Hattingen. Vogelfreunde haben jetzt entschieden: Der Kiebitz ist der Vogel des Jahres 2024 – wann haben Sie zuletzt einen in Hattingen gesehen?
Deutschland hat einen neuen Vogel des Jahres: Der Kiebitz wird im kommenden Jahr von Ornithologen und Vogelkundlern ins Blickfeld gesetzt, er löst damit das Braunkehlchen ab. Doch es gibt eine schlechte Nachricht aus Hattingen: „Der ehemals weit verbreitete Bewohner von landwirtschaftlichen Flächen ist hier als Brutvogel schon seit Jahren verschwunden“, erklärt Vogelkundler Thomas Griesohn-Pflieger von Verein Naturschutz Hattingen.
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Dies sei ein „schlechtes Zeugnis für die Biodiversität in der Ruhrstadt”, so Griesohn-Pflieger weiter. Nach den vorliegenden Daten wurden seit dem Jahr 2013 keine Brutzeit-Beobachtungen mehr gemacht. Die letzten Versuche wurden an dem Wassergewinnungsgelände Rauendahl an der Stadtgrenze Hattingen-Bochum beobachtet.
Kiebitz ist nur ein spärlicher Durchzügler im Ruhrtal
Seitdem sei der Kiebitz nur ein spärlicher Durchzügler im Ruhrtal. „Kiebitze brüteten ursprünglich in Mooren und auf Feuchtwiesen“, so der Fachmann. „Nachdem diese durch Trockenlegung verschwanden, brüten sie auch auf Äckern und Wiesen. Aber selbst diese neuen Lebensräume sind heute nicht mehr für erfolgreiche Bruten geeignet. Kiebitze brüten auf dem Boden, aber dort werden Nester durch die intensive Bewirtschaftung zerstört. Ihr Nest besteht aus einer Bodenmulde, meist legen sie vier Eier.“
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In diesem Herbst hat es die vierte öffentlichen Wahl des Naturschutzbundes (Nabu) und seinem Partner in Bayern für den „Vogel des Jahres“ gegeben. Dabei sollen Arten in den Mittelpunkt gestellt werden, die inzwischen bedroht sind. Insgesamt haben 119.921 Menschen mitgemacht. 33.289 (27,8 Prozent) der Stimmen entfielen auf den Kiebitz.
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Und damit wurde ein Vogel gewählt, dessen Bestände durch die Trockenlegung von Feuchtwiesen und eine intensive Landwirtschaft in vielen Gegenden massiv zurückgegangen ist. Der neue Jahresvogel wird in der Roten Liste als stark gefährdet geführt.
Rote Liste der Brutvögel
43 Prozent der 259 regelmäßig in Deutschland brütenden heimischen Vogelarten stehen in der aktuellen Rote Liste, inklusive der hier ausgestorbenen Brutvogelarten, erklärt der Naturschutzbund (Nabu). Damit ist inzwischen fast jede zweite Brutvogelart bedroht.
Sechs Kategorien gibt es bei der Roten Liste: 0 – ausgestorben; 1 – vom Aussterben bedroht; 2 – stark gefährdet; 3 – gefährdet; R – extrem selten (natürliche Seltenheit, oft Arten am Rand ihres Verbreitungsgebiets); V – Vorwarnliste (Rückgänge, keine akute Gefährdung). Quelle: nabu.de
Thomas Griesohn-Pflieger: „Viele Vogelarten, die einst von der Landwirtschaft profitierten, sind dabei zu verschwinden. Das Schicksal des Kiebitzes teilen Feldlerchen, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Schafstelzen, Rebhühner und andere. In der Feldflur ist dadurch eine biologische Grabesstille eingekehrt.”
Kiebitze seien Teilzieher. Heißt: Einige überwintern bei milder Witterung in Deutschland und ein anderer Teil zieht zur Überwinterung nach Frankreich, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden.
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Auf dem Zug sind sie auch noch in Hattingen zu sehen – etwa bei der Rast im Ruhrtal. „Die Renaturierung von Feuchtwiesen und Mooren oder die Anlage extensiv genutzter Weiden und Wiesen könnten den Rückgang der Art aufhalten. Helfen kann man dem Kiebitz auch, indem man ökologisch und regional erzeugte Lebensmittel kauft”, so der Hattinger Naturschutzverein. (mb)