Hattingen. Einrichtungsberaterin Anja Wittig machte aus einer Bruchbude in Welper ein Aushängeschild für Raumcouture und Home Staging. Ihre Lust zur Umgestaltung macht auch vor den eigenen vier Wänden nicht Halt.
Ob es ums Abnehmen geht, Schönheits-Operationen oder Menschen, denen andere optisch auf die Sprünge helfen durch neue Frisur und Kleidung: Vorher-nachher-Fotos sind beliebt. Im Haus von Anja Wittig fallen sie besonders krass aus: Aus einem Messiehaus wurde ein Vorzeige-Exemplar, das einer Wohnzeitschrift entsprungen sein könnte, ein Aushängeschild für die selbstständige Einrichtungsberaterin, die in Welper auch Home Staging macht.
Klar, die flache Fensterfront am Eingang, hinter der sich die offene Küche verbirgt, fällt aus dem Rahmen. Der Eigentümer nennt sie Schießscharten. Und Platten auf den Stufen zur Haustür tanzen keck aus der Reihe. Doch erst im Haus erschließt sich, was das Schild mit Raumcouture meint, und stellt einen Bezug zum Home Staging her.
Schon Kleinigkeiten können etwas verändern
In Amerika gang und gäbe, setzt sich hier erst langsam durch, dass sich Immobilien mit Omas Gelsenkirchener Barock schlecht verkaufen. Ladenhüter sind sie oft auch in leerem Zustand, denn die wenigsten können sich vorstellen, was sich daraus machen lässt. Hier kommt Anja Wittig ins Spiel, die mit Maklern bis Düsseldorf und Wuppertal zusammenarbeitet.
Oft muss kein operativer Schnitt gemacht werden wie bei der Renovierung des eigenen Hauses, wo fast kein Stein auf dem anderen blieb. Alte, hässliche Badezimmerfliesen werden nicht zum schönen Schwan, doch können auch schon Kleinigkeiten den Gesamteindruck verbessern durch Raumcouture. „Der erste Eindruck zählt – auch beim Immobilienverkauf“ ist Motto der Frau, die aus der Werbung kommt. Lust auf Veränderung für unterschiedliche Geldbeutel macht sie mit maßgeschneiderten Lösungen. Wobei das eigene Wohnzimmer als Demonstrationsobjekt herhält mit seiner grauen Sitzlandschaft und wenigen, wohlgesetzten Accessoires.
Fundus von 1400 Stücken vorrätig
Die Frau aus Welper zieht Häuser und Wohnungen an. Speckt sie ab, indem sie sich auf Wenig konzentriert und das wirken lässt. Und verpasst ihnen ein neues Outfit. Nicht nur auf Entwürfen, sondern auch praktisch. Ob Bett oder Schlafzimmerschrank, Handtücher fürs Badezimmer, Sofa und Sideboard, Kerzenständer, Lampen, Vasen oder was sonst das Einrichtungsherz begehrt: Anja Wittig hat es auf Lager, schöpft aus dem Vollen aus einem Fundus von 1400 Stücken, mit denen sie Wohngefühl in fremde Räume bringt. Auch Handwerker und Putzkolonne organisiert sie.
„Wir wollten immer ein Haus kaufen“, sagt Anja Wittig. „Doch ich hatte sehr karierte Vorstellungen“, beschreibt sie ihre individuellen Ansprüche. Der Zufall und die Sparkasse spielte ihnen im Juni 2005 ihr jetziges Haus in die Hände. Im Mai 2006 zog sie mit ihrem Mann ein. Der Umbau zog sich fast ein Jahr. Viel blieb nicht stehen, „das Dach war weg. Wir haben den Aufwand zeitlich unterschätzt.“