Heiligenhaus. Viele bemängeln das System der Prioritätenliste. Wir haben eine betroffene Mutter mit dem Jugendamt über dieses System diskutieren lassen.

Die Kita-Platzvergabe ist für viele Heiligenhauser Eltern ein Buch mit sieben Siegeln. Drei Prioritäten für einen Wunsch-Kindergarten können angegeben werden, doch bis der Nachwuchs seinen Platz gefunden hat, kann es manchmal dauern. Warum das so ist, wo es im Vergabeverfahren zu Problemen kommen kann, darüber haben Sabine Eberlein, eine betroffene Mutter, sowie Almuth Schildmann-Brack vom Jugendamt diskutiert.

Sabine Eberlein im Gespräch mit Almuth Schildmann-Brack vom Jugendamt.
Sabine Eberlein im Gespräch mit Almuth Schildmann-Brack vom Jugendamt.

Penny ist zwei Jahre – und Mama Sabine möchte gerne, dass sie in eine Kita geht. „Ich habe sie sofort nach der Geburt angemeldet, aber ich wusste, das wird schwer, in unsere Wunsch-Kita zu kommen“, berichtet sie. Denn, so erklärt Almuth Schildmann-Brack: „Wir haben eine Trägerautonomie. Das heißt, der jeweilige Träger entscheidet über die Aufnahme der Kinder in seiner Einrichtung.“ Und das sind neben der Stadt in Heiligenhaus viele weitere Betreiber, wie zum Beispiel die beiden Kirchen.

Härtefälle haben immer Vorrang

Und da gibt es unterschiedliche Ausrichtungen in den Kitas und diverse Kriterien für die Aufnahme, die erfüllt werden müssen. „Mir war klar, dass ich schlechte Karten habe, denn ich bin Hausfrau, mein Mann geht arbeiten, wir sind eben kein Härtefall“, so Eberlein. Denn Alleinerziehende oder auch Eltern, die beide berufstätig sind, die haben immer Vorrang auf einen Platz, berichtet Schildmann-Brack.

Doch nicht nur Kinder ab drei Jahren, sondern auch noch Jüngere haben einen Rechtsanspruch auf einen Platz. „Wir schaffen es, für alle Kinder über drei Jahren einen Platz zu finden, aber schwierig ist das bei den Kleineren“, bestätigt Schildmann-Brack. „Seit 2013 sind wir Kommunen in der Pflicht, dem Bedarf gerecht zu werden. Man muss aber wissen: Je mehr Kinder U3 sind, desto kleiner muss die Gruppe sein – aber wir haben insgesamt einen ganzen Jahrgang mehr zu betreuen.“ Und die Rechnung stellt die Städte vor Probleme.

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Lieber eine große Kita wählen

Um das auszugleichen, habe man in Heiligenhaus die Kindertagespflege ausgebaut. Auch Sabine Eberlein konnte hier einen Platz bekommen. „Ich habe das Glück gehabt, eine Tagesmutter zu finden, und am Ende, durch einiges hin und her, eine Zusage in einer Kita bekommen“, freut sie sich. Einfach sei das aber nicht gewesen.

„Alles richtig gemacht“ habe Eberlein, findet Schildmann-Brack. Nachgefragt, gekämpft, überlegt. „Man sollte sich nie scheuen, überall anzurufen.“ Und was hat Eberlein gelernt? „Wenn man kein Geschwisterkind bereits in einer Kita hat oder sich nicht auf einen Härtefall berufen kann, sollte man lieber eine große Kita wählen.“

Immer wieder bei den Trägern nachfragen

„Wir werden nie dahin kommen, dass wir alle Wünsche erfüllen werden können“, sieht es Almuth Schildmann-Brack vom Jugendamt ganz nüchtern. „Aber wir werden auf jeden Fall dafür sorgen, dass alle Kinder einen Platz erhalten – nur möglicherweise eben nicht die Wunsch-Kita.“ Das Vergabesystem mit Priorisierung von Einrichtungen hat die Stadt mit den Trägern 2014 eingerichtet. Dadurch sollte vermieden werden, dass sich Kinder auf mehreren Wartelisten gleichzeitig befinden und somit der Überblick verloren wird. Somit hatte man die Vergabe zum ersten Mal gebündelt, so dass in weiteren Runden freie Plätze vergeben werden können.

Kleiner müssen die Gruppen sein, wenn auch Kinder unter drei Jahren dort sind.
Kleiner müssen die Gruppen sein, wenn auch Kinder unter drei Jahren dort sind.

Und so funktioniert es: Bis zum 30. November muss die Anmeldung eingereicht werden. In der ersten Woche (im Januar) kriegen die Kinder der ersten Priorität eine Zusage. Eine Woche Zeit haben die Eltern dann für eine Rückmeldung, ob sie den Platz annehmen. Dann geht es, mit möglichen freien Plätzen in Runde zwei und drei nach dem gleichen Muster. „Hier würde ich mir wünschen, dass Eltern auf dem Laufenden gehalten werden“, findet Sabine Eberlein, doch Schildmann-Brack erklärt: „Das System kann sich innerhalb dieser drei Wochen ständig neu generieren, am Ende kann es sogar sein, dass ich noch in meine Wunsch-Kita komme.“ Schildmann-Brack appelliert an die Eltern, sich bei Problemen ans Jugendamt zu wenden.“ Wir versuchen dann gemeinsam, eine Lösung zu finden.“