Heiligenhaus. . Die Zahl der komasaufenden jungen Leute ist im Kreis gestiegen. Auch in Heiligenhaus ist exzessiver Alkoholkonsum bei Heranwachsenden ein Thema.

Nicht wenige Jugendliche trinken in Gesellschaft gerne Alkohol. Ab und zu jedoch übertreiben es die Heranwachsenden damit – das berüchtigte Komasaufen ist immer mal wieder ein Thema. So auch im Kreis Mettmann und in Heiligenhaus.

Laut aktuellen Daten des Statistischen Landesamts ist in der Region die Zahl der jungen Menschen zwischen zehn und 19 Jahren, die wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, zuletzt gestiegen. 121 Fälle wurden 2016 im Kreis Mettmann gemeldet (+4,3 Prozent zum Vorjahr). Dies ist seit 2013 (96 Fälle) der dritte Anstieg in Folge.

Auch in Heiligenhaus ein Thema

Auch in Heiligenhaus sind alkoholtrinkende Jugendliche ein Thema, sagt Giuseppina Cagna, Diplom-Sozialarbeiterin bei der Jugendhilfe im Strafverfahren. Sie führt wöchentlich Gespräche mit straffällig gewordenen Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren, ist aber für den Kinder- und Jugendschutz auch mit Präventivprogrammen an weiterführenden Schulen unterwegs und erhält so Rückmeldungen. „Es gibt Gruppen, die das mit dem Alkohol sehr sportlich sehen“, berichtet Cagna, die seit zehn Jahren in ihrem Beruf arbeitet. „Zu Beginn war Alkohol bei Jugendlichen weniger Thema, dann gab es die Phase mit Ein-Euro-Parties und Komasaufen, dann wurde es wieder etwas ruhiger.“ Cagnas Eindruck derzeit: „Aber wenn die Jugendlichen trinken, dann richtig.“

Oftmals
Oftmals © Uwe Anspach

Oftmals werde Alkohol am Wochenende mit Freunden konsumiert. Im Sommer häufig draußen, oder bei Freunden, wenn die Eltern nicht da sind. Anschließend gehe man dann feiern, beispielsweise in Düsseldorf oder Ratingen. „Gerne wird dann Hochprozentiges konsumiert, aber natürlich auch Bier“, sagt Cagna. Drei junge Leute, die zwei Flaschen Wodka trinken, das komme vor. „In dem Alter möchten sich manche profilieren, bei anderen geht es auch in die Sucht.“ Jungs seien beim Thema experimentierfreudiger, weiß Cagna. Sich den Alkohol zu besorgen, sei zumeist nicht schwierig. „Viele sehen älter aus, als sie sind. Die Jugendlichen haben ihre Strategien.“

Wenn Cagna bei ihren Gesprächen mit jungen Leuten von Problemen im Umgang mit Alkohol erfährt, versucht sie zu helfen. Bei Anzeichen für eine Sucht vermittelt sie Beratungstermine bei der Fachstelle Sucht der Bergischen Diakonie.

Alkohol gilt als Gesellschaftsdroge

Straffällige Jugendliche müssen die Beratung dort wahrnehmen, ein Jugendlicher nach einem Klinikaufenthalt nicht. „Alkohol bei Jugendlichen ist nach wie vor ein Thema, aber viele finden den Weg zu uns nicht“, sagt Sozialpädagogin Vanessa Oppermann von der Bergischen Diakonie. Zum Teil aus Scham, zum Teil, weil Alkohol als Gesellschaftsdroge akzeptiert sei. Dabei könne sich jeder kostenlos und anonym an die Fachstelle Sucht wenden. „Auch Eltern, die sich um ihre Kinder sorgen.“

>>> KREIS LIEGT LEICHT UNTER DEM LANDESDURCHSCHNITT

  • Im Landesdurchschnitt wurden 0,29 Prozent der Zehn- bis 19-Jährigen wegen einer akuten Alkoholvergiftung behandelt.
  • Die höchsten Anteile gab es 2016 für Patienten aus Münster mit 0,51 Prozent, gefolgt von Personen aus Hamm mit 0,45 Prozent. Die niedrigsten Quoten ermittelten die Statistiker für den Kreis Minden-Lübbecke (0,13 Prozent), gefolgt von Remscheid und dem Kreis Olpe (je 0,16).
  • Der Kreis Mettmann liegt mit 0,26 Prozent leicht unter dem Landesdurchschnitt. Hier war der Anstieg der Fallzahlen zur Vorjahr aber höher als auf Landesebene.