Heiligenhaus. . Zur „Stunde der Wintervögel“ hat der Naturschutzbund wieder aufgerufen. WAZ-Mitarbeiter Simon Klaus beobachtete die Piepmätze und zählte mit.

Ein Herz für Vögel hab ich schon lange: Als ich vier Jahre alt war, sind meine Eltern mit mir von einem Hochhaus in Heiligenhaus in eine Doppelhaushälfte in der Abtsküche gezogen, die quasi mitten im Wald liegt. Hier tummeln sich neben Eichhörnchen und Kaninchen eben auch viele verschiedene Vogelarten. Als der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) jetzt zur „Stunde der Wintervögel“ aufrief, war schnell klar: Da mache ich mit. Mein Patenonkel, der Förster Hannes Johannsen und meine Eltern haben mich schon als Kind mit Fernglas und Vogelkundebuch ausgestattet und an die Piepmätze herangeführt.

Zur Sicherheit mit Vogelkundebuch

Doch wirklich mitgezählt habe ich nie, deswegen war ich schon gespannt, was da so bei uns so herrumfliegt. Mit den letzten Weihnachtskeksen, Tee und dem guten, alten Vogelkundebuch – sicher ist sicher, wer weiß, welche seltenen Exemplare sich hier verirrten – nehnme ich gemütlich meinen Posten ein. Und siehe da: Als erstes taucht eines meiner Lieblingsvögel auf, eine Amsel. Dreht ein paar Runden durch den Garten, bedient sich am Futterhäuschen, verschwindet nach kurzer Rast wieder und wird von einem kleinen, süßen Rotkehlchen abgelöst.

Das Rotkehlchen genießt die Ruhe im Garten

Das stolziert langsam über das Gras, scheint genau wie ich die Ruhe nach den Feiertagen zu genießen und sich nicht zu hetzen. Seine Anwesenheit hält eine ebenfalls sehr zierlich wirkende Kohlmeise nicht davon ab, sich im rasanten Sturzflug dem Garten zu nähern und direkt mitten im Futterhaus zu landen.

Als die beiden friedlichen Vögel wieder weg sind, passiert erstmal eine lange Zeit nichts. So lange, dass ich mir irgendwann überlege, kurz im Vorgarten nachzuschauen. Hier sollen Meisenknödel die kleinen Piepmätze anlocken und gut durch den Winter bringen. Und siehe da: Volltreffer!

Schwanzmeisen in Hülle und Fülle

Anfangs sitzen dort zwei Blaumeisen, die aber in ihrer Zweisamkeit schon bald von sage und schreibe neun Schwanzmeisen gestört werden, die sich über das Futter hermachen und den ganzen Baum besetzen. Nach einigen Minuten sind auch sie wieder verschwunden und es kehrt Ruhe ein.

Einige Piepmätze scheuen das Rampemlicht

Die Ausbeute der Stunde enttäuscht mich etwas, sonst halten sich auch wesentlich seltenere Vögel wie Buntspechte, Grünspechte, Kleiber oder Eichelhäher bei uns auf. Sie scheuen wohl das Rampenlicht und zeigen sich ausgerechnet in der Stunde der Zählung nicht. Was aber klar ist: Vögel gib t es hier so nahe des Waldes mehr als genug.

Vögel ruhig das ganze Jahr hindurch füttern

Auch Lieselotte Grunwald freut sich immer, wenn sie Vögel in ihrem Garten sieht. Dort beobachtet sie vor allem typische Vögel, aber auch eher seltene wie einen Eichelhäher. Damit dies so bleibt, sollte am besten das ganze Jahr über Futter für die gefiederten Freunde angeboten werden, da die natürlichen Nahrungsquellen wie Insekten durch den Rückgang von Hecken und Büschen nicht mehr so verlässlich vorhanden sind. Die Befürchtung, dass alte Vögel ihrem Nachwuchs bei ganzjähriger Fütterung gar nicht mehr beibringen können, selbst nach Futter zu suchen, besteht nicht. In England ist eine ganzjährige Fütterung schon lange gang und gäbe.

So, die Kekse sind fast aufgegessen, der Tee getrunken und ich mal wieder überzeugt vom Leben mitten in der Natur. Denn so ein Schauspiel kann man mitten im Großstadtdschungel nicht beobachten. Hoffentlich verlieren wir nicht zu viele Singvögel an andere Länder, die uns in der Fütterungsroutine voraus sind.