Hattingen. Apotheken und Ärzte sind für Mittwoch (15.11.) zum Streik aufgerufen. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Wer sich in Hattingen daran beteiligt.

Patientinnen und Patienten aufgepasst: Apotheken und Hausärzte sind für den kommenden Mittwoch, 15. November, zum Streik aufgerufen.

Die meisten Hattinger Arztpraxen bleiben indes geöffnet. Das hat ein Rundruf der WAZ-Redaktion in dieser Woche ergeben.

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„Wir wollen gemeinsam mit unseren Praxisteams alle Patientinnen und Patienten auch in Zukunft sicher versorgen“, begründet Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, den Aufruf zum Streik. Für einen Großteil der Hattinger Ärzteschaft steht jedoch die Gegenwart im Fokus. Der Tenor: Wer versorgt denn die Patienten, wenn die Praxen streiken?

Praxen wollen Arbeitszeiten nicht einschränken

So sieht es etwa Dr. Willi Martmöller. Der Geschäftsführer der Gemeinschaftspraxis „allmed4u“ sagt, man werde die Arbeitszeiten nicht einschränken. Derzeit komme es wieder vermehrt zu Infektionskrankheiten, der Andrang in den Praxen sei groß. Auch stehen Impfungen an, allein deshalb werden die zur Gemeinschaft gehörenden Praxen nicht streiken. Ein Großteil der Patienten sei über 70 Jahre alt, denen möchte er den Weg zu einer Vertretung nicht zumuten. Dennoch sieht auch er die Probleme in den Arztpraxen und spricht von „erheblichen Herausforderungen“.

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Die sieht auch der Allgemeinmediziner Knut Schlünder, doch an einen Streikerfolg glaubt er nicht. Nur an einem Mittwoch zu streiken, bringe nicht viel. „Wenn wir eine ganze Woche streiken würden, das würde eine Menge Leute interessieren.“ Auch Schlünders Praxis wird am Mittwoch öffnen.

Die Hausarztpraxis von Dr. Frank Gilger und Silke Kälbe-Gilger bleibt dagegen geschlossen. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand mit unseren Praxen“, so Gilger. Sein größter Wunsch ist eine verlässliche Finanzierung der Praxen, die derzeitige Regelung sei nicht tragbar: „Man muss es sich so vorstellen, als würden sie essen gehen mit ihren Freunden und sie sagen: ,Ich zahle die 200 Euro in sechs Monaten.’ Ich wüsste keine Berufsgruppe, die das mit sich machen lässt.“

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Von allen Praxen, die von der WAZ kontaktiert wurden, war Gilgers die einzige, die sich dem Streik aktiv anschließt und auch darüber reden möchte. Einige Ärzte verweigern jegliche Aussage und möchten nicht namentlich erwähnt werden.

Anders sieht es bei den Apotheken in Hattingen aus

Anders sieht es bei den Apotheken aus – der überweigende Teil bleibt am Mittwoch geschlossen. Das bestätigt der Sprecher der Apotheken in Hattingen und Sprockhövel, Michael Mahl, auf Anfrage. Es bestehe noch Abstimmungsbedarf mit ein oder zwei Apotheken, ansonsten wird geschlossen gestreikt. Welche das sind verrät er nicht. Wer dringend Medikamente braucht, sollte sie also schon vorher geholt haben – oder kurz anrufen, bevor er sich auf den Weg macht.

Michael Mahl ist Apothekensprecher für Hattingen und Sprockhövel.
Michael Mahl ist Apothekensprecher für Hattingen und Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Auch beim zweiten Streik im laufenden Jahr haben sich die Gründe für die Apotheker nicht geändert: „Es sind dieselben Probleme wie im Frühjahr. Der Betrieb von Apotheken wird unwirtschaftlich, viele müssen schließen.“ Außerdem sei der Beruf der Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) finanziell nicht attraktiv. Mahl verweist auf 100 bis 200 offene Stellen im Bereich Westfalen-Lippe, die er auch mit der unattraktiven Bezahlung in Verbindung bringt.

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Doch warum streiken die meisten Apotheker, während die Ärzte einfach weitermachen? „Wir hätten es besser koordinieren können.“ Der Apothekerverband hat zuerst zum Streik aufgerufen, der Hausärzteverband hat sich erst später angeschlossen. Möglicherweise hätte es mehr Zeit gebraucht, den Streik zu koordinieren. Einige Praxen zeigten sich auf Nachfrage überrascht und gänzlich uninformiert.