Heiligenhaus. . Der Betreuungsbedarf wächst: Immer mehr Familien mit Kindern ziehen nach Heiligenhaus. Awo und SKFM sorgen für neue Angebote.
- Alleine bis Ende Oktober hat es im laufenden Jahr Zuzüge von 70 Kindern mit Betreuungsbedarf gegeben
- Mehr Kinder, mehr Kita-Plätze: Um das zu schaffen, muss sich Heiligenhaus ziemlich ins Zeug legen
- Die Awo will zunächst in einem Provisorium in der Innenstadt mit drei neuehn Gruppen an den Start gehen
Mehr Kinder, mehr Kita-Plätze: Um das zu schaffen, muss sich Heiligenhaus „gehörig an die Decke strecken“. So formulierte am Dienstagabend Thomas Langmesser im Jugendhilfeausschuss die Bemühungen der Stadt, den gestiegenen Betreuungsbedarf zu decken. Der Jugendamtsleiter und sein Team aktualisieren monatlich die Daten der Mädchen und Jungen im Kita-Alter, um so gut wie möglich auf die Lage eingestellt zu sein. Fakt sei jedoch, dass durch massive Zuzüge von Familien mit kleinen Kindern eine passgenaue Planung nahezu unmöglich sei.
Alleine bis Ende Oktober habe es im laufenden Jahr Zuzüge von 70 Kindern mit Betreuungsbedarf gegeben. Und damit sei für 2016 noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, denn viele Familien meldeten sich erfahrungsgemäß erst zum Jahresende am neuen Wohnort an. Viele der jungen Familien, die es ins Stadtgebiet ziehe, bekämen hier weitere Kinder. Eine grundsätzlich sehr positive Entwicklung, die die Stadt jedoch vor ein Betreuungsproblem stellt. Denn: „Der Ausbau der städtischen Kindertagesstätten ist mit dem Ausbau der sechsten Betreuungsgruppe in der Kita Steppkeshaus ausgereizt“, heißt es von der Verwaltung.
Erfreuliche Nachrichten dazu gibt es von der Awo im Kreis Mettmann. Sie plane den Neubau einer zweiten Einrichtung im Stadtgebiet. „Zum 1. August 2017 geht sie mit drei Gruppen an den Start“, kündigt Almuth Schildmann-Brack vom Jugendamt an. Zunächst in einem Provisorium. Darin will die Awo 55 Plätze für Kinder unter und auch über drei Jahren schaffen. „Das bringt richtig Entlastung“, freut sich Schildmann-Back. Später soll noch eine weitere Gruppe dazu kommen. Läuft alles nach Plan, könnten im anstehenden Kita-Jahr alle Kinder über drei Jahren versorgt werden.
Erst drei, dann vier Gruppen
Und auch mit dem SKFM Velbert/Heiligenhaus hat die Stadt erfolgreich verhandelt. Der Sozialdienst will neun zusätzliche Plätze für Knirpse unter drei Jahren in einer weiteren Großtagespflegestelle schaffen. Dafür werden aktuell noch passende Räumlichkeiten im Osten des Stadtgebietes (Hetterscheidt) gesucht, so Thomas Langemesser zur WAZ.
Die im laufenden Jahr zusätzlich eingerichteten Kita-Plätze in der kleinen Robbeninsel und im Steppkeshaus, und auch ein Teil der zukünftig entstehenden Betreuungsmöglichkeiten, könnten jedoch räumlich nicht unbedingt dort geschaffen werden, wo der Bedarf besonders groß sei. „Wir haben ein Ost-West-Gefälle im Stadtgebiet“, erläuterte Thomas Langmesser im Ausschuss. Demnach seien vor allem in Isenbügel und Hetterscheidt Plätze gefragt, heißt es vom Jugendamt. Dort seien die Wartelisten in den Kitas besonders lang.
Neue Kita in der Innenstadt
„Wir müssen manchen Eltern diese längeren Wege einfach zumuten“, so Langmesser. „Die Awo-Kita wird im Innenstadtbereich realisiert“, sagte Jugenddezernent Michael Beck auf Anfrage der SPD. Zudem sei die Verwaltung mit einem weiteren Träger im Gespräch, der im Osten der Stadt Plätze anbieten möchte. „Wir sind auf dem Weg, es ist aber noch nichts spruchreif“, so Beck.
Positive Resonanz
Zu undurchsichtig, zu komplex: Wie berichtet, kritisierten Eltern das hiesige Vergabesystem für Kita-Plätze. Auf Wunsch der CDU kam das Thema am Dienstagabend im Jugendhilfeausschuss auf den Tisch. Seit November 2014 wird die Vergabe der Betreuungsplätze in den elf Heiligenhauser Einrichtungen über das computergestütztes System Kita VM gesteuert. So sollten die Anmelde- und Vergabeprozesse verbessert werden. Bis zu diesem Zeitpunkt existierte in Heiligenhaus — wie in vielen anderen Kommunen auch — kein zentrales Vergabesystem. Was zur Folge hatte, dass viele Eltern ihre Kinder in mehreren Einrichtungen anmeldeten und deshalb teils auch mehrere Zusagen erhielten. Plätze mussten wieder abgesagt und an andere Familien neu vergeben werden. Dieser organisatorische Aufwand sollte mit der Einführung von Kita VM reduziert werden.
Zeit und Wege sparen
Sowohl Stadt, als auch Träger seinen von dem neuen System überzeugt, das Feedback sei durchweg positiv, hieß es vom Jugendamt. Und auch die Mehrheit der Eltern sei zufrieden. Denn durch das neue Vergabesystem entfalle die Vorstellung in mehreren Kitas. Eltern entscheiden sich bis November eines Jahres für eine Einrichtung und geben dort ihre Daten auch direkt zwei weitere Alternativen an, um ihre Chancen auf einen Platz zu erhöhen. Eltern, die sich vorher bis zu elf Einrichtungen angesehen hätten, könnten sich Zeit und Wege sparen. Und auch in den Kitas selbst entfalle dadurch Verwaltungsarbeit.
Ab Januar des Folgejahres erfolgt die Platzvergabe für das anstehende Kita-Jahr in drei Runden. Laut Stadtverwaltung erhalte ein Großteil der Familien letztlich einen Betreuungsplatz für ihre Knirpse in der Wunscheinrichtung Nummer eins. Demnach wären im aktuellen Kita-Jahr von 241 Plätzen 217 in Priorität eins vergeben worden.