Hattingen. Der Oberhausener, der in Hattingen auf einen Zeitungsboten geschossen haben soll, will sich seit der Jugend in kriminellen Kreisen bewegt haben.
Dieser Fall wird immer unheimlicher: Im Prozess gegen einen 32-jährigen aus Oberhausen, der in Hattingen mit einer Kalaschnikow auf einen Zeitungsboten geschossen haben soll, sind am Mittwoch weitere Details bekannt geworden. Eine Psychiaterin hat den Angeklagten vor dem Essener Schwurgericht als einen kaum zu durchschauenden Einzelgänger beschrieben.
Sieben Jahre hat der Angeklagte schon wegen Totschlags im Gefängnis gesessen – bis zum 4. Dezember 2019. Er hatte in einem Internet-Café einen Gast niedergestochen. Im Gefängnis war damals alles versucht worden, dem 32-Jährigen zu helfen – ohne Erfolg.
Kalaschnikow-Angriff auf Zeitungsboten in Hattingen: Angeklagter will Kontakte zur Mafia haben
Der Oberhausener hat die sieben Jahren praktisch komplett in seiner Zelle verbracht. Er hat im Gefängnis nicht gearbeitet, hat Behandlungs- und Freizeitangebote abgelehnt. „Einmal hat er in einem ganzen Jahr nur drei Mal am Freigang teilgenommen“, sagte Psychiaterin Dr. Maren Losch. Auch von Hobbys sei nichts bekannt.
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Aus früheren Berichten gehe hervor, dass sich der Angeklagte während der gesamten Haftzeit nicht mit seiner früheren Tat auseinandergesetzt hat. „Außer, dass die Zeit verstrichen ist, ist keine Veränderung eingetreten“, steht in den Unterlagen. Selbst Ausbildungsangebote habe er nach kürzester Zeit abgebrochen.
Beschuldigter sagt, er stehe auf einer „Todesliste der Mafia“
Einem Sozialarbeiter hatte der Mann, der auf den WAZ-Boten geschossen haben soll, nach seiner Entlassung erklärt, dass er zu Unrecht inhaftiert gewesen sei. Außerdem stehe er auf einer „Todesliste der Mafia“ – wegen bestellter und nicht gelieferter Ware. Um was es sich dabei gehandelt haben soll, ist unklar. Ob die Information stimmt, ebenfalls.
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Der Angeklagte will seit seinem 14. Lebensjahr Verbindungen zur Mafia haben. Aus diesen Kreisen soll auch die Kalaschnikow stammen, die nach seiner Festnahme in der Berliner Wohnung seiner Verlobten gefunden worden ist. Die Freundin in Berlin und die eigenen Eltern sollen die einzigen Personen sein, mit denen der Mann in Verbindung steht. Ansonsten soll er weitgehend isoliert sein.
Begutachtung durch Psychiaterin abgelehnt
Auch im Prozess hat sich der Angeklagte noch nicht geäußert. Eine Begutachtung durch die Psychiaterin hat er abgelehnt. Anzeichen für eine schwere psychische Erkrankung gibt es aber offenbar nicht.
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Ungewöhnlich ist ein Abschiedsbrief, der vor einer früheren Verurteilung – wegen Waffenbesitzes – in seiner Wohnung gefunden worden ist. Darin heißt es: „Ich bin am Ende. Mein Leben ist vorbei, meine Zeit auch. Ich hätte schon vor Jahren sterben sollen. Ich wurde von einer alten Frau verflucht. Meine Knochen schrumpfen. Es ist ein Höllenleid.“ Der Prozess wird im Januar fortgesetzt. Dann ist mit dem Urteil zu rechnen.