Hattingen. Kai Klinkenbergs 19-jähriger Kater Filou hat einen Tumor. Die Operation ist teuer, der Besitzer aus Hattingen verzweifelt. Diese Optionen hat er.

Kai Klinkenberg ist verzweifelt. Sein rotweißer Kater Filou ist schwer krank. Der Hattinger liebt sein Tier und weiß: „Er kämpft jeden Tag, kuschelt sich an und zeigt uns, dass er noch nicht gehen möchte.“

Der Kater hat einen Tumor und benötigt eine Augen-OP. Mit seinen 19 Jahren hat die Samtpfote bereits ein stolzes Alter erreicht. Vor 13 Jahren ist er gemeinsam mit Kai Klinkenbergs Freundin bei ihm einzogen. Außerdem hat er noch Fenja. Auch sie ist schon eine Katzenomi und bereits seit zwölf Jahren beim Hattinger zu Hause. Auch sie ist krank und benötigt eine OP mit Blasenspülung und eine Geschwulst-Entfernung am Rücken.

Hattinger Tierbesitzer ruft zur Spendenaktion für seinen Kater auf

Eine Kranken- oder OP-Versicherung haben sie für die beiden Tiere nicht, auch wenn sie sich damals danach erkundigt hatten. Doch die Versicherungen waren nicht zu kriegen: „Filou war einfach schon zu alt, damals hatten die Versicherungen noch andere Aufnahmekriterien“, erklärt er und „Fenja hatte bereits als Kitten zwei OPs. Die Versicherungen lehnten die Aufnahme daher ab.“

Auch wenn Filou schon 19 Jahre ist, er hat noch viel Freude am Leben. Daher möchten seine Besitzer ihm die OP ermöglichen.
Auch wenn Filou schon 19 Jahre ist, er hat noch viel Freude am Leben. Daher möchten seine Besitzer ihm die OP ermöglichen. © Kai Klinkenberg

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Viel Zeit und schöne Stunden haben der 46-Jährige und seine Freundin mit den Tieren verbracht und auch die eine oder andere Krankheit haben sie mit den beiden schon überstanden. So wurden Filou bereits im vergangenen Jahr 13 Zähne entfernt. Kai Klinkenberg hat dafür 600 Euro bezahlt und auch bei Fenja mussten sie für eine Operation an der Blase mit 500 Euro aufkommen. Allein die Blutuntersuchung für den rotweißen Kater hat nun mit 300 Euro zu Buche geschlagen.

Operationen für die Katzen sollen 2500 Euro kosten

Nachdem der Kater zunächst recht apathisch gewirkt hatte, hatte das Paar zunächst nicht an eine Entfernung des Tumors gedacht, zumal jeder Eingriff unter Vollnarkose ein hohes Risiko für den alten Kater darstellt. Auch könnte er bei der OP sein Augenlicht verlieren. Doch unter der Palliativbehandlung blühte der Katzensenior wieder auf und läuft nun seit einem Monat mit einer Halskrause durch die Wohnung, damit er oder seine Katzenpartnerin nicht an den Tumor kommen.

Hier liegen wieder drei oder vier Schuldnerbriefe, die ihre Rechnungen nicht zahlen können.“
Dr. Rüdiger Wolf - Tierarzt

Für die Katzenfreunde steht fest, dass Filou leben möchte und sie tun alles, um die Kosten für die Operation aufzubringen. Für die Eingriffe bei beiden Katzen kalkuliert Kai Klinkenberg mit 2500 Euro. Die kann der 46-Jährige jedoch nicht aufbringen. So ruft er über Go-Fund-me eine Spendenaktion ins Leben und auch sein erstes TikTok-Video hat der Hattinger nun veröffentlicht.

Hattinger konnte keine Versicherung für seine Katzen abschließen

Einschläfern ist keine Option. „Ich habe mir die Meinung von drei Tierärzten eingeholt, das haben mir alle gesagt“, so der Hattinger. Wenn er den Betrag über die Spendenaktion nicht zusammen bekommt, „dann werde ich vielleicht mal beim Tierschutz fragen“, sagt er. „Aber das ist wirkliche die letzte Option, die brauchen das Geld ja eigentlich selbst.“

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Tarife der Tier-Versicherungen

Wer eine Versicherung abschließt, muss einen monatlichen Beitrag zahlen. Dieser variiert je nach Alter, Rasse und Vorerkrankungen der Tiere. Bei einer Mischlingskatze, die bis zu einem Jahr alt ist, gibt es Versicherungen ab einem monatlichen Beitrag von 18,90 Euro (mit Selbstbeteiligung) für eine Kranken- und OP-Versicherung. Katzen nimmt die Agila je nach Versicherungsart bis zu ihrem zehnten Geburtstag, Hunde bis zum achten Geburtstag auf, vorerkrankte Tiere können nicht versichert werden.

Zudem ist auch ein Tarif ohne Selbstbeteiligung möglich. Bei einer Aufnahme eines Jungtieres zahlen die Besitzer derzeit 29,90 Euro im Monat, also 358,80 Euro im Jahr. Wer seine achtjährige Katze versichern lassen möchte, zahlt dann im Vergleich 43,90 Euro im Monat (526,80 Euro im Jahr).

Seit der Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzte haben immer mehr Menschen Schwierigkeiten, die Tierarztkosten für Hund, Katze und Co. zu bezahlen. Die Tierversicherung Agila hat Durchschnittswerte für Standardbehandlungen veröffentlicht. So kostet eine allgemeine Untersuchung einer Katze oder eines Hundes etwa 60 Euro.

Bei einer Blutuntersuchung müssen Tierbesitzer mit durchschnittlich 180 Euro rechnen und für die Vorsorge wie Impfung, Wurmkur oder Floh- und Zeckenprophylaxe werden etwa 100 Euro für eine Katze und 150 Euro für einen Hund pro Jahr fällig. Schnell kann ein Tierarztbesuch also richtig teuer werden. So müssen Besitzer von einer Katze mit Diabetes mit rund 150 Euro im Monat kalkulieren, Zähne ziehen veranschlagt die Agila mit 1500 Euro.

Auch die zwölfjährige Fenja muss demnächst operiert werden. Für beide Tiere sammeln Kai Klinkenberg und seine Freundin Geld.
Auch die zwölfjährige Fenja muss demnächst operiert werden. Für beide Tiere sammeln Kai Klinkenberg und seine Freundin Geld. © Kai Klinkenberg

Selten Ratenzahlung bei Tierärzten

Wenn Besitzer die Kosten nicht tragen können und auch keine Versicherung haben, wird es schwierig. Generell bieten Tierärzte keine Ratenzahlung an. Individuelle Absprachen mit den Tierbesitzern sind möglich. „Aber zumindest die Hälfte müssten wir komplett zahlen“, sagt der besorgte Tierhalter Kai Klinkenberg.

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Tierarzt Dr. Rüdiger Wolf kommt gerade aus dem OP. „Hier liegen wieder drei oder vier Schuldnerbriefe“, sagt der alteingesessene Tierarzt. Von Kunden, die ihre Rechnungen nicht zahlen können. Daher ist er beim Thema Ratenzahlung vorsichtig, „aber klar, wenn ich jemanden schon lange kenne, ist das auch möglich.“ Wenn jemand zuverlässig ist „dann kann er da auch ein Jahr dran abbezahlen, das ist mir egal.“ Er wünscht sich, dass es generell mehr Spielraum für Tierärzte gäbe, die verpflichtet sind, nach der Gebührenordnung abzurechnen. „Da müsste sich im Grundsatz schon was ändern.“