Hattingen. Eine 73-Jährige aus Hattingen wird von einem Polizeihund angefallen. Die Frau erleidet schwerste Verletzungen: „Sie wird nie wieder Haare haben.“
Dramatische Szenen spielen sich im Rauendahl ab, als ein Belgischer Schäferhund eine 73-Jährige angreift, sich in ihr verbeißt. Die Verletzungen der Hattingerin sind schwerwiegend. Noch immer befindet sie sich im Krankenhaus – muss sich einer stundenlangen Hauttransplantation unterziehen.
Erst am Donnerstagnachmittag informiert die Polizei in einer Pressemitteilung über den Vorfall von Samstagabend (30.9.) gegen 17.30 Uhr. Auf dem Parkplatz des Sportplatzes im Rauendahl will die 73-Jährige gerade auf der Beifahrerseite ihr Auto schließen, als der Hund sie attackiert. Aus dem Nichts sei der gekommen, berichtet Laura-Jane Hockeborn, die Nichte des Opfers, die zwar selbst nicht dabei war, sich seit dem Vorfall aber täglich um ihre Tante kümmert.
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Wie sich herausstellt, ist es ein Polizeihund. Einen Einsatz gibt es aber nicht. Der Hund ist mit seinem Diensthund-Führer in dessen Freizeit unterwegs. In der Mitteilung der Polizei Duisburg, die die Ermittlungen übernommen hat, heißt es, der Hund sei an einer Flex-Leine angeleint gewesen. Das Opfer sagt, eine Leine habe es nicht gegeben.
Weitere Zeugen gesucht
Die Kriminalpolizei Duisburg hat im Fall der Polizeihund-Attacke am 4. Oktober die weiteren Ermittlungen übernommen, obwohl der Vorfall in Hattingen stattfand und Hund und Halter zur Polizei Düsseldorf gehören. Aus Neutralitätsgründen ermitteln die Duisburger.
Die Tatzeugen sollen zunächst zur weiteren Aufklärung vernommen werden. Weitere Zeugen, die Hinweise geben können, werden gebeten, unter der Rufnummer 0203 2800 Kontakt zum Kriminalkommissariat 23 der Duisburger Polizei aufzunehmen.
„Der Hundehalter (45) soll sofort eingegriffen und seinen Hund von der Frau weggezogen haben“, teilt die Polizei weiter mit. Die Verletzungen der Seniorin, die in der Nachbarschaft wohnt, sprechen eine andere Sprache. Die Familie des Opfers befürchtet, die Polizei wolle etwas vertuschen.
Notoperation über Stunden
„Sie wird nie wieder Haare haben. Der Hund hat ihr die Kopfhaut von links nach rechts vom Kopf gezogen“, schildert die Nichte. Auch habe ihre Tante niemanden gesehen als der Hund angeschossen kam, so Laura-Jane Hockeborn. Täglich besucht sie ihre Tante im Krankenhaus Bergmannsheil.
Noch in der Nacht von Samstag sei sie notoperiert worden – über fünf Stunden. Auch am Donnerstag steht eine weitere Operation am Kopf an. Die Ärztin habe erklärt, dass die 73-Jährige schwerste Kopfverletzungen davongetragen hat, sagt Hockeborn. Bis auf den Knochen sei der Kopf offen.
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Auch aus dem Unterarm und Oberarm habe der Hund Stücke herausgebissen, die sich in den Haaren verfingen. Zudem habe er die Spitze des Zeigefingers abgebissen, als sie versuchte, ihr Gesicht zu schützen. Die Nichte berichtet von fürchterlichen Schmerzen unter denen die Seniorin während der Attacke geschrien habe. Auch die Sanitäter seien erschüttert gewesen, dass das ein Hund angerichtet habe.
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Lebensgefahr besteht nicht, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Allerdings steht der Seniorin in der kommenden Woche eine fünfstündige Operation bevor, bei der Haut von Oberschenkel und Rücken auf den Kopf transplantiert werden soll.
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Die 73-Jährige realisiere langsam, was passiert ist. Sie ist traumatisiert. „Sie hat die vergangenen Nächte nicht geschlafen. Sie traut sich nicht mehr raus“, berichtet Laura-Jane Hockeborn.
Gegen den Polizeibeamten wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung ermittelt. Der 45-Jährige ist Diensthund-Führer beim Polizeipräsidium Düsseldorf. Von dort heißt es, die Eignung von Hund und Mensch würde nun überprüft. Der Hund käme nicht mehr auf die Straße, erklärt Polizeisprecher Andre Hartwich. Er befindet sich in einem Zwinger oder beim Auslauf auf einem gesicherten Gelände.