Velbert. . Freiwillig, kostenlos und vertraulich: Die Fachstelle Sucht informiert, berät und vermittelt Hilfesuchende und ist schon so manchem ein Anker geworden.
Irgendwie habe sich ein Schalter umgelegt, sei plötzlich der feste Wille da gewesen, „ich will alles, nur nicht mehr saufen“. So erinnert sich Sven F. an eine ganz entscheidende Weichenstellung in seinem Leben, als bei einem Krankenhausaufenthalt ein katastrophales Blutbild und Leberwerte jenseits von gut und böse diagnostiziert wurden. Für F. ging’s erst zwecks Entgiftung in die Fachklinik Langenberg und dann „schnurstracks zur Beratung. Das war quasi mein erster Weg“. Es folgten wöchentliche Einzel- und Gruppengespräche, es fiel die Entscheidung für eine ambulante Reha, hinzu kam die Gruppenarbeit. Und heute, da sagt F.: „Ich fühl mich so gut wie nie. Aber ohne professionelle Hilfe hätte es kein Ende gegeben.“
Einen solchen Beistand finden übers Jahr etwa 400 Klienten bei den Profis in der Fachstelle Sucht von der Bergischen Diakonie (Soziale Dienste Niederberg). Zum Repertoire zählen u. a. Einzel-, Partner- und Gruppengespräche, sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. „Die Begleitung im Alltag und die Hilfe, ihn zu meistern, sind immens wichtig“, betont Judith Ortmann. Der Beratungsprozess sei kostenlos, so die Fachbereichsleiterin weiter. Es werde überlegt, welche Hilfe die passende sei und ob Anträge gestellt werden müssten. Man könne aber auch den Beratungsprozess – selbst über längere Zeit – fortsetzen. „Da gibt es überhaupt keinen Zwang.“
Die Kurve gekriegt hat auch Wolfgang A. Seit zwei Jahren ist er nun trocken – und hat derbe Tiefpunkte durchlebt: Nach Scheidung und Trennung von der Familie sei Alkohol zum Problemlöser geworden. Mehr und immer mehr. „Den Druck kann man nicht erklären“, sagt er und berichtet, wie er bloß noch auf allen Vieren durch seine Wohnung krauchen konnte. Aber morgens habe er sich angezogen, rüber zum Kiosk, neuen Doppelkorn kaufen. Vorbei! Wenn sich jetzt Probleme auftäten, erzählt er, kaufe er keinen Schnaps, sondern rufe er bei der Diakonie an. „Erzählen statt ertränken“, nennt A. das.
„Der Alkoholkranke hört dann auf, wenn er persönlich anfängt zu leiden. Das hat verschiedene Facetten“, erlebt Judith Ortmann oft.
„Man sieht, wie er sich immer mehr kaputt macht, und kann nix tun“, hat auch Karola M. erfahren, die in der Angehörigengruppe Hilfe und „den Weg zu mir selbst gefunden“ hat. „Ich hab’ mich oft als Fußmatte gefühlt, wir konnten aber einfach nicht ohne einander.“
Wer bei dem Team der Fachstelle Sucht Rat und Hilfe sucht, muss maximal zwei bis drei Wochen Wartezeit einkalkulieren. „Wenn’s dringend ist“, verspricht Ortmann, „machen wir aber was möglich.“