Heiligenhaus. . Naturschützer stellen in der Winterzeit Vogelhäuschen und -tränken auf, um die Tiere vor dem Hungertod zu bewahren. Das ist durchaus umstritten.
Mit den jüngsten Schneeflocken und der eisigen Kälte in Heiligenhaus ergibt sich jetzt für Tierfreunde die Möglichkeit, die Natur besser kennenzulernen. So empfiehlt der Naturschutzbund (Nabu), zur Winterzeit Vögel zu füttern. „Die meisten engagierten Naturschützer haben einmal als begeisterte Beobachter am winterlichen Futterhäuschen begonnen“, wirbt er. Gerade an Futterstellen ließen sich Vögel aus der Nähe beobachten, und für Kinder wie Jugendliche sei dies nicht nur ein Naturerlebnis, sondern sie könnten auch viel über die verschiedenen Arten lernen.
Dennoch ist die Fütterung unter Vogelfreunden durchaus umstritten. Das größte Argument dafür sei, so der Nabu, dass dadurch weniger Vögel verhungern. Manche Naturschützer lehnen allerdings ab, Meisenknödel zu kaufen und spenden ihr Geld lieber für gezielte Projekte – oder sie finden, dass der Hungertod im Winter zur Natur gehöre. Zudem erreichen Futterstellen in der Stadt, so die Experten, ohnehin nur einige Vogelarten, die nicht gefährdet seien.
„Fütterung unterläuft die Natur“
„Ich bin gegen die Winterfütterung, weil man damit die Natur unterläuft“, sagt Hans Schöttler, der Nabu-Stadtbeauftragte für Heiligenhaus. Schwache Tiere würden dadurch überleben und so bestehe das Risiko, dass sie Krankheiten verbreiten.
Allerdings schlagen zwei Herzen in Schöttlers Brust, denn gerade für Kindergartenkinder sei es toll, über die Futterstellen und Vogeltränken an den Naturschutz herangeführt zu werden. „Wenn Kinder füttern und Spaß daran haben, dann schützen sie die Tiere auch später“, vielleicht sogar noch als Erwachsene.
Jedoch gebe es einiges zu beachten, wenn man Vögeln mit zusätzlichem Futter helfen möchte. „Grundsätzlich sollte man qualitativ hochwertiges Futter aus dem Fachhandel besorgen“, so Schöttler, und wissen, welche Arten um das eigene Haus leben. So freuen sich zwar Meisen über Vogelhäuschen und Knödel, „das Rotkehlchen und der Buchfink sind aber Bodenfresser“ und ernähren sich nicht von Körnern, sondern von Obst, Rosinen oder Haferflocken. Hilfreich seien zudem flache Vögeltränken, die mit lauwarmen Wasser gefüllt werden sollten, damit sie nicht einfrieren. Auch ein unaufgeräumter Garten, in dem Laub und Äste herumliegen, sei vorteilhaft für die Tiere, denn „ein Zaunkönig wuselt unterm Laub herum“, um satt zu werden, nicht im Vogelhaus.
Jungtiere fressen nur Insekten
Stadtförster Hannes Johannsen empfiehlt Kindern ebenfalls, die Vögel im Garten oder auf dem Balkon zu füttern. „Nur wenn der Mensch etwas kennenlernt, ist er auch bereit, es zu schützen.“ Futterstellen sollten jedoch nur so gefüllt werden, dass die Tiere alles an einem Tag fressen. Das Häuschen sollte danach auch gereinigt werden. Sonst bestehe die Gefahr, dass das Futter durch Kot verunreinigt wird und sich deshalb Infektionskrankheiten verbreiten.
Der Fachmann rät außerdem, entweder am Ende nächster Woche, vor der Brutzeit, mit dem Füttern aufzuhören oder das Vogelhäuschen das ganze Jahr zu füllen – „alles andere ist mörderisch.“ Denn das Nahrungsangebot beeinflusst, wie viele Nachkommen ein Paar bekommt. Werde dieses Angebot dann plötzlich gekappt, würden ganz sicher einige Jungtiere sterben. Allerdings fressen sie keine Körner, sondern Insekten. Mit den Körnern helfen Naturfreunde jedoch den Eltern, die dann mehr Zeit haben, nach Insekten für den Nachwuchs zu jagen.
„Wir brauchen Mut zur Wildnis im eigenen Garten“
„Wir brauchen Mut zur Wildnis im eigenen Garten“, sagt Johannsen, „einen Ameisenhaufen dulden, nicht jedes Spinnennetz wegmachen und auch mal Holz verrotten lassen.“ Denn Insekten seien ab dem Frühjahr genauso wichtig für die Tiere wie gefüllte Vogelhäuschen. „Eine richtige Fütterung bedeutet eben mehr, als nur drei Hände Sonnenblumenkerne irgendwo auszulegen.“
>>> Umfangreiche Informationen und Ratschläge
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Informationen und Tipps zur Fütterung von Vögeln bietet der Naturschutzbund (Nabu) auf www.nabu.de/vogelfuetterung.
- Welches Futter für welche Art richtig ist, wissen auch Fachhändler. „Billige Futtertüten werden meist mit Weizen aufgefüllt“, weiß Förster Hannes Johannsen. Der sei aber für Fasane und werde von Amseln und Co. nicht angerührt.