Hattingen. Gerade Paare mit Kindern zieht es oft nach Hattingen. Was sie sich erhoffen – und was sie vorfinden, erzählten sie bei der WAZ-Familienkonferenz.
Einige junge Familien sind extra nach Hattingen gezogen – weil es hier einen Bahnhof gibt, weil sich die Eltern ein selbstständiges Zur-Schule-Kommen der Kinder erhoffen. Oder weil sie einen Kita-Platz bekommen haben. Wie sie die Familienfreundlichkeit der Stadt bewerten, haben sie bei der WAZ-Familienkonferenz erzählt.
Bürgermeister Dirk Glaser, mit Matthias Tacke, Dezernent für Schule, Jugend, Soziales, sowie Nicole Böker, Abteilungsleiterin Kindertagesbetreuung in Kindergärten, haben sich den Eltern gestellt.
Eines nimmt der Bürgermeister verwundert mit: Die eben neu gestaltete Homepage der Stadt empfinden die Teilnehmenden als „unübersichtlich“, wenn man nach Angeboten für Familien schauen wolle.
WAZ-Familienkonferenz: Wie familienfreundlich ist Hattingen?
Der ÖPNV beschäftigt viele. Ralph Nolten wohnt mit Frau und Tochter Milena (10) in Niederbonsfeld. Milena geht in Langenberg zum Gymnasium: „Als wir 2013 herzogen, gab es noch die Linie 177, die ist dann eingestellt worden. Die Buslinie 331 hat eine Taktzeit von zwei Stunden, unsere Tochter hat keine Möglichkeit, selbstständig nach der Schule nach Hause zu kommen. Dazu kommt noch, dass es keinen Bürgersteig gibt, den hat Straßen NRW abgelehnt“, sagt Nolten. Wenn die Kohlenstraße wieder geöffnet würde, würde es rund um Sportplatz und Reiterhof gefährlich. „Dort wird gerast.“
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Warum ein großer Bus eingesetzt werde, fragt er sich. „Warum kommen dort nicht kleinere Busse wie Bürgerbusse zum Einsatz?“ Oder ein „On Demand“-System. „So etwas ist gerade im Test, das macht mir Hoffnung“, sagt der Bürgermeister der Dirk Glaser, der ansonsten darauf verweist, dass die Stadt nicht zuständig sei.
Verkehrssicherheit auf dem Schulweg sehen Eltern nicht gewährleistet
Die Parkverkehrssituation an der Tippelstraße mit rasenden Autos bemängelt Stefan Wagner, der mit seiner Frau Katja, Rosa (5) und Toni (7) an eben jener Straße wohnt. „Letztens hat es einen schweren Unfall mit einem Schulkind gegeben. Die Verkehrshügel werden eher als Sprungbrett gesehen.“ Bürgermeister Glaser: Das Parken solle dazu beitragen, dass Fahrende die Geschwindigkeit drosseln. Und er betont: „Die öffentliche Hand kann nicht alles regeln.“
Derzeit stört ihn, dass in der Grundschule Niederwenigern seit Jahren Rollos fehlen, um vor der Sonne zu schützen. Zudem wäre der Fast-Food-Anteil beim Mittagessen in der Schule hoch. Tacke: „Das nehme ich mal mit.“ Dass Wagners Sohn mit dem Stunt-Scooter nicht auf die Skateanlage dürfe, habe versicherungstechnische Gründe.
Zebrastreifen am Walter-Schneider-Platz gefordert
Seit Jahren betreut Nathaly Kock den „Walking Bus“ in der Südstadt, denn „für Kinder ist es viel zu gefährlich, hier alleine zu laufen“. Gerade für die Kreuzung am Walter-Schneider-Platz fordert sie Zebrastreifen. Ein rechtliches Problem könne der Zebrastreifen darstellen, vermutet Glaser, „aber wir überprüfen das mal“. Zudem fehle es an Spielplätzen für ältere Kinder. „Ich weiß nicht, wo ich meine Kinder hinschicken soll. Für Ältere gibt es Sportgeräte. Da ist nie jemand. Meine Tochter geht mit einer Freundin in die Mayersche“, das fände sie nicht ideal. Insgesamt sei Hattingen bei Spielplatzangeboten gut aufgestellt, erklärt Tacke.
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Navina Kleemann hat zwei Töchter im Alter von zwei und fünf Jahren. „Wir sind vor drei Jahren zugezogen, haben vorher in Waltrop gewohnt und uns für Hattingen entschieden, weil wir hier einen Kita-Platz bekommen haben – und weil es hier einen Bahnhof gibt. Mein Mann arbeitet an der Uni Duisburg, ich in Bochum. Früher fuhr die Bahn drei Mal pro Stunde. Das war gut. In den Herbstferien war sie kein Mal pünktlich. Wir wollen kein zweites Auto. Aber jetzt überlegen wir doch.“
Mutter fühlt sich oft allein gelassen
Als chaotisch habe sie die Schulanmeldung empfunden. Tage der offenen Tür, Anmeldungen, alles habe sich die Familie zusammensuchen müssen – danach erst sei die Broschüre gekommen. Hier sahen die Stadtvertreter den Grund in der Corona-Pandemie, in der die Info-Veranstaltung für Eltern Vierjähriger ausfallen musste. „Ich fühle mich oft allein gelassen“, sagt Kleemann mit Hinblick auch Ersatzplätze für erkrankte Tagesmütter.