Hattingen. Nicole Ramsbrock bekam eines Nachts ungewöhnlichen Besuch. Ein Waschbär machte es sich vor ihrer Haustür bequem.

Als Nicole Ramsbrock in der Nacht durch einen mächtigen Lärm aus dem Schlaf gerissen wurde, dachte sie zunächst an ihre Katzen. Doch als sie dem Krach auf den Grund ging und einen Blick vor die Tür warf staunte sie nicht schlecht: Ein Waschbär machte sich gerade seelenruhig über das Futter ihrer Katzen her.

„Der hat sich wohl mit den Katzen um das Essen gestritten – und gewonnen. Sofort habe ich meine Kamera geholt, um ein Foto zu machen“, erzählt sie. Als Nicole Ramsbrock zurückkam, rechnete sie nicht damit, dass das Tier noch immer vor der Tür sitzt, doch der Waschbär ließ sich bereitwillig ablichten. Mittlerweile war der Futternapf leer und das hungrige Tier hatte sich über einen Deko-Mais­kolben hergemacht.

Die Familie wohnt im Wodantal, im Laufe der Jahre hat sie schon das eine oder andere Wildtier zu Gesicht bekommen. „Einen lebenden Waschbär habe ich hier aber in 15 Jahren noch nicht gesehen“, stellt Ramsbrock fest. Ungewöhnlich fand sie auch, dass der nachtaktive Waschbär nicht scheu gewesen sei. Weil Waschbären oft in Rudeln auftreten vermutet Nicole Ramsbrock nun, dass das nicht der letzte Besuch bleiben wird.

Förster Thomas Jansen spricht von einem aktuellen Trend: „Der Waschbär ist mächtig auf dem Vormarsch.“ Und das nicht nur in ländlichen Gebieten. Weil die Tiere sehr anpassungsfähig seien, trauten sie sich immer häufiger auch in städtische Regionen. „Waschbären können gut unterscheiden, wer ihnen etwas böses will“, erklärt Jansen. Daher seien sie nicht so scheu, wie viele glaubten.

Neben Waschbären entern auch andere Wildtiere wieder vermehrt menschlichen Lebensraum. „Füchse zum Beispiel. Und ich bin überzeugt, dass wir hier in den nächsten Jahren auch wieder viele Wildschweine haben werden“, sagt Jansen. Zurzeit schaffen es die Tiere aber noch nicht über die Autobahn 43 in Sprockhövel, die ein schwer zu überwindendes Hindernis zwischen Süd- und Nordkreis gilt.

Mit einem exotischen Tier, wie dem Braunbären Bruno, der sich vor einigen Jahren nach Südbayern verirrte, sei in Hattingen aber nicht zu rechnen, scherzt der Förster.

Ottmar Benner von der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr meint, dass der Waschbär-Besuch normal sei, „weil er keine natürlichen Feinde hat.“ Zudem gehörten die Tiere nicht zu ihren Jagdbelangen. „Die Waschbären fühlen sich hier sehr heimisch“, sagt Benner. Besonders weil das Haus von Nicole Ramsbrock von Wäldern umgeben ist. Häufig sehe man Waschbären an Mülltonnen, bei der Futtersuche. Etwas zu essen sollte man den kleinen Tierchen allerdings nicht geben.

So lange sie nicht zur Plage würden, reiche es, die Waschbären einfach zu verscheuchen. Ansonsten können bestimmte Duftstoffe helfen. Generell solle man keinen zu engen Kontakt zu den Tieren pflegen. „Waschbären können Tollwut übertragen“, so der Jäger. „Und damit ist nicht zu spaßen.“