Heiligenhaus.. Vor 20 Jahren wurden vierstellige Postleitzahlen aussortiert. Doch 5628 war nicht nur auf Briefumschlägen zu sehen – für die Heiligenhauser Musikszene war sie eine ganz besondere Zahl.

Es sind bloß vier Zahlen, die erstmal Ruhe hervorrufen. Den Hörer vom Telefon abgenommen, geben wir die Zahlen 5 – 6 – 2 – 8 ein. Natürlich nicht ohne Hintergedanke, auch wenn wir nicht wissen, wen wir am anderen Ende der Leitung erwischen. Einige Sekunden lang ist gar nichts zu hören, dann ein schnell aufeinanderfolgendes Tuten, als wenn besetzt wäre.

Die Nummer ist heute offensichtlich nicht vergeben, dabei hatte sie einst große Bedeutung für Heiligenhaus: Bis vor 20 Jahren war 5628 die Postleitzahl dieser Stadt. Am Montag wird die 42579, die heute auf Briefen stehen muss, 20 Jahre alt. Den Geburtstag der fünfstelligen Postleitzahl haben wir zum Anlass genommen, mal nachzuforschen: Was ist von 5628 noch in Heiligenhaus geblieben?

Hm, bei der Telefonnummer sind wir schon mal nicht fündig geworden. Dabei wäre die doch genau das Richtige für den ersten Bürger der Stadt, oder? Natürlich steht bei der Politik der Fortschritt im Vordergrund, aber so eine leicht spießige Heimatverbundenheit würde doch ganz gut ins Rathaus passen. Nun ja, versuchen wir es weiter. Das Postamt ist auch mit der Zeit gegangen – ebenso die alten Stempel. „Fragen Sie doch mal bei Briefmarkensammler“, kriegen wir zu hören. Na, logisch.

„Sicher habe ich die noch“, antwortet Werner Olligschläger auf die Frage. Und zwar wie aus der Pistole geschossen. Ist doch Ehrensache für den 1. Vorsitzenden des Briefmarken-Sammlervereins Heiligenhaus. Tatsächlich: 5628 – abgestempelt am 28. Dezember 1969, ist der Druck auf dem Umschlag noch immer bestens zu erkennen. „Diese Stempel sind wichtig für diejenigen, die eine Heimatsammlung aufbauen“, sagt Olligschläger. So wie sein Vereinskollege Helmut Kuhle, der auch schon seine Kollektion ausgestellt und ein Buch darüber verfasst habe. Dass es heute nun fünf statt vier Zahlen sind, stört ihn nicht.
„5628 – das war eine aufregende Zeit“
Genau wie Werner Olligschläger hat auch Thomas Schardt die 5628 noch immer zu Hause. Und für den 43-Jährigen hat diese Zahl eine ganz besondere Bedeutung. „Ich habe noch zehn, zwanzig Platten“, sagt Schardt und denkt an die späten Achtziger Jahre zurück. Da war er nämlich Schlagzeuger von Rüpelheim, einer von vier Heiligenhauser Bands, die die Langspielplatte namens 5628 aufnahmen. „Das war eine aufregende Zeit damals, und sie war geprägt von Ingold Schneider“, erinnert er sich, „er war sozusagen der Gottvater der Heiligenhauser Musikszene.“ Neben Rüpelheim, einer Schülerband, die deutschen Rock spielte, haben sich 1988/89 noch Vantress (Metal), Lifeform 28 (Elektropop/Rock) und die Bobby-Butts-Band (Scottsrock) auf dem Sampler verewigt, auf dem Cover groß zu sehen: Heiligenhaus’ alte Postleitzahl. Berühmt sind die Musiker durch 5628 nicht wirklich geworden, „für uns zählte auch mehr das Aufnehmen einer LP an sich“, sagt Thomas Schardt. Wer nicht selbst eine Scheibe besitzt, kann die Stücke wohl nicht mehr hören. „Ich glaube nicht, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, das zu digitalisieren.“

So ein Ärger aber auch, dies war unsere größte Hoffnung, die 5628 noch einmal aufleben zu lassen. Der Club hat dies auch versucht, mit einer gleichnamigen Partyreihe. „Wir wollten damit die Altersgruppe der 1960 bis 1970 Geborenen ansprechen, die mit dieser Zahl noch etwas anfangen kann“, sagt Ubald Stark, „aber die Party gibt’s aber seit fast zwei Jahren nicht mehr.“ So ist das halt, die Zeit ist unerbittlich. Wenigstens wissen nun die Unterzwanzigjährigen, dass es früher mal eine andere Postleitzahl gab und was es mit der 5628 auf sich hatte. Ach ja, wollen wir ja nicht vergessen: Herzlichen Glückwunsch, 42579!