Heiligenhaus. . Studentin Isabell Koeters ist ein großer Fan des Projekts am Campus. Wohnen wird sie in dem Bau zwar nie, doch er sei wichtig für junge Menschen.
Die Studentin Isabell Koeters ist wohl der größte Fan des künftigen Wohnheims an der Campusallee. Dabei wird sie dort nie einziehen. Denn in gut einem Jahr führt ihr duales Studium die angehende Industriemechanikerin und Maschinenbauerin nach Bochum. Das Wohnheim sei für Heiligenhaus aber ein großer Gewinn, findet sie.
Als die 20-Jährige vor fast anderthalb Jahren nach Heiligenhaus zog, hatte sie auf ein rasante Studentenszene gehofft, „auf Spaß, Partys, dass ich schnell Anschluss finde“. So hatte sie es zuvor in Dortmund erlebt. „Aber unsere Orientierungswoche war eine Campusführung und ein zweistündiges Grillen.“
Gleichaltrige kennenzulernen, ist schwierig
Koeters ist aber überzeugt: „Sobald das Wohnheim gebaut ist, stärkt es das junge Leben in der Stadt.“ Das sei auch nötig: „Ich finde schon, dass Heiligenhaus eine Rentnerstadt ist.“ Zwar ist sie in eine Wohngemeinschaft gezogen, aber das echte studentische Flair fehlt. „Mich stört, dass ich hier nur wenige Leute in meinem Alter kennenlernen kann.“ Künftige Studenten werden damit kein Problem haben, hofft sie, denn sie werden zusammen wohnen, gemeinsam kochen und Lerngruppen bilden.
Derzeit schreiten die Bauarbeiten für das Wohnheim gut voran, doch frühestens im Herbst nächsten Jahres sollen sie beendet sein. Eine Warteliste für Mieter der sechs Einzel- und 18 Doppelapartments gibt es laut Akademischem Förderungswerk (Akafö) in Bochum aber noch nicht.
Verändert habe sich jedoch bereits etwas in der Stadt, sagt Professor Dr. Marco Schmidt, der an der Hochschule unterrichtet. Allein durch den neuen Campus gebe es schon mehr Veranstaltungen, die von der Fachschaft organisiert werden. „Außerdem bin ich überzeugt, dass es bald mehr Studenten gibt, die hier leben.“ Isabell Koeters hält dagegen, eine richtige Studentenszene gebe es noch nicht. „Viel mehr als einen Beer-Pong-Wettkampf gab es nicht“, sagt sie.
„Die Stadt muss Angebote schaffen“
Gerne würde sie in Heljens feiern gehen, doch ihre Freunde, die sie auf der Arbeit bei Rheinkalk in Wülfrath gefunden hat, kommen dafür nicht nach Heiligenhaus. Die meisten Arbeitskollegen in ihrer Clique leben in Essen und wollen nach einer einzigen Privatparty erstmal nicht mehr zum Feiern ins Niederbergische kommen. Schuld sei vor allem der schlechte öffentliche Nahverkehr: „Wer etwas trinken will, kommt hier nachts ohne Auto nicht mehr weg.“
Dennoch mag Isabell Koeters ihr Leben hier. „Heiligenhaus ist eigentlich richtig schön“, sagt die junge Frau aus dem münsterländischen Dülmen. Sie will der Stadt nicht anlasten, dass sie mit übertriebenen Erwartungen hergezogen ist. „So traurig das ist: Ich verbringe hier keine Freizeit. Hier studiere ich nur noch.“ Selbst ins Fitnessstudio fährt sie nach Ratingen.
„Die Stadt muss für junge Leute neue Angebote schaffen“, findet Koeters, „vielleicht schöne Kneipen.“ Auch das Akademische Förderungswerk wolle das studentische Leben fördern, so Akafö-Sprecher Marian Thöne, zusätzliche Angebote für Studenten seien aber keine Bedingung für den Wohnheimbau. „Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen aus Heiligenhaus.“
Das Großstadtleben lockt die junge Frau
Indes freut sich Isabell Koeters aufs Studium in Bochum, für das sie erneut umziehen will. Vielleicht nach Essen, weil sie weiterhin bei Rheinkalk arbeiten wird. „Ich fühle mich zu jung für eine Kleinstadt. In meinem Alter muss es etwas Größeres sein.“ Daher könne sie sich auch vorstellen, nach dem Studium in einer ausländischen Großstadt zu arbeiten. „Später mit einer Familie und Kindern will ich aber in einer Kleinstadt oder auf dem Land leben.“ Vielleicht kommt sie dann ja nach Heiligenhaus zurück und staunt, wie ihr Lieblingsbauprojekt, das Wohnheim, die Studentenszene belebt hat.
>>> Der Neubau kostet gut 4,5 Millionen Euro
- Der Neubau soll etwa 4,5 Millionen Euro kosten, die das Land NRW bezahlt; der Bund übernimmt 562 000 Euro.
- Das Förderprogramm verlangt, dass die Miete höchstens 280 Euro und 20 Euro für Möbel beträgt. Auf lange Sicht könnten auch Senioren und Familien einziehen. Die Wohnungen sollen flexibel nutzbar sein.