Hattingen. Fehlstart für den Bundes-Klinik-Atlas. Die Krankenhäuser in Hattingen ärgern sich, denn Daten sind teilweise veraltet. Welche Fakten falsch sind.
Der Bundes-Klinik-Atlas ist gerade erst gestartet. Aber verlassen sollte man sich auf die Angaben lieber nicht. Viele Daten sind schlicht falsch. Das fällt auch mit Blick auf die Kliniken in Hattingen auf.
„In dieser Form sorgt der Klinik-Atlas eher für Irritationen als für Orientierung und auf einer ganzen Reihe von Fachgebieten sicher auch für Wettbewerbsverzerrungen“, ärgert sich Prof. Christoph Hanefeld, der Medizinische Geschäftsführer der Klinik Blankenstein im Verbund Katholisches Klinikum Bochum. Deutliche Kritik kommt auch aus dem EvK.
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Gedacht war der Bundes-Klinik-Atlas als „übersichtlicher Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland“. Erfüllen kann er diesen Anspruch nicht. Im Gegenteil: Er vermittelt teils falsche Informationen, andere fehlen. Aufgeführt sind zwei der vier Hattinger Kliniken. Die Reha-Klinik Holthausen fehlt, weil sie keine Akut-Behandlungen bietet, das Elisabeth-Krankenhaus in Niederwenigern hat sich auf psychiatrische Themen spezialisiert, die im Klinik-Atlas nicht abgebildet werden. Die Klinik Blankenstein und das EvK dagegen sind im Portal vertreten, aber mit ihren Auftritten alles andere als glücklich.
Beide Hattinger Häuser sehen dringenden Verbesserungsbedarf. Es habe keine Möglichkeit gegeben, die Daten im Vorfeld zu kontrollieren.
„Bedauerlicherweise sind die das Katholische Klinikum Bochum im Allgemeinen und die Klinik Blankenstein im Besonderen betreffenden Daten im Klinik-Atlas fehlerhaft“, erklärt Hanefeld. Das Leistungsspektrum und auch Fallzahlen seien unzureichend oder auch gar nicht abgebildet. „Unsere Klinik Blankenstein nimmt bereits seit Jahren nicht mehr an der Notfallversorgung teil, im Klinik-Atlas wird jedoch das Gegenteil angezeigt“, monierte Hanefeld vor wenigen Tagen.
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Zumindest wurden erste Korrekturen in den vergangenen Tagen augenscheinlich vorgenommen. So tauchte der Schwerpunkt der Naturheilkunde zum Start des Bundes-Klinik-Atlas gar nicht für die Klinik Blankenstein auf. Inzwischen ist die Fachabteilung Innere Medizin mit den Schwerpunkten Naturheilkunde, Rheumatologie und Diabetes gelistet. Verwirrend: Der Atlas weist für Blankenstein weiter aus „Notaufnahme vorhanden“, aber auch: „Keine Teilnahme an einer Notfallstufe“.
Für das EvK der Augusta-Kliniken wird beispielsweise die Zahn- und Kieferheilkunde, Mund- und Kieferchirurgie als Fachabteilung aufgeführt. Diese ist jedoch seit Längerem geschlossen. Der Atlas greift im Wesentlichen auf Daten von 2022 zurück.
Überdurchschnittliche Bewertung
Beiden Hattinger Kliniken, EvK und Klinik Blankenstein, wird im Bundes-Klinik-Atlas eine weit überdurchschnittliche Personalversorgung attestiert. Heißt, die Zahl der Patienten pro Pflegekraft ist niedriger als in vielen anderen Kliniken. Also mehr Personal für die Pflege der Patienten - ein großer Pluspunkt. Berücksichtigt wird dabei auch die Schwere der Fälle.
Der Klinik-Atlas zeigt, dass am EvK Hattingen die drittmeisten Parkinson-Patienten in ganz NRW behandelt werden, die Klinik Platz 5 bei der Behandlung der Multiple Sklerose belegt und bei den Polyneuropathien sogar deutschlandweit in den Top 3 zu finden ist.
Auch in anderen Bereichen fühlt sich das Evangelische Krankenhaus nicht korrekt repräsentiert. „Die Diabetologie und die Altersmedizin als Teil der Inneren Medizin werden nicht aufgeschlüsselt. Gleiches gilt für die, für die Hattinger Bevölkerung höchst relevante Versorgung durch die Orthopädie und Unfallchirurgie (inklusive der plastischen Chirurgie/Handchirurgie), die ohne explizite Nennung der Allgemeinen Chirurgie zugeordnet wird. Leider gehen auch Besonderheiten wie die breite Aufstellung der Neurologie durch die integrierte Neurologische Komplementärmedizin nicht aus dem Atlas hervor“, kritisiert Ulf Stockhaus, Sprecher der Augusta-Kliniken.
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Grundsätzlich begrüßt Augusta die Einrichtung des Klinik-Atlas. Der Zeitpunkt aber sei „suboptimal“ - vor allem vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Planungen zur Umstrukturierung der Krankhauslandschaft in NRW. „So kommen erst ab Herbst 2024 einheitliche Leistungsgruppen zum Tragen, die eine echte Vergleichbarkeit ermöglichen“, erklärt Stockhaus.
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