Hattingen.

Ein Selbstversuch mit der neuen zentralen Rufnummer für den ärztlichen Notdienst.

Seit Dienstagabend gilt die neue zentrale Rufnummer für die ärztlichen Notdienste 01805 044 100. Aber nicht nur die Nummer ist neu, die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KV) hat gleichzeitig auch die Notdienste neu organisiert.

Ein Selbstversuch. Mittwochnachmittag. Alle Arztpraxen sind geschlossen. Wir hätten aber da mal ein gesundheitliches Problem. Also die Nummer der Duisburger Zentrale gewählt. Es läuft die elektronische Ansage „Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld“. 14 Cent rattern derweil durch den Zähler – so viel kostet der Anruf pro Minute. Eine Minute vergeht, dann meldet sich eine Frauenstimme. Wer denn in Hattingen Notdienst habe, wollen wir wissen, und erfahren nach der Standortabfrage, dass Hilfe im Helios-Klinikum Schwelm sitze. Ziemlich weit, finden wir, immerhin 22 Kilometer über Land. Als Alternative nennt die Telefonistin die Notfallpraxis im Marienhospital Witten – knapp 16 Kilometer sind es bis dahin. 42 Cent wird uns diese Information kosten.

Witten, Schwelm – Moment mal. Da muss der freundlichen Dame doch ein Fehler unterlaufen sein. Hieß es nicht, das Evangelische Krankenhaus bleibe weiterhin als Notfalldienstpraxis erhalten? Grundsätzlich ja, sagt Christopher Schneider, Pressesprecher der KV. „Die Praxis in Hattingen hat aber nur eine Komplementärfunktion“, so Schneider. Will sagen: Der Notfalldienst am EvK springt nur zu den Stoßzeiten ein. Samstags, sonntags und an Feiertagen ist die Notfallpraxis an der Bredenscheider Straße 54 jeweils von 8 bis 22 Uhr besetzt.

An anderen Tagen, beispielsweise mittwochnachmittags, sind Praxen in Krankenhäusern im gesamten Bezirk zuständig (die Spezialisten wie HNO und Augenärzte schieben Dienst in ihren Praxen). Wer keine Möglichkeit hat, die Notfallpraxis zu erreichen, kann bei der zentralen Rufnummer nach einem Hausbesuch fragen.

Bis zu sieben Ärzte sind im Fahrdienst im Einsatz und nur für Hausbesuche zuständig. Das ist eine Neuerung. „In der alten Struktur musste der Diensthabende im ärztlichen Notdienst auch die Hausbesuche machen“, sagt Schneider. Nach der Reform sind die Aufgaben verteilt. Das soll medizinische Kräfte bündeln. Für die Ärzte im Fahrdienst bedeutet dies, dass sie in einem ziemlich weiten Gebiet eingesetzt werden, zwischen Breckerfeld, Schwerte und Bochum.

Für die Diensthabenden ändert sich außer dem Arbeitsort nichts. Für die Patienten, so ein Pflegedienstmitarbeiter aus dem Marienhospital Witten, sei die Neuregelung sogar von Vorteil, denn schon bei der Aufnahme können geklärt werden, ob es sich um einen Fall fürs Krankenhaus handle.