Halver. .
Braune Knopfaugen, Stupsnäschen und ein weiches Fell: Eigentlich sieht das Kerlchen ganz possierlich aus – bis der Steinmarder seine Zähne zeigt und sich unter der Motorhaube festbeißt oder gar zum Hausbesetzer wird. Wie man den unliebsamen Untermieter los wird, bzw. am Einzug hindert, weiß Christian Lindenau. Er ist seit März Marderbeauftragter des Hegerings Halver.
„Der Steinmarder ist nicht böse – nur ein Tier, das ein Dach überm Kopf sucht, aber das geht eben nicht, weil das eine Menge Ärger bedeutet“, erklärt Christian Lindenau, der – selbst Jagdaufseher in den Revieren Buschhausen und Winkhof – nun Ansprechpartner für all jene ist, bei denen sich eines der lästigen Pelztiere häuslich niedergelassen hat. Genau genommen habe sich der Mensch den Ärger selbst eingebrockt, führt der 37-Jährige aus, der „im normalen Leben“ den Raiffeisenmarkt in Breckerfeld leitet.
Jahrhunderte alte
Beziehung
Hintergrund sei eine Jahrhunderte alte Beziehung. „Im Mittelalter gab es nördlich der Alpen keine Katzen. Stattdessen hat man sich Steinmarder zur Mäuse- und Rattenjagd gehalten“, so der gebürtige Remscheider, der seit 2002 mit seiner Familie in Glörfeld lebt. Die flinken Jäger seien etwa im Stall geduldet worden, „lebten mit den Menschen in einer Art Symbiose, um die Zahl der Schadnager zu verringern“.
Auf diese Weise sei aus dem Steinmarder ein „Kulturfolger“ geworden, der längst seine Scheu vor den Menschen verloren habe und sich nur zu gern in ihren Häusern niederlasse. „Wenn es ihm gelingt, ist ein Nest im Dachstuhl für ihn doch viel bequemer als irgendeine Steinmauer. Und wenn er sich nicht gestört fühlt, wird man ihn nicht mehr los.“
Das Tier an sich sei nicht gefährlich, doch es könne gravierende Schäden verursachen: Neben Kabelverbissen und Ruhestörung – „vor allem wenn Jungtiere unterm Dach rumwuseln“ – klagen Hauseigentümer vor allem auch über kostspielige Beschädigungen an Dachisolierungen („Die Dämmung wird gern für den Nestbau zerrupft“) sowie üble Geruchsbelästigungen.
„Einmal durch verwesende Beutereste sowie durch die Exkremente des Tieres“, so Lindenau. „Und dann hat der Marder einen unangenehmen Eigengeruch. Wer mal im Zoo bei den Löwen war, weiß in etwa, was gemeint ist. Aber das ist nichts gegen die ‘Duftnote’ eines Marders!“
Und wo kommt dabei der Marderbeauftragte ins Spiel? Frühestmöglich, meint Christian Lindenau, bei dem sich seit Amtsantritt fünf Hilfesuchende gemeldet haben. „Zu allererst bin ich beratend tätig. Heißt: Ich schaue mir an, ob es sich bei dem Störenfried wirklich um einen Marder oder ein anderes Tier, etwa Mäuse oder einen Waschbär handelt, der bei uns selten ist, aber durchaus vorkommt. Ich habe nachts schon einen in Halver auf der Straße gesehen.“
Dann suche er nach einem geeigneten Mittel zur Vertreibung. Seiner Erfahrung nach wirken Anti-Marder-Sprays am effektivsten. „Der Marder ist – wie alle Raubtiere – pfiffig, kann als nachtaktives Tier besonders gut hören und eben auch riechen“, so Lindenau. „Das Spray wird von ihm als Geruch eines noch größeren Raubtieres wahrgenommen – und da verduftet der Marder dann meist lieber selbst.“
In jedem Fall warnt der Experte, das Tier nur ja nicht im Eigenversuch vertreiben oder gar fangen zu wollen. „Fallen – ausschließlich Lebendfallen! – dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Unteren Jagdbehörde aufgestellt werden, sonst macht man sich strafbar. Überhaupt dürfen Marder auch von Jägern, wenn überhaupt, nur zur Jagdzeit von Mitte Oktober bis Ende Februar gefangen werden.“
Und wie nimmt man zum Experten Kontakt auf? Am besten telefonisch, so Lindenau. „Dann schaue ich mich vor Ort um, helfe bei der Vertreibung des Tieres, zeige den Hausbesitzern aber auch, wie sie alles wirklich dicht machen und Schlupfwinkel vermeiden – das sind mitunter kleinste Öffnungen, aber sobald der Marderkopf durch passt, geht der ganze Körper durch. Und: Der Service ist kostenlos!“