Heiligenhaus. . Der Wuppertaler ist Drittsemester an der Hochschule. Er wohnt bewusst nicht in Heiligenhaus, sondern pendelt lieber regelmäßig mit dem Auto.
- Student Mark Grunenberg fühlt sich wohl am Heiligenhauser Campus der Hochschule Bochum
- Herziehen will der angehende Elektrotechniker jedoch nicht. Seine Familie und seine Freunde in Wuppertal
- Er wünscht sich keine Studentenkneipe, dafür aber deutlich mehr Parkplätze in der Innenstadt
Mark Grunenberg ist seit gut anderthalb Jahren in Heiligenhaus, doch bisher kennt er nur wenig von der Stadt. Denn der 26-Jährige gehört zur Mehrheit der Studenten am örtlichen Campus: Er wohnt nicht in Heljens, sondern pendelt. „Schön ist es aber, das muss ich ehrlich sagen“, räumt Grunenberg ein, und hätte es ihn direkt nach dem Abitur ins Niederbergische verschlagen, wo er jetzt Elektrotechnik studiert, er hätte sich bestimmt eine Wohnung gesucht.
Doch er hat bereits in ein Lehramtsstudium in Wuppertal hineingeschnuppert und eine Ausbildung in Rostock hinter sich. Als er noch Lehrer werden wollte, „hatte ich in Wuppertal das pralle Studentenleben“, natürlich auch die Partys. Doch das war nicht wirklich was für ihn, „mir fehlte die Selbstdisziplin“. Dagegen mochte er die Ausbildung als Schiffsmechaniker umso mehr; dafür ist er drei Jahre lang nach Ostdeutschland gezogen. „An Bord habe ich meine Leidenschaft für Technik entwickelt“, sagt Grunenberg, „aber auch wirklich Familie und Freundschaften schätzen gelernt.“ Beides ist in Wuppertal, also wohnt er auch weiterhin dort.
Fehlende Partyszene empfindet er als Vorteil
„Mein Leben findet bewusst woanders statt als in Heiligenhaus. Ich verbringe hier keine Freizeit. Dass hier kein Halligalli ist, finde ich aber super.“ Dass es keine Partyszene gibt, empfindet er eher als Vorteil. Ohnehin sind für ihn und viele seiner Kommilitonen, die ebenfalls dual studieren und dabei in Betrieben ausgebildet werden, Studentenkneipen nicht das Wichtigste. Neue Freundschaften schließen die Kommilitonen nicht an einem Tresen oder auf der Tanzfläche, sondern in ihren Betrieben.
„Heiligenhaus ist keine Studentenstadt, aber die Studenten sind hier zufrieden“, sagt Grunenberg und beginnt zu schwärmen: die Hochschule habe das Flair einer Privat-Uni. „Wir haben nur eine geringe Größe und dadurch ein persönliches Verhältnis zu unseren Dozenten.“ Und eine Hochschulstadt wie Düsseldorf, Essen oder Bochum werde Heljens sowieso nicht, sagt Grunenberg. Das sei auch gar nicht nötig, weil junge Menschen hier ja bereits gerne und erfolgreich studieren.
„Das Nahversorgungszentrum tut nicht Not“
Es es gibt Momente gibt, in denen er sich wünscht, nicht regelmäßig pendeln zu müssen. Insbesondere dann, wenn er abends nach den Vorlesungen nach Hause will. „Mir geht schon viel Zeit im Auto flöten.“ Und diese Fahrten sind meist kein Vergnügen: „Seit über einem Jahr ist fast immer irgendwo eine Baustelle, und es gibt irgendwelche Verkehrsprobleme und Umleitungen. Die Wege in die Stadt sind zu.“
Dort sollte die Stadt lieber ansetzen, das sei viel sinnvoller als eine Studentenkneipe. „Das Nahversorgungszentrum tut auch nicht Not“, sagt er und lacht. Das Gelände werde nämlich dringender für Parkplätze gebraucht. An seinen zwei Vorlesungstagen pro Woche, die übrigen Arbeitstage ist er im Betrieb, sei es am Campus und in der Innenstadt nicht selbstverständlich, einen Parkplatz zu bekommen, auch die Professoren würden dasselbe Problem beklagen.
Bald studiert er komplett in Bochum
So groß ist der Ärger über Baustellen jedoch nicht, dass der junge Mann nie nach Heiligenhaus ziehen würde. Er arbeitet beim örtlichen Unternehmen IMS, lernte sein Handwerk aber auch in der Ausbildungswerkstatt von Rheinkalk in Wülfrath. Dorthin hätte er auch pendeln müssen, wenn er in Heiligenhaus gewohnt hätte. Ein weiteres Argument, das für ihn dagegen spricht, ein Heiligenhauser zu werden, ist sein Studienplan: Ab dem fünften Semester, in einem guten Jahr, studiert er komplett in Bochum.
Ab und an hat er trotzdem in die hiesigen Immobilienanzeigen gelünkert. Sein Arbeitgeber umwerbe ihn bereits und wolle ihn nach dem Bachelor anstellen. Vielleicht zieht er dann also doch um? „Die Mieten sind viel höher als in Wuppertal oder Essen.“ Über eine Wohnung, die er sich mit seinem jetzigen Lohn nicht leisten kann, will Mark Grunenberg sich nicht den Kopf zerbrechen. Sein Fazit ist aber positiv: „Ich fühle mich in Heiligenhaus sehr wohl, auch wenn ich hier nicht wohne.“