Heiligenhaus. . Der Kulturausschuss will möglichst an alle Heiligenhauser Opfer der Nazi-Gräuel erinnern. Neue Stolpersteine, Tafeln und Aktionen sind geplant.

Die Stadt Heiligenhaus wird verstärkt der Opfer der Nationalsozialisten und ihrer Gräueltaten gedenken. Das hat der Kulturausschuss in seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend auf Anregung der Sozialdemokraten beschlossen.

„Wir finden es sehr wichtig, gerade in dieser Zeit, etwas gegen das Vergessen zu tun“, sagte Klaus Glahn (SPD) und forderte, sich an das Schicksal aller Heiligenhauser zu erinnern, die von den Nazis deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Dies solle durch weitere Stolpersteine in der Stadt und durch Gedenktafeln geschehen.

Ebenfalls an Überlebende erinnern

Die Sozialdemokraten wollen dabei jedoch nicht nur jüdische Opfer der Pogromnacht und des Holocausts in den Blick nehmen, sondern auch an Behinderte, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Roma und Sinti sowie an Zeugen Jehovas. „Nicht zuletzt soll auch an die Überlebenden erinnert werden“, verlangt die SPD in ihrem Antrag. „Das ist uns ein wichtiges Anliegen“, ergänzte der Ausschussvorsitzende Thomas Rickal (SPD), und auch die übrigen Fraktionen unterstützten diese Forderung.

„Wir müssen alles dafür tun, dass es niemals wieder Nationalsozialismus gibt, betonte Ruth Orthlinghaus (CDU), verwies jedoch darauf, dass es bereits eine entsprechende Gedenktafel im Rathaus gibt, auf der aber keine Opfernamen verzeichnet sind. Zudem habe der jüdische Friedhof einen kleinen Gedenkstein, „der ist aber dermaßen verwittert“, dass er instand gesetzt werden müsste.

Stolpersteine alleine reichen wohl nicht aus

Der neue Kulturdezernent Thomas Langmesser hatte im Vorfeld der Sitzung bereits mit Stadtarchivar Hartmut Nolte recherchiert und 23 jüdische Menschen identifiziert, die während des Nazi-Regimes in Heiligenhaus lebten und denen man namentlich gedenken kann. Einigen dieser Nazi-Opfer werde zwar bereits in anderen Gemeinden mit Stolpersteinen gedacht, doch der Ausschuss war sich einig, dass dies für das Heiligenhauser Bemühen gegen das Vergessen keine Rolle spielen darf.

Langmesser mutmaßte allerdings, dass neue Stolpersteine alleine vielleicht nicht ausreichen, um die Erinnerung an die Opfer und die Nazi-Verbrechen lebendig zu halten, „sie müssen in ein Konzept oder eine Veranstaltung eingebunden werden.“ Als Vorbild hoben er und weitere Ausschussmitglieder etwa die evangelische Kirchengemeinde hervor, die regelmäßig die Messingplatten der Stolpersteine poliert. Gelobt wurde zudem das Engagement der Schulen, um sich an die deutsche Geschichte zu erinnern.

Recherche mit dem Stadtarchivar

Der Kulturausschuss beschloss letztlich einstimmig, dass die Verwaltung einen Arbeitskreis um Stadtarchivar Hartmut Nolte und Ruth Orthlinghaus einberufen soll, in dem alle Fraktionen vertreten sind. Ziel dieses Arbeitskreises ist es unter anderem, die Namen weiterer Nazi-Opfer aus Heiligenhaus zu recherchieren und zu klären, wo neue Stolpersteine verlegt werden können und welche weiteren Formen des Gedenkens sich umsetzen lassen.

>> CDU regt weitere Geschichtsprojekte an

  • Nicht nur an den Holocaust müsse man erinnern, findet CDU-Ausschussmitglied Ulf Kruse, sondern auch an andere Kapitel der deutschen Geschichte.
  • So wüssten kaum noch Jugendliche etwas über die Mauer und das geteilte Deutschland. Kruse könne sich daher ein gemeinsames Schulprojekt mit Ostdeutschland vorstellen.