Heiligenhaus. . Bei einer Podiumsdiskussion am Gymnasium stellten die Direktkandidaten im Wahlkreis ihre Positionen für die Landtagswahl vor. Reger Austausch.

  • Regionale Direktkandidaten für die Landtagswahl stellten sich in einer Podiumsdiskussion am IKG vor
  • Unterschiedliche Positionen äußerten die Kandidaten beim Thema Abitur nach acht oder neun Jahren
  • Auch über die Sicherheitspolitik wurde kontrovers diskutiert. Schüler waren interessiert bei der Sache

Wie begeistert man Schüler für Politik? Ganz einfach: Indem man Politiker in die Schule bringt. Bei einer Podiumsdiskussion zur NRW-Landtagswahl (14. Mai) am Gymnasium trafen am gestrigen Dienstag sieben Direktkandidaten für den Wahlkreis Mettmann III (Ratingen und Heiligenhaus) aufeinander. „Wir versuchen immer, tagesaktuelle Politik in der Unterricht einfließen zu lassen“, erklärt Politiklehrer Jan Wittmann die Einladung an die Politiker.

Um vor den Oberstufenschülern und zwei neunten Klassen zu sprechen, waren Vertreter von SPD, CDU, Grünen, FDP, Piraten, AfD und Linke gekommen.

Wie für eine Diskussion in einer Schule angemessen, stand natürlich die Bildungspolitik ganz oben auf der Agenda. Und dem Plenum wurden die unterschiedlichen Ansätze der Kandidaten und Parteien schnell deutlich. Beim Heimspiel durfte der ehemalige IKG-Schüler Jan Heinisch die Diskussion eröffnen. Die CDU wolle weiter an G8 (Turbo-Abitur) festhalten, es aber reformieren. „Wir setzen auf die Wahlfreiheit“, so Heinisch. G8 solle es an Gymnasien geben, G9 dagegen an Gesamtschulen.

Kontroverse Diskussion um Polizei

Reformen strebe auch die SPD an, so Kandidatin Elisabeth Müller-Witt. Die Sekundarstufe soll wieder auf sechs Jahre verlängert werden. Danach könnten Schüler sich flexibel für 12 oder 13 Jahre Abitur entscheiden, „Manche Schüler sind eben schneller als andere“, dem müsse man Rechnung tragen, so Müller-Witt. Mehrere Möglichkeiten unter einem Dach befürwortete auch Christian Otto für den grünen Koalitionspartner.

Intensiv unterhielten sich die Politiker, die Lehrer Bedia Baghistani und Jan Wittmann (Mitte) moderierten. Nicht im Bild zu sehen ist Frank Herrmann (Piraten).
Intensiv unterhielten sich die Politiker, die Lehrer Bedia Baghistani und Jan Wittmann (Mitte) moderierten. Nicht im Bild zu sehen ist Frank Herrmann (Piraten). © Heinz-Werner Rieck

Schulen sollen selbst wählen, ob sie G8 oder G9 anbieten wollen, sagte Sebastian Höing (FDP). „Somit könnt auch Ihr Schüler individuell entscheiden.“ Die Vertreter von Piraten, Linken und AfD plädierten dagegen für eine Rückkehr zum G9-System.

Pirat kritisiert „hysterische Debatte“

Kontroverser diskutiert wurde dagegen das Thema Innere Sicherheit. Besonders die personelle Ausstattung der Polizei war ein Reizthema. Während es dort laut Elisabeth-Müller Witt Fortschritte gebe („Wir haben die Zahl der Ausbildungsanwärter verdoppelt“) und weitere Aufstockungen ankündigte, sieht Jan Heinisch „in allen Feldern der Sicherheitspolitik Handlungsbedarf.“ NRW tauche in Kriminalitätsstatistiken oben auf – bei gleichzeitig schlechter Aufklärungsquote.

Frank Herrmann (Piraten) zufolge seien beispielsweise Einbrüche dagegen rückläufig. Er warf den anderen Parteien eine „hysterische Debatte“ vor. „Wir brauchen nicht mehr Polizisten an jeder Ecke.“ Ähnlich argumentierte auch Karl Mühlsiepen (Die Linke) mit Blick auf die Lage in der Türkei: „Zuviel Sicherheit kann die Freiheit töten.“

Kandidaten werben um Interesse der Schüler an Politik

Christian Otto (Grüne) wünscht sich hingegen mehr Bezirksbeamte als Ansprechpartner und mehr Beamte mit Migrationshintergrund. Uwe Meisenkothen (AfD) sprach sich ebenfalls für eine Aufstockung der Polizei aus, kam aber nicht umhin, Innenminister Ralf Jäger (SPD) für die Silvesternacht in Köln zu kritisieren. Auf die Frage aus dem Plenum, das sich zum Ende der Debatte rege einmischte, ob denn von Migranten eine höhere Gefahr ausgehe, sagte Meisenkothen: „Generell nicht, aber in der Silvesternacht war es so.“

In ihren Schlussstatements warben die Landtagskandidaten fast einhellig bei den Schülern um Interesse an der Politik. „Mischen Sie sich ein“, forderte Elisabeth Müller-Witt. Das gelang bei der Diskussionsrunde schon ziemlich gut.