Hattingen.

Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung berichten von weniger Problemen. Lokale Ärzte kritisieren weiter Wartezeiten.

Für akute lebensbedrohliche Erkrankungen gibt es die Rufnummer 112. Neu ist seit Februar die neue Notfallnummer 0180 50 44 100. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat die Notfallbezirke reduziert und neu geregelt. Auch um die ländlichen Bereiche mit weniger Ärzten zu entlasten. Gerade in der Startphase gab es jedoch viele Probleme: Menschen hingen am Telefon in der Warteschleife oder warteten lange auf den Arzt.

Leider immer noch – wie Gespräche mit Hattinger Medizinern zeigen. Arzt Stephan Finkeldei aus der Südstadt meint: „Mehrheitlich gab es Kopfschütteln der Patienten.“ Sie hätten berichtet, dass die Nummer schwierig zu erreichen sei. „Hattingen war früher sehr gut organisiert.“ Aber er kenne natürlich auch den Hintergrund der Reform für die Kollegen auf dem Land.

Ärztin Silvia Goch aus Winz-Baak berichtet von Patienten, die zwei Stunden in der Warteschleife hängen und lange auf den Arzt warten.

Notruf besetzt

„Für Patienten ist es sehr schlecht. Sie berichten von bis zu drei Stunden Wartezeit“, sagt Dr. Rainer Fehmer von der Gemeinschaftspraxis Schäfers/Fehmer in Welper. Der alte Dienst sei super gewesen. Zudem würden die Leute die Nummer 112 wählen, sagt er. Und das produziert Kosten. Letzter Ausweg Notruf?

Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes des EN-Kreises, Dr. Peter-Michael Stahlberg, bestätigt dies. Er berichtet von mehr Notrufen, die inzwischen aber nachgelassen hätten. Der Infobedarf zur Nummer sei aber noch sehr groß. „Menschen haben 112 gerufen, um die Notfallrufnummer zu erfragen.“ Damit belegen sie die Nummer. Und wenn Menschen den Notarzt anfordern, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen, sind Arzt und Fahrzeug für einen akuteren Notfall belegt. Das sei wirklich ein Problem.

Lange Wartezeiten unvermeidbar

„Seit acht Wochen ist es entspannter“, sagt Christopher Schneider, Sprecher der KVWL. Anruferzahlen hätten abgenommen. „Viele waren Testanrufe aus Neugier.“ Zur Wartezeit am Telefon sagt er: „Der Durchschnitt liegt bei zwei bis drei Minuten.“ Längere Wartezeiten sind nicht komplett zu vermeiden, gerade zu Stoßzeiten wie Samstagsvormittag.“ Die KVWL schließt nicht aus, das Personal für die Telefonzentrale noch mal aufzustocken. „Vielleicht mit einem externen Call-Center.“ Zudem seien die Mitarbeiter noch einmal geschult worden, so dass sie sich in den großen Bezirken besser auskennen. Eine neue Software erleichtere seit März die geografische Zuordnung von Arzt und Patient und vermeide längere Wartezeiten. Er betont aber: „Die Notfallrufnummer ist nicht für lebensbedrohliche Fälle – dafür gibt es 112.“

Kritik kam anfangs von der Ärztekammer. Pressesprecher Volker Heiliger sagt heute: „Die Wogen haben sich geglättet. Wir sehen, das nachgebessert wurde. Bei Anfahrten und Anrufzeiten gibt es weniger Probleme. Sobald wie möglich soll es die einheitliche Rufnummer geben.“