Heiligenhaus. Der Trend zu steinernen Vorgärten nehme in Heiligenhaus zu. Diesen soll die Stadt stoppen, vielleicht sogar mit neuen Regeln für Hausbesitzer.

Heiligenhaus soll die Stadt im Grünen bleiben, finden die Christdemokraten und blicken daher mit Sorge auf einen Trend, den sie inzwischen ausgemacht haben wollen: Demnach legen immer mehr Hausbesitzer steinerne Vorgärten an. „Diese Schottergärten werden immer mehr, gerade in den Neubaugebieten“, sagt CDU-Sprecher Stefan Propach. Diese Entwicklung, da sind sich die Parteien einig, soll die Stadtverwaltung nun aufhalten. Diskutiert werden zu diesem Zweck auch neue Regeln für Hausbesitzer.

In vielen Städten sei der Trend zu Steinvorgärten schon seit Jahren zu beobachten, sagt Stadtplanerin Nina Bettzieche, und einige Städte würden bereits verbieten, dass Beton und Kies sowohl Blumen als auch Rasen verdrängen. Eine Gestaltungssatzung könne vorschreiben, dass Vorgärten zu bepflanzen seien. Diese hat Heiligenhaus jedoch nicht. „Es gibt natürlich gesetzliche Regelungen, die wir anwenden“, betont Bettzieche und verweist etwa auf die Baunutzungsverordnung und die Landesbauordnung. Zudem lasse sich bei Neubauten mit einem Bebauungsplan regeln, wie viel Prozent eines Grundstücks versiegelt werden darf.

Steine bieten Lebensraum für Eidechsen

Möglichst viele Vorgärten in Heiligenhaus sollten Blumen und Gräser haben, findet Stadtförster Hannes Johannsen: „Ein Garten ist lebensfreundlich, auf Steinwüsten lebt dagegen nichts.“ Doch nicht jede Grünfläche ist auch gleich ein Insektenparadies: Ein englischer Rasen, der täglich gemäht werde, biete für sie kaum Lebensraum.

Bäume und andere Pflanzen halten die Stadt kühl

Laut Stadtförster Hannes Johannsen sprechen gute Gründe dafür, einen Vorgarten zu bepflanzen. So fördern Steine die Überhitzung einer Stadt, während Pflanzen kühlen, indem sie Wasser in Form von Wasserdampf abgeben. Zudem spenden Bäume auch Schatten.

Johannsen plädiert grundsätzlich dafür, einen „anderen Blick für die Schönheit der Natur“ sowie „mehr Mut zur Wildnis“ zu entwickeln – auch im eigenen Garten.

Bei der Gartengestaltung zu pauschalisieren, davor warnt auch die WAHL. „Trittsteinbiotope sind ein Lebensraum für Eidechsen“, erläutert Fraktionsvize Nils Jasper. Statt Steingärten zu untersagen, wünscht sich seine Fraktion daher, dass die Verwaltung darüber informiert, wie man steinerne Vorgärten so anlegt, dass dort Tiere leben können.

Die Parteien wollen keine Verbote für Hausbesitzer

„Nicht jeder Stein ist ökologisch schlecht“, pflichtet auch Ingmar Janssen (SPD) bei. Er hatte bereits im Sommer 2019 darauf aufmerksam gemacht, dass Steingärten ein wachsendes Problem seien, sich aber gegen eine Gestaltungssatzung ausgesprochen. „Ich bin weiterhin gegen Verbote“, so Janssen, der gleich mehrere Gründe dafür anführt: „Verbote müssen kontrolliert werden, damit sie wirken.“ Zudem würden mehr juristische Auseinandersetzungen drohen. Ohnehin müsse man beim Klimaschutz möglichst viele Leute mitnehmen. Steingärten nicht länger zu erlauben, das schaffe dagegen unnötige Fronten.

„Wir sind für die Blumenwiese, aber gegen Verbote“, ergänzt Volker Ebel (FDP). „Die Stadt sollte lieber Anreize schaffen, dass man eine grüne Wiese anlegt und keine Schotterwüste.“

Stadt verweist nun verstärkt auf die Landesbauordnung

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Letztlich ist es jetzt an der Stadtverwaltung, sich Maßnahmen zu überlegen, inwieweit man den Trend zu Stein- und Schottergärten in Heiligenhaus stoppen kann. Einen entsprechenden Beschluss hat kürzlich die Politik gefasst. Bürgermeister Michael Beck sieht die Lösung allerdings nicht in einer Gestaltungssatzung. Vielmehr werde seine Verwaltung nun zunächst Hausbesitzer verstärkt auf die bestehenden Regeln in der Landesbauordnung hinweisen.

Derweil arbeiten die Fachleute im Rathaus weitere Vorschläge für Maßnahmen aus, damit Heiligenhaus grün bleibt und nicht grau wird.