Velbert-Mitte. . Die Gesamtschule Velbert informiert ihre Achtklässler spielerisch über die Gefahren von Alkohol. Das Projekt wird von den Schülern angenommen.
Auf einer geraden Linie zu laufen stellt für die meisten Menschen kein Hindernis dar. Für die Achtklässler der Gesamtschule Velbert aber wird das Gehen über diesen unscheinbaren weißen Strich an diesem Morgen zur unmöglichen Aufgabe. Sie taumeln durch die Schulbibliothek und fallen krachend zu Boden. Dass sie keinen Fuß vor den anderen setzen können, liegt an den Brillen, die sie tragen: Sie simulieren einen Alkoholrausch von 1,3 Promille. Schnell nehmen die Schüler die Brillen ab; die weiße Linie ist plötzlich wieder ganz gerade.
Sechs Stationen sind für die Schüler vorbereitet
Sechs Stationen haben die beiden Sozialpädagoginnen Maria Venghaus und Nadine Albrecht in Kooperation mit der Ginko-Stiftung für Prävention und der Bergischen Diakonie auf die Beine gestellt.
In Teams bestehend aus fünf oder sechs Schülern absolvieren die Jugendlichen einen Parcours, der sie über die Gefahren des Alkoholkonsums aufklären soll. Je besser sie die Aufgaben meistern, desto mehr Punkte gibt es. „Wir machen das Projekt schon zum dritten Mal“, erklärt Sozialpädagogin Albrecht, und fährt fort: „Wichtig ist, dass wir nicht mit dem erhobenen moralischen Finger auf die Schüler zeigen.“
Spielerisch Gefahren kennenlernen
Jana Kortwig, Suchtberaterin in der Velberter Außenstelle der Bergischen Diakonie, betreut an diesem Morgen eine Waage, auf der die coolen alkoholfreien Partyaktivitäten irgendwann schwerer wiegen sollen als der Alkohol. Nicht nur bildlich, sondern tatsächlich haptisch: Würfel werden beschrieben und auf die Waage gelegt. Herauskommen so innovative Partyideen wie das Mieten eines Tigerbabys, aber auch ernsthafte Vorschläge wie Karaoke und das Feiern im Pool – ohne Alkohol. Kortwig weiß, dass die Schüler sowieso alle eigene Erfahrungen mit dem Thema machen werden. Sie weiß aber auch, dass der Parcours hilft, die Schüler präventiv zu informieren, und dass sie dadurch im besten Falle lernen, „für sich selbst Verantwortung zu übernehmen“.
Oberstufenschüler betreuen Infopunkte
An einem anderen Infopunkt steht Oberstufenschülerin Lambrini und lacht. Die junge Frau ist eine von mehreren Helfern, die an diesem Vormittag dabei sind. „Es ist ziemlich süß, was die Kleinen da manchmal aufschreiben“, sagt sie grinsend, weiß aber auch, wie wichtig die Veranstaltung ist: „Sie müssen lernen, wie schädlich Alkohol sein kann.“ Zwischendurch fliegt ihre Flüsterstimme durch den Raum: immer wieder tauschen sie und die anderen Helfer aus der Oberstufe sich mit den Achtklässlern aus. Das ist einer der großen Vorteile des Projekts: „Die Schüler bekommen einen ganz anderen Eindruck, wenn ihnen Jugendliche von den Gefahren erzählen“, sagt Sozialpädagogin Venghaus.
Am Ende hat das Team um Lasse die Aufgaben am besten gemeistert. Der 14-Jährige schätzt die gewonnen Erkenntnisse „für das spätere Leben“, wie er sagt. Ein Leben, das nicht mehr allzu weit weg ist – und in dem viele weiße Linien warten, die ohne zu torkeln belaufen werden wollen.