Heiligenhaus. . Schon gut 71 000 Fahrgäste haben die Ehrenamtler vom Bürgerbusverein befördert. Der Bedarf steigt, aber das Streckennetz darf nicht wachsen.
Mit Sekt stoßen sie auf den Geburtstag an und auf eine echte Heiligenhauser Erfolgsgeschichte. Der Bürgerbusverein besteht seit fünf Jahren und hatte seitdem gut 71 000 Fahrgäste. Diese Zahl freut die Fahrer, die zu ihrem monatlichen Treffen zusammengekommen sind.
„Die Kasse ist eröffnet“, ruft Geschäftsführer André Saar nach dem Sekt und nimmt die Einnahmen der Fahrer entgegen, dann erstellt er den Plan, wann welcher Ehrenamtler sich im Dezember hinters Steuer setzt. Er ruft die Schichten auf, und die Vereinsmitglieder antworten laut mit ihren Nachnamen. Wer sich zuerst meldet, bekommt meist die Schicht. Zwei Fahrer und zwei Ersatzleute, dann geht’s zum nächsten Tag.
„Manchmal geht das so schnell, dass man kaum was mitkriegt“, sagt Sabrina Bönnemann, eine der wenigen Frauen im männerdominierten Verein. Diesmal bekommt sie viele ihrer Wunschfahrten, darunter den 23. Dezember. „Familie ist mir wichtig und dass Großeltern zu ihren Verwandten kommen“, sagt die 36-Jährige. Sie hatte ein soziales Hobby gesucht und „für mich ist der Bürgerbus die perfekte Lösung“, sagt Bönnemann. „Ich finde schön, dass ich hier anderen helfen kann. Und es gibt dafür direkt ein Dankeschön.“ Derzeit sucht die Handelsassistentin und frühere Zeitsoldatin einen neuen Job, aber für sie ist klar, dass sie mit einer Stelle dem Verein treu bleibt: „Dann übernehme ich Fahrten in meinem Urlaub.“
Ein Großteil ist bereits im Ruhestand
Der Großteil der fast 40 Fahrer sind bereits im Ruhestand, nur eine Handvoll sind noch berufstätig. Bis dahin wollen Volker de Nadi (65) und Manfred Steinhaus (67) aber noch viele Jahre dabei sein. Sie sind Gründungsmitglieder und wissen: „Gerade die alten Leute können sich den Bürgerbus nicht mehr wegdenken, die kommen sonst nicht mehr in die Stadt.“ Er verbindet sowohl den Nonnenbruch als auch die Wassermangel mit der Innenstadt. Ohnehin seien die Fahrgäste dankbar für das Angebot, meist steigen Senioren und Mütter mit Kindern ein. Ob Rollatoren oder Einkaufstaschen, die Fahrer helfen, diese im Bus zu verstauen, und bekommen als Dankeschön auch schon mal eine Schokolade.
„Wir sind eine soziale Einrichtung“, sagt der Vorsitzende Rolf Watty, denn viele ältere Fahrgäste könnten nicht mehr in die Innenstadt laufen oder zur nächsten regulären Haltestelle der Rheinbahn, „und viele Witwen haben keinen Führerschein“. Zudem gehören deshalb Altenheime, Friedhöfe und auch Geschäfte mit zu den Routen.
Keine Fahrten nach Isenbügel und in die Oberilp
Viele Heiligenhauser wünschen sich, so Watty, dass der Bürgerbus auch in Isenbügel, in der Heide oder in der Oberilp fährt. Doch dazu werde es nicht kommen. Denn der Verein darf nur Strecken bedienen, auf denen keine Linienbusse der Rheinbahn fahren.
Etwas Neues wird es aber dennoch geben: In den nächsten Jahren möchte der Verein sich einen komfortableren Bus kaufen, ein Niederflurfahrzeug mit acht Plätzen. Dann müssten Fahrgäste und Fahrer Rollatoren nicht mehr in den Bus hieven, sondern könnten ihn hineinrollen. Darauf freuen sich viele der ehrenamtlichen Fahrer – und auch die noch wenigen Fahrerinnen.
>>> Der Verein sucht neue Fahrer
Der Verein kann immer neue Fahrer brauchen, die einen Führschein Klasse B haben und maximal 80 Jahre alt sind.
Der Bürgerbus fährt montags bis freitags in zwei Schichten von 9 bis 13 und von 14 bis 18 Uhr. Mittwochs und samstags, an Markttagen, beginnt die erste Fahrt schon um 8.30 Uhr am Basildonplatz. Eine Fahrt kostet 1,50 Euro, mit Wertmarke des Behindertenausweises nichts. Weitere Informationen gibt’s auf www.buergerbus-heiligenhaus.de