Heiligenhaus. Ende Juni wird die Produktion aller Voraussicht nach eingestellt. Die rund 200 Mitarbeiter blicken nun in eine ungewisse Zukunft.
Die Heiligenhauser Gießerei Küpper ist offenbar nicht mehr vor dem Aus zu retten. Wie berichtet, musste die Firma an der Grubenstraße im Dezember 2018 zum zweiten Mal Insolvenz anmelden – nur ein halbes Jahr nach Abschluss eines ersten Insolvenzverfahrens. Im zweiten Verfahren drohe nun das endgültige Aus, sagt
Insolvenzverwalter Dr. Jens Schmidt. „Auch der letzte potenzielle Investor ist abgesprungen. Es müsste ein Wunder passieren. Für solche Wunder halten wir bis zuletzt Augen und Ohren offen.“
Bis Ende Juni müsste demnach ein Investor gefunden werden, um die Stilllegung der Produktion noch verhindern zu können. Jens Schmidt ist allerdings skeptisch, dass Verhandlungen in so kurzer Zeit noch über die Bühne gebracht werden könnten. Ende März habe es nochmal einen kleinen Hoffnungsschimmer gegeben, als ein weiterer potenzieller Investor für die gesamte Küpper-Gruppe bereitstand. Diese Verhandlungen seien allerdings gescheitert. „Es gibt auch keine ‘abgespeckten Fortführungsideen‘ auf der Grundlage eines Einschichtbetriebs“, verdeutlicht der Insolvenzverwalter die Situation.
Schwieriges Marktumfeld
Die Gießerei Küpper produziert Abgaskrümmer und Turbolader für den Verbrennungsmotor.
Das Marktumfeld stellt sich jedoch als sehr schwierig dar. Die monatlichen Verluste bei Küpper lagen zuletzt bei einer Dreiviertelmillion Euro.
Die Velberter Firma Küpper wurde dagegen letzte Woche vom Finanzinvestor Gramax aus der Schweiz übernommen.
Das drohende Aus für Küpper sei ein großer Verlust für den Standort Heiligenhaus, teilt die Stadtverwaltung mit. „Alle Bemühungen auch seitens der Verwaltung, zu unterstützen, haben dann doch nicht zu dem gewünschten Erfolg führen können.“
Beschäftigte erhalten eine Anwesenheitsprämie
Die rund 200 Beschäftigten von Küpper hatten bereits Ende März bei einer Kundgebung vor dem Rathaus ihrem Ärger Luft gemacht. Von den Großkunden, allen voran Borg Warner, aber auch Bosch Mahle und VW, fühlte man sich im Stich gelassen. Insolvenzverwalter Schmidt betont jedoch, gerade Borg Warner, habe sich in der Vergangenheit stets zu Küpper bekannt und die Treue gehalten. Auch für die Belegschaft findet Schmidt lobende Wort: „Sie hätte eine Lösung verdient und ich bin beeindruckt, mit welchem Einsatz die Ausproduktion unterstützt wird.“
Bereits kurz nach der Kundgebung, so Daniel Ullsperger von der IG Metall Velbert, habe man sich mit den Großkunden auf die Zahlung von
Anwesenheitsprämien an die Küpper-Mitarbeiter geeinigt. „Wir hätten uns aber deutlich mehr gewünscht. Bei den langen Betriebszugehörigkeiten ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Ullsperger.
Vielen Mitarbeitern droht der soziale Abstieg
Viele Beschäftigte seien schon über 50 Jahre alt und hätten durch die harte körperliche Arbeit gesundheitliche Probleme. Einige Fachkräfte hätten bereits anderswo neue Jobs angetreten, aber es gebe auch viele ungelernte Mitarbeiter in der Belegschaft, beklagt Ullsperger: „Diesen Menschen droht jetzt das soziale Aus, wir befürchten Schlimmes.“
Unklar ist, was mit der Liegenschaft an der Grubenstraße passieren soll. „Das Gebäude gehört – ausgenommen eine Parzelle – dem thailändischen Investor“, sagt Jens Schmidt. Die Stadt teilt mit, hier gesprächsoffen zu sein und sich für eine positive Folgenutzung des Areals einbringen zu wollen.