Movin’ On“ übertrug sich das positive Denken dieser außergewöhnlichen Sängerin vollends aufs Publikum. Während des Abends spiegelte sich auf vielen Gesichtern eigene Erinnerungen an das ein oder andere Erlebnis, ob positiv oder negativ, je nach Song, den Helen Schneider mit glasklarer und voluminöser Stimme sang.

Glasklar und voluminös – das ist die Stimme der US-Sängerin Helen Schneider (hier mit  Jo Ambros an der Gitarre).
Glasklar und voluminös – das ist die Stimme der US-Sängerin Helen Schneider (hier mit Jo Ambros an der Gitarre). © Christof Köpsel

Publikum ist voll des Lobes

Der Abend endete mit „Dreamtime“ und erneut gab es Standing Ovations für diesen musikalischen Lebens-Soundtrack. „Ich habe viel gewonnen und viel verloren aber ich habe gelebt und ich bin hier“, resümiert Helen – und dass sie hier im Heiligenhauser Club war, darüber hatte sich das Publikum mehr als gefreut. Nachgefragt klang das dann so: „Amazing, beautiful, hat mich sehr betroffen. Ein Stück meines Lebens, sehr nach. Eine echte Bereicherung für Heiligenhaus“, meint Ute Pieczewski. „Sehr gut! Das Beste, was wir hier je im Club erlebt haben, eine tolle Frau“, konstatierte Jörn Sunderbrink.

Kurz und bündig drückt es Renate Schmieder aus: „Das war geil, super, Bombe“ und ihre Freundin Heike Spenner ergänzt „Super, fesselnd, toll“. Die Begeisterung des Publikums bekam Helen dann auch direkt zu spüren, als sie jede Menge CDs und Poster signierte und diese Augenblicke sichtlich genoss. Ein Weltstar, der seine Lebensgeschichte mit den Zuhörern dieses Abends gerne geteilt hat.

>>>NÄCHSTE VERANSTALTUNG IM CLUB

  • Helen Schneider lebt in Hamburg. Neben ihren vielfältigen Auftritten unterrichtet sie als Dozentin an der Stage School Hamburg.
  • Bei der nächsten Veranstaltung im Club gastiert am Mittwoch, 27. März, um 20 Uhr Jaimi Faulkner, „der groovende Songpoet aus Down Under“. Er bietet Rock, Blues, Soul, und Folk.