Hattingen. Das E-Rezept ist seit Januar Pflicht. Doch nicht alle Hattinger Ärzte halten sich dran. Zudem gibt es immer wieder Probleme. Apotheker berichten.

Seit Januar ist es Pflicht: Ärzte sollen die Rezepte als E-Rezept ausstellen. Wir haben uns in einigen Hattinger Apotheken umgehört, wie es derzeit läuft.

In der Bergischen Apotheke in Niederwenigern zieht Inhaberin Helena Bergen nach den ersten Tagen Bilanz: „Etwa 50 Prozent aller Rezepte kommen als E-Rezepte“, alle anderen werden bislang weiterhin über den bekannten rosafarbenen Schein ausgestellt. Für sie und ihr Team stellt das kein Problem dar.

Ärzte stellen teilweise in Hattingen immer noch das rosafarbene Rezept aus

„Wir können beide Formen annehmen“, denn eine Strafe erwartet die Apothekerin nicht. Beim E-Rezept läuft es nach den ersten Erfahrungen recht rund. „95 Prozent klappen problemlos. Bei den restlichen Fällen fehlt mal die Signatur oder es gibt einen technischen Fehler und es ist kein Rezept auf der Karte hinterlegt.“

Die Signatur des Rezeptes muss der Arzt vornehmen. Erst dann, wie auf dem bisherigen Rezept in Papierformat, erhält es seine Gültigkeit und kann auch dann erst von den Apotheken ausgelesen werden. Ohne Signatur also keine Medizin. Vorteilhaft an den E-Rezepten findet Helena Bergen die QR-Codes für Medikamente.

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„Das merzt die Fehlerquelle von Strichcodes aus, da hat es immer wieder mal Leseschwierigkeiten gegeben“, weiß sie und ist generell „positiv überrascht, wie gut es läuft“. Schwierig wird es lediglich, wenn Nachbearbeitungen erforderlich sind, denn die E-Rezepte landen schon nach einem Tag beim Rechenzentrum.

Weshalb es sich lohnt, die App für E-Rezepte auf dem Smartphone zu installieren, erklärt die Hattinger Apothekerin Nora Klein.
Weshalb es sich lohnt, die App für E-Rezepte auf dem Smartphone zu installieren, erklärt die Hattinger Apothekerin Nora Klein. © Emmerich | Erwin Pottgiesser

Bei Nora Klein, Inhaberin der Paracelsus-Apotheke, läuft es derzeit noch nicht wirklich rund. Die größten Schwierigkeiten sind bei ihr „technische Fehler oder aber die fehlende Signatur“. Sie erklärt: „Oft kommen die Patienten hier in die Apotheke und die Rezepte sind noch gar nicht signiert.“ Das bedeutet Wartezeit.

Oder aber im Zweifel auch einen Anruf bei den Ärzten, da nicht ersichtlich ist, ob die Signatur sich lediglich verzögert hat oder ob es sich um einen technischen Fehler handelt. Diese sofort zu erreichen, sei aber auch nicht immer ganz einfach. Auch Vorbestellungen sind mit dem E-Rezept bislang nicht möglich.

Vorbestellungen mit E-Rezept bislang nicht möglich

Mit der App hingegen schon. Ein besonders positives Beispiel, wie es gut läuft, hat Nora Klein von einem heutigen Kunden: „Er hat schon die E-Rezept-App und hat bei uns das Medikament vorbestellt und sich dann zur Arbeit liefern lassen.“ Besonders praktisch zudem: „Über die App können Kunden auch Sonderwünsche an uns übermitteln.“

Nora Klein rät, damit es für alle reibungsloser läuft: „Wer ein Rezept telefonisch bei seinem Arzt bestellt, sollte dies mit einem halben Tag Vorlauf tun, dann hat der Arzt ausreichend Zeit, es zu signieren und wir können die Medikamente direkt ausgeben.“

E-Rezept gerade für alte und immobile Menschen schwierig

Tasso Weinhold von der Westfalen-Apotheke kommt gerade von einem Gespräch aus dem Seniorenheim. Thema hier: Das E-Rezept. „Generell ist es eine gute Sache, aber für alte oder immobile Menschen wurde das System nicht durchdacht.“ Das E-Rezept kann entweder als QR-Code ausgedruckt werden, „das machen die meisten Praxen aber ungern“, auf die Versichertenkarte gespielt oder aber über eine App abgerufen werden.

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Gerade ältere Menschen besitzen oftmals kein Smartphone und so gibt es diese Lösung nicht. Bleibt das Aufspielen auf die Karte und da gebe es deutliche Lücken. „Denn die Versichertenkarten sollten, gerade für den Notfall, im Seniorenheim bleiben.“ Nun also muss die Karte des Patienten zum Arzt, das Rezept aufgespielt werden und von dort zur Apotheke gebracht werden. „Früher konnte man einfach beim Arzt anrufen und dann einen Bekannten bitten, das Rezept abzuholen und auch einzulösen.“

Digitale Kommunikation theoretisch möglich

Theoretisch gäbe es einen Weg, über KIM, der Kommunikation im Internetwesen, zwischen Arzt und Personal des Heimes zu korrespondieren und eben auch über diesen Weg Rezepte zu erstellen. Ein System in der Theorie, denn die für Heime ist dieser Kommunikationsweg erst ab 2025 verpflichtend.

Auch sei das E-Rezept bedeutend langsamer als das bisherige. „Klingt komisch, ist aber so, denn die meisten Ärzte signieren die Rezepte dann nur ein oder zwei Mal am Tag stapelweise.“

Tasso Weinhold hofft auf die kommenden Monate, dass sich einiges noch verbessert. Derzeit „braucht man einfach eine Menge Geduld“.