Heiligenhaus. . Immer mehr Menschen in Heiligenhaus bepflanzen ihre Grundstücke nicht mehr mit Grün. Zunehmende Bodenversiegelung ist eine Gefahr für Insekten.

Zwar herrscht ein großer Konsens, auch politisch, dass Heiligenhaus die Stadt im Grünen bleiben soll. Dennoch hält derzeit der Trend an, dass Hausbesitzer steinerne Vorgärten anlegen. Das besorgt den SPD-Vorsitzenden Ingmar Janssen: „Dort können weder Pflanzen noch Insekten leben.“

Steine fördern auch die Überhitzung der Stadt

Diese Entwicklung sei tatsächlich schon seit Jahren in vielen Kommunen zu beobachten, bestätigt Stadtplanerin Nina Bettzieche. Aufgrund des Bienensterbens würden sich viele Menschen nun aber verstärkt an Steinvorgärten stoßen. „Steine fördern auch insgesamt die Überhitzung der Stadt“, nennt sie einen weiteres Argument für grüne Wohngebiete. „Pflanzen geben immer Wasser in Form von Wasserdampf ab, das kühlt“, ergänzt Stadtförster Hannes Johannsen – und Bäume spendeten Schatten.

„Je mehr Mut zur Wildnis und zu Wildwuchs man hat, desto besser ist das für die Insekten“, berichtet Johannsen weiter. So seien etwa Wildblumenwiesen für sie wichtige Ökosysteme. Doch auch manche Steine seien Lebensraum für Pflanzen, Insekten, sogar für Reptilien. Tiere würden sich über Steinhaufen neben Ackern freuen, die aufgelesen wurden, weil sie beim Bestellen der Felder stören.

„Die Heiligenhauser wollen pflegeleichte Gärten“

Der Heiligenhauser Gartenbaumeister Tim Reckeweg bestätigt, dass sich mehr Gartenbesitzer für Steine entscheiden, auch für Terrassen aus Kunststoff statt aus Holz. „Die Heiligenhauser wollen pflegeleichte Gärten und kein Unkraut.“ Dabei seien diese Gärten nicht so unkrautfrei wie oft gedacht. Denn unter ihnen sei Fließ ausgelegt, in dem sich Dreck sammle, etwa Nadeln oder Laub. Habe sich nach Jahren dort erst Humus gebildet, sprieße das Unkraut und sei ohne großen Aufwand kaum rauszukriegen.

Auch ein Steingarten muss nicht unkrautfrei sein, sagen Experten.
Auch ein Steingarten muss nicht unkrautfrei sein, sagen Experten. © Heike Lyding

Zwar gebe es Kunden, die den Vorgarten komplett pflastern, um ihr Auto zu parken. Doch die meisten wollten es einfach ordentlich haben – mithilfe von Gabionen und viel Rasen. „Einen Vorgarten zu asphaltieren ist keine Herausforderung, das kann ein Straßenbauer machen“, sagt Reckeweg. Gärten, in denen Leben ist, möge er besonders. Steine hätten darin jedoch auch ihren Platz, etwa Natursteinmauern, in deren Zwischenräumen Pflanzen und Insekten leben.

Der Grünanteil von Neubauten lässt sich regeln

Dass Vorgärten zu bepflanzen sind, so Stadtplanerin Bettzieche, könnten Kommunen mit einer Gestaltungssatzung vorschreiben. Diese habe Heiligenhaus nicht. Der Grünanteil von Neubauten lasse sich aber mit Bebauungsplänen regeln. Diese Methode reiche aus, findet Bürgermeistermeister Michael Beck. „Steinvorgärten sind hier eher die Ausnahme und nicht die Regel.“ Ohnehin sei er kein Freund davon, etwas zu reglementieren, das gut funktioniere. Sollten Steingärten und zu wenig Grün aber drohen, ein Problem zu werden, werde er einschreiten.

Gegen eine solche Satzung ist auch SPD-Chef Janssen. „Ich möchte Privatleuten nicht vorschreiben, wie viele Pflanzen sie im Garten haben.“ Zudem müsse man kontrollieren, ob die Satzung eingehalten wird. „Der Verwaltungsaufwand wäre viel zu hoch.“ Er setzt lieber auf Freiwilligkeit und Aufklärung – wie bei der städtischen Wildblumen-Kampagne. „Da gibt es jetzt schöne Erfolge.“

>>AUCH BODENVERSIEGLUNG IST SCHULD

  • Der SPD-Vorsitzende Ingmar Janssen verweist darauf, dass Steinvorgärten längst nicht das größte Problem für Insekten in Heiligenhaus seien. Schlimmer sei die Versiegelung von zuvor bepflanzten Flächen. Der Neubau an der Oppelner Straße habe etwa eine große Wiese gekostet, schildert er.


  • Zudem appelliert er an Naturfreunde, Hausbesitzer wegen Steinvorgärten nicht zu stigmatisieren: Sie seien nicht die Hauptverursacher für Insektensterben.