Heiligenhaus. . Der Naturschutzbund (Nabu) legt Ergebnisse der Mitmach-Aktion ,Stunde der Wintervögel’ vor. Heiligenhauser haben sich fleißig beteiligt.

Der Naturschutzbund (Nabu) hat die Ergebnisse seiner bundesweiten Aktion ,Stunde der Wintervögel’ präsentiert. Der örtliche Kreisverband hatte zum Mitmachen aufgerufen, und auch die Heiligenhauser haben sich fleißig beteiligt. „Es ist nichts Überraschendes dabei, gute und schlechte Tendenzen der letzten Jahre setzen sich fort“, sagt der Heiligenhauser Wolfgang Gerß vom Kreisverband und früherer Landesvorsitzender.

Spitzenreiter ist die Kohlmeise, die sich von der Amsel den Platz eins zurückerobert hat. Auch in anderen Städten wurde diese Meise gesichtet; in diesem Winter ist sie in Deutschland die am weitesten verbreitete Art, muss sich aber bundesweit dem Haussperling als häufigstem Vogel geschlagen geben.

Die Hauptbeobachtung, die die 2011 eingeführte Mitmachaktion zeige, sagt Gerß, dass sich die Zusammensetzung der Vogelarten ändere und dass manche Arten deutlich häufiger werden. Das Klima wird immer milder, „und die Zugvögel sind die Verlierer dieser Entwicklung. Wenn es keinen richtigen Winter gibt, sind die einheimischen Vögel deutlich im Vorteil“. Sie sichern sich ganzjährig ihre Revier und die Futterquellen. Wenn die Fernzügler dann nach Heljens zurückkommen, stellen sie fest, dass sich bereits andere Arten an ihrem Futter gelabt haben. Zudem zieht etwa der Star dann später und der Zilpzalp gar nicht mehr.

Viele Amseln starben am Usutu-Virus

„Wir können mit unseren Ergebnissen keine wissenschaftlichen Schlussforderungen ziehen“, warnt Wolfgang Gerß. „Aber Tendenzen können wir sehen.“ Seitdem der 76-Jährige ein kleiner Junge war, habe es „ganz gewaltige Veränderungen“ gegeben. Vögel, die früher überall häufig waren, seien fast komplett verschwunden, darunter das Braunkehlchen und der Kuckuck, dessen Männchen früher im Angertal noch um ihre Reviere kämpften.

Dass Kohlmeise, Blaumeise, Haussperling oder Amsel häufig beobachtet wurde, hat der Vogelexperte erwartet, denn sie seien Vögel, die in Städten leben. Dass die Amsel den Spitzenplatz vom Vorjahr an die Kohlmeise abgegeben hat, führt der Nabu darauf zurück, dass erneut das Usutu-Virus ausgebrochen ist, an dem viele Amseln starben.

Ohnehin ist es schwer, nur aus den reinen Zahlen Rückschlüsse auf die heimische Tierwelt zu treffen. „Vögel, die menschliche Siedlungen scheuen, die werden nicht gesehen“, weiß Gerß. Dennoch finden sich solche in den örtlichen Daten. Darunter zwei Kormorane. Einen Rat hat das Nabu-Mitglied noch an alle Vogelliebhaber, diese sollten bei Zählungen vermerken, wenn Vögel nur überfliegen. Teichhühner und Höckerschwäne sind übrigens nicht in Gärten, sondern wohl an Seen gezählt worden.

Papageien haben sich im Rheinland ausgebreitet

Halsbandsittiche haben sich im Rheinland ausgebreitet.
Halsbandsittiche haben sich im Rheinland ausgebreitet.

Manch vermeintliche Überraschung ist aber für Vogelkundler völlig plausibel. So kommen die Halsbandsittiche zwar ursprünglich aus Afrika und Asien, „aber vor Jahrzehnten sind sie aus dem Kölner Zoo entwischt und haben sich im Rheinland verbreitet.“ Bei der ,Stunde der Wintervögel’ wurden im Kreis 55 dieser Papageien gezählt, das ist Platz 31 von 71.

Grundsätzlich geht jedoch laut dem Naturschutzbund die Anzahl der Vögel in Deutschland zurück. „Die wirklichen Probleme für die Vögel sind nicht in der Stadt oder in den Vorstadtbezirken, sondern auf dem offenen Land, wo es Landwirtschaft gibt.“ Denn die eingesetzten Pestizide töten die Insekten, die Vögel für ihre Jungtiere brauchen.

Zu Gelassenheit rät Wolfgang Gerß dagegen den Heiligenhausern, wenn Vögel die Elster im Garten auftaucht, die andere Nester plündern. „Die Natur hat den Tod einkalkuliert; es gibt immer zu viel Nachwuchs und zu wenig Futter für alle.“ Schließlich habe sich das Artenverhältnis über Jahrmillionen entwickelt, und es gebe gar keinen Grund, die Elster zu verteufeln.

Grundsätzlich freut sich Gerß, dass die Aktion gut angenommen wurde. „Jeder kann mitmachen. Gerade Kinder finden das toll, wenn Radau am Vogelbad ist.“ Sie lernen dabei außerdem viel über Naturschutz – und das ist für den Nabu eine schöne Nachwuchsförderung.

olisvögel.jpg
© Redaktion

Naturschutzbund freut sich über 125 000 Teilnehmer

  • Bundesweit haben mehr sich diesmal über 125 000 Vogelfreunde an der ,Stunde der Wintervögel’ beteiligt und mehr als 3,3 Millionen Vögel gezählt. „Das ist in jeder Hinsicht mehr als je zuvor“, freut sich der Naturschutzbund.
  • Im Kreis Mettmann gab es 696 Teilnehmer, die 13 683 Vögel gezählt haben. Alle Ergebnisse: www.stunde-der-wintervoegel.de