Hattingen. Im 40-Tonner werden Träume wahr: Kathrin Winckler aus Hattingen ist Berufskraftfahrerin. Sich im Männerberuf zu behaupten, war nicht immer leicht

Über die Forderung „Frauen in Männerberufe“ kann die 36-jährige Hattingerin Kathrin Winckler nur lachen. Sie ist seit 14 Jahren Berufskraftfahrerin und fährt auch einen 40-Tonner mit 500 PS. Dabei ist ihr die Bewunderung ihrer männlichen Kollegen sicher.

Beruflich ist es aktuell eine Nummer kleiner, 240 PS und 12 Tonnen, aber das Flaggschiff von Lückerath und Winkler präsentiert sie gemeinsam mit ihrem Partner auch beim Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring oder bei anderen großen LKW-Treffen.

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Die Bewunderung ihrer männlichen Kollegen ist ihr inzwischen sicher, aber der Anfang vor 14 Jahren war nicht immer leicht: „Mein erster Arbeitgeber war zunächst etwas skeptisch, ebenso die damaligen Kollegen“, erinnert sie sich. Inzwischen habe sich aber viel verändert in der Arbeitswelt der Berufskraftfahrer, erläutert Kathrin Winckler. Sie hat sich durchgebissen und sagt heute selbstbewusst: „Es gibt nichts, was meine männlichen Kollegen können, das ich nicht auch kann!“

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Ihr IHK-Zeugnis aus Mai 2009 dokumentiert die Ausbildungsinhalte, zu denen Nutzfahrzeugtechnik, Verladerecht, Ladungssicherung, Arbeitssicherheit, der Umgang mit dem EG-Kontrollgerät (Fahrtenschreiber) und viele andere Inhalte gehörten. Zusätzliche Qualifikationen - etwa für den Umgang mit Wechselbrückenfahrzeugen, Gefahrgut- und Tank-Transporten - hat sie ebenfalls erworben, der Staplerführerschein mutet da eher unbedeutend an.

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Heute bewerkstelligt sie beim Experten für Rohrbefestigungstechnik und Modularstahlbau Bernecke den gesamten Werkverkehr. Im Bereich Logistik ist sie die einzige Frau. „Meine Kollegen sind alle sehr nett, behandeln mich wie ihresgleichen. Und falls ich einmal Hilfe benötige, bekomme ich die ganz selbstverständlich“, hat sich Winckler ihren Platz in einer immer noch von Männern dominierten Branche erarbeitet.

Die Fahrerkabine mit Schlafgemach ist komfortabel ausgestattet. Kathrin Winckler, Berufskraftfahrerin, in ihrem Arbeitsgerät – einem 30 Tonnen Deichselzug.
Die Fahrerkabine mit Schlafgemach ist komfortabel ausgestattet. Kathrin Winckler, Berufskraftfahrerin, in ihrem Arbeitsgerät – einem 30 Tonnen Deichselzug. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die schweren Maschinen waren von jeher ihre Leidenschaft, der Anblick eines LKW-Cockpits erfüllte sie schon immer mit Begeisterung. Als beruflich eine Umschulung aus gesundheitlichen Gründen notwendig wurde, stand für sie außer Frage, was sie der Berufsgenossenschaft vorschlagen würde: Die Umschulung zur Berufskraftfahrerin. Für die Zukunft plant Kathrin Winckler die Meisterausbildung: „Als Kraftverkehrsmeisterin stehen mir viele weitere berufliche Perspektiven offen. Man kann einen Fuhrpark leiten, ausbilden, als Disponent arbeiten oder sich selbstständig machen.“

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Zu ihrer Leidenschaft gehört aber nicht nur das Fahren, auch das Be- und Entladen und die Pflege und Wartung ‚ihres‘ Lastwagens gehören zu ihren Aufgaben. Motorwagen mit Lafette oder Sattelschlepper – die riesigen, hochmotorisierten Fahrzeuge haben es ihr angetan, und im Vorstellungsgespräch hat sie offenbar ihren Arbeitgeber überzeugt: „Ich bin sofort eingestellt worden“, ist Kathrin Winckler stolz darauf, sich ihren sehnlichsten Berufswunsch erfüllt zu haben. Dass sie ihr „Arbeitsgerät“ hegt und pflegt, ist für den leidenschaftlichen LKW-Fan eine Selbstverständlichkeit.

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Hunde, Katzen, Hühner: Mobile Tierbetreuung in Hattingen Sein „Baby“ hat mit ihm am Steuer schon 350.000 Kilometer auf den Tacho gebracht und sieht dennoch aus wie neu. Feiner Teppichboden, aufwändige Beleuchtung, handgemachte Gardinen und eine außergewöhnliche Fanfare zeichnen diesen geliebten Scania-Riesen aus. Wer die drei Stufen hinaufklettert, wird mit einem tollen Überblick in luftiger Höhe von etwa 2,70 Metern belohnt.

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„Dies ist ein unglaublich abwechslungsreicher Beruf, man lernt ständig etwas Neues kennen. Und wenn man in einen Sonnenauf- oder -untergang fährt – das ist einfach unbeschreiblich“, schwärmt Winckler von dem, was es eigentlich in der Branche gar nicht gibt: der Trucker-Romantik.