Hattingen. Die Stadtwerke Hattingen wollen das gesamte Stadtgebiet mit Trinkwasser versorgen. Dagegen klagt Gelsenwasser. Was das für die Kunden bedeutet.

Die Stadtwerke Hattingen sprechen von einem „Meilenstein der Unternehmensgeschichte“: Die Stadt-Tochter will künftig nicht nur die Innenstadt, sondern das gesamte Stadtgebiet mit Trinkwasser versorgen. Und die dazu notwendigen Konzessionen von der Gelsenwasser AG übernehmen. Doch die wehrt sich. Und klagt.

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„Der bisherige Inhaber der Wasserkonzession in den Ortsteilen Blankenstein, Welper, Holthausen, Bredenscheid, Winz, Niederbonsfeld, Niederwenigern, Oberstüter und einem Teilgebiet von Niederstüter hat gegen die Vergabeentscheidung der Stadt Hattingen Rechtsmittel eingelegt. Der Wasserkonzessionsvertrag zwischen der Stadt Hattingen als Konzessionsgeber und den Stadtwerken konnte deshalb nicht geschlossen werden“, teilt Stadtwerke-Geschäftsführer Lars Tellmann auf Anfrage der WAZ mit.

Noch kein Vertrag mit den Stadtwerken Hattingen geschlossen

Solange kein neuer Wasserkonzessionsvertrag mit den Stadtwerken geschlossen und der Übergang des Wassernetzbetriebs auf die Stadtwerke noch nicht erfolgt ist, werden die Kunden in den Ortsteilen weiterhin durch Gelsenwasser mit Trinkwasser versorgt. Tellmann ist zuversichtlich, dass im Laufe des Jahres die rechtlichen Voraussetzungen dafür eintreten, dass der Ratsbeschluss vom Dezember 2022 auch umgesetzt und der Wasserkonzessionsvertrag mit den Stadtwerken abgeschlossen werden kann. Mit Hinweis auf das laufende Verfahren wollen sich zurzeit weder die Stadt Hattingen, noch die Gelsenwasser AG äußern.

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Mit dem Griff nach den stadtweiten Konzessionen wollen die Stadtwerke Hattingen für die Bürgerinnen und Bürgern „konstante Preise auf Jahre hinaus sichern“, hieß es bei der politischen Entscheidung vor mehr als einem Jahr. Auch sichere die Maßnahme die 43 Arbeitsplätze des lokalen Versorgers.

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Das Netzbewirtschaftungskonzept der Stadtwerke sehe anfangs höhere Investitionen in die Modernisierung von Wasserleitungen in den Ortsteilen vor. Denn eines der Unternehmensziele sei es, die Wasserverluste nachhaltig zu senken. „Das spart Strom, schont die Umwelt und hält die Kosten wie den Wasserpreis langfristig niedrig“, erläutert der Geschäftsführer.

Die Stadtwerke Hattingen haben ihre Zentrale am Weg zum Wasserwerk.
Die Stadtwerke Hattingen haben ihre Zentrale am Weg zum Wasserwerk. © Hans Blossey

Der Vorteil für die Stadt-Tochter: Weil sie das Gasnetz im Stadtgebiet betreibt und Eigentümerin des örtlichen Stromnetzes ist, können nun Baumaßnahmen, etwa zum Austausch von Hauptleitungen, besser koordiniert und in einigen Fällen sogar vermieden werden. Sie werden nun aus einer Hand geplant.

So läuft der Streit in anderen Städten

Für Gelsenwasser sind Klagen um Wasserkonzessionen nichts Neues. Zuletzt hat die Stadt Waltrop den Wechsel der Wasserkonzessionen von Gelsenwasser zu den örtlichen Stadtwerken politisch entschieden. Nun wartet die Stadt auf eine Reaktion von Gelsenwasser. Im Falle einer Klage des Wasserversorgers rechnet die Kommune mit hohen Kosten, da man den Rechtsbeistand für den Protest dort einkaufen muss. Denkbar sei aber auch, dass Gelsenwasser auf den neuen Konzessionsinhaber zugeht und man sich auf eine Kooperation einigt, heißt es.

In Velbert haben die Stadtwerke das Wassernetz für Langenberg zum 1. Januar 2024 von Gelsenwasser übernommen. Die Gelsenkirchener haben dafür im Gegenzug 15 Prozent der Geschäftsanteile an den Velberter Stadtwerken bekommen. „Wir freuen uns, dass wir uns am Ende einvernehmlich und partnerschaftlich auf das Kooperationsmodell einigen konnten, das für beide Seiten vorteilhaft ist und gleichzeitig die Sicherheit und Stabilität unserer Wassernetze garantiert“, sagt Kai-Uwe Dettmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert GmbH.

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Die Stadt Selm streitet seit 2009 mit der Gelsenwasser AG um die Wasserkonzessionen. 2018 hat die Kommune den Rechtsstreit dann erst einmal verloren. Das Oberlandesgericht in Düsseldorf erklärte die Vergabe an die dortigen Stadtwerke für rechtswidrig. Doch das war nicht das Ende. Inzwischen ist zu hören, dass es auf eine Einigung hinauslaufen könnte – nach 15 Jahren Auseinandersetzung.