Sprockhövel. Viele Apothekerinnen und Apotheker haben sich drei Jahre lang darauf vorbereitet. Sie sehen Vorteile - aber auch mögliche Probleme.

Seit Jahresbeginn ist das elektronische Rezept Pflicht. Was Apothekerinnen und Apotheker in Sprockhövel dazu sagen.

Jonas Hoffmann, Pharmazeut im Praktikum, gehört zur Leitung der Glückauf-Apotheke und ist entspannt: „Unser System läuft, wir sind seit drei Jahren damit beschäftigt und hatten reichlich Zeit, uns in die Software und die veränderten Abläufe einzuarbeiten.“

Sprockhövel: Das E-Rezept gilt ab sofort. Das sagen Apotheker

Für die Patienten, die eine Dauermedikation haben, hält er das neue System für besonders komfortabel. „Niemand muss mehr in die Arztpraxis, wenn ein Medikament zu Ende geht. Der behandelnde Arzt stellt die Fortschreibung auf der Krankenkassenkarte ein, und dann kann der Patient eine Apotheke seiner Wahl aufsuchen und das Medikament abholen.

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Eher sieht Jonas Hoffmann vorläufig noch das Problem bei den Arztpraxen: „Einige Praxen sind sehr gut vorbereitet, andere haben erst kürzlich angefangen, sich mit dem neuen System zu beschäftigen. Das ist natürlich jetzt knapp. Wenige haben sich bislang noch gar nicht mit dem elektronischen Rezept befasst.“

Apotheken: Drei Jahre Vorbereitungszeit

Die Bärenapotheke unter Leitung von Apothekerin Ann Katrin Hölkeskamp hat sich schon in den vergangenen drei Jahren immer wieder mit verschiedenen Softwareprogrammen beschäftigt, um sich für die Umstellung auf das elektronische Rezept fit zu machen.

Ihre Sorge gilt eher dem Umstand, dass Patienten mit ihrem elektronischen Rezept ins Internet abwandern. Für sie und ihre Apotheken-Kolleginnen und -Kollegen gälten bundesweit dieselben Vorgaben, erläutert sie. Bedenklich findet sie eine Gesundheitspolitik, die es Patienten ermöglicht, in Internetapotheken im Ausland ihre Medikamente zu bestellen, die anderen gesetzlichen Vorgaben unterliegen.

Apothekerin betont Vorteile des E-Rezepts

Für die Patienten sieht sie Vorteile: Gesparte Wege, eine Übersicht über alle Medikationen, und für die Zukunft sei eine Vernetzung von Arztpraxen, Apotheken, Kliniken und Pflegeeinrichtungen geplant, so dass eine Übersicht der verschriebenen Medikamente an zentraler Stelle hinterlegt ist.

Die Wege, wie ein Patient an sein Medikament kommt, sind vielfältig. Man kann eine QR-Code aufs Handy bekommen, aber auch eine Hinterlegung auf der Versichertenkarte ist möglich. „Das ist deshalb besonders komfortabel, weil auch kurzfristig Änderungen am Rezept durch die Arztpraxis online für uns zu sehen sind“, erläutert Apothekerin Kirsten Lennecke von der Rosen-Apotheke. Auch über das Kommunikationssystem im Medizinwesen (KiM) können Rezepte hinterlegt und ähnlich wie eine E-Mail verschickt werden.

Rezeptausdruck nur im Ausnahmefall

Zur Not sei auch ein Rezeptausdruck erhältlich, erläutert Katrin Hölkeskamp. Sie hält trotz einer tollen Vorbereitung durch die Apotheken Pannen und Schwachstellen für möglich. Problematisch sei es, wenn Apotheken Pflegeeinrichtungen betreuen und dort die Patientenkarten abholen, um die Medikamente zusammenzustellen „Wenn die Krankenkassenkarten der Patienten auf einer Fahrt verloren gehen sollten, würde ein großer Schaden entstehen.“

Auch eine Serviceleistung der Apotheken könnte so nicht mehr erbracht werden: „Jetzt bringen Apotheken den Patienten Medikamente nach Hause. Grundlage ist die Zusammenarbeit mit der betreuenden Arztpraxis. Das ist jetzt so ohne Weiteres deshalb nicht möglich, weil die Medikation an den Patienten selbst gesendet wird“, so Kirsten Lennecke.