Fast ganz Heiligenhaus kann dank Glasfasernetz mit Hochgeschwindigkeit surfen. Die Hofermühle muss dagegen auf schnelles Internet verzichten.
Während die „echte“ Autobahn sehr bald direkt vor der Haustür verlaufen wird, müssen die Bewohner der Hofermühle auf eine Datenautobahn verzichten. Nach dem Glasfaserausbau kann man in fast ganz Heiligenhaus mit Hochgeschwindigkeit surfen, den Süden der Stadt hat Netcologne aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht erschlossen. Sehr zum Leidwesen der Anwohner: „Für viele von uns ist die Bambus-Leitung mit den langsamen Geschwindigkeiten wirklich ärgerlich“, sagt Clarissa Freudewald, Vorsitzende des Bürgervereins (BV) Hofermühle.
Internet bekommen die Anwohner des Ortsteils nur über eine Kupfer-Leitung der Telekom. „Ein Ausbau des Netzes ist zum jetzigen Zeitpunkt dort nicht geplant“, teilt Telekom-Sprecher André Hofmann auf WAZ-Anfrage mit.
Vom dem Ausbau würden die Anwohner der Hofermühle aber profitieren. „Wenn mein Sohn zuhause im Internet Spiele zockt, haben wir anderen mit unseren Smartphones im Wlan schon ein Geschwindigkeit-Problem“, schildert Freudewald die digitalen Probleme des Alltags.
Sehr langsame Download-Geschwindigkeiten
Doch nicht nur für private Nutzer sei das ärgerlich. „Es gibt auch viele bei uns im Ortsteil, die von zuhause aus arbeiten“, sagt Freudewald. Eine davon ist die Architektin Anke Indra, die an der Ratinger Straße lebt und arbeitet. „Ich betreibe auch viel Recherche im Internet und arbeite mit großen Bildern. Die Webseiten brauchen sehr lange, um sich zu öffnen“, sagt sie.
Bei einem Speedtest im Internet erreichte Anke Indra zuhause eine Download-Geschwindigkeit von zwei bis fünf MBit/Sekunde. Andere Heiligenhauser Haushalte kommen (mit einigen Ausnahmen, siehe Infokasten) mit den neuen Glasfaseranschlüssen theoretisch sogar auf bis zu 140 MBit/Sekunde. Weiteres Ärgernis für die Hofermühle: auch der Mobilfunk sei „im Funkloch“ extrem schlecht, so Anke Indra.
André Hofmann von der Telekom empfiehlt der Stadt, für einen möglichen Ausbau des schnellen Internets Fördermittel zu beantragen. „Alles unter 30 MBit gilt als unterversorgt und förderfähig.“ Die städtische Wirtschaftsförderung war für eine Stellungnahme hierzu nicht erreichbar.
Leise Hoffnung auf den Innovationspark
Nicht nur die Freudewalds, auch andere Anwohner der Hofermühle haben digitale Probleme, wie sich bei Befragungen seitens des BV herausstellte. Abhilfe könnte eventuell das künftige Gewerbegebiet an der Ratinger Straße schaffen, das ab Sommer realisiert werden soll. Die Firmen dort sollen Glasfaserdirektanschlüsse erhalten, so Wirtschaftsförderer Peter Parnow: „Wenn Leerrohre verlegt werden, muss man sehen, ob dabei die Hofermühle mit angeschlossen wird.“ Eventuell könnten die Stadtwerke die Leitungen legen und an einen Betreiber vermieten. Fest stehe das aber noch nicht, so Parnow.
In der Hofermühle wird man sicher genau verfolgen, ob man bei dieser Gelegenheit direkt mit an das schnelle Internet angebunden wird. „Ich bin da absolut skeptisch“, sagt Clarissa Freudewald.
>>> RUND 80 PROZENT DER HAUSHALTE ANGESCHLOSSEN
- Rund 80 Prozent der Heiligenhauser Haushalte können an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Auf der „letzten Meile“ vom Verteilerkasten zum Kunden liegen Kupferkabel. Störsignale werden mit Vectoring-Verfahren ausgeschaltet, was für schnelle Geschwindigkeiten sorgen soll.
- Ausgenommen vom Glasfaserausbau sind noch zwei Bereiche im Radius von 500 Metern um die Hauptverteiler der Telekom – am Südring/Ecke Bergstraße und im Bereich der Bleibergstraße. Hier hat die Telekom die Ausbauhoheit. „Wir haben vor, Glasfaser in diesen Nahbereichen auszubauen. Es steht noch nicht fest, wann das sein wird“, sagt Telekom-Sprecher André Hofmann.
- Für Kabelkunden gibt es in Teilen von Heiligenhaus außerdem die Möglichkeit, Internetgeschwindigkeiten von bis zu 400 Mbit/Sekunde zu erreichen.