Hattingen. Künstler Eugen Stoll hat ein Atelier in Hattingen. Bald will er die Malerei zum Hauptberuf machen – auch mit Malkursen für Kinder und Erwachsene.
Kunst ist seine Leidenschaft – und während ihm sein Talent in der Schulzeit nicht geglaubt wurde, will Eugen Stoll es jetzt zu seinem Hauptberuf machen. Die Grundlagen dafür hat er gelegt – in seinem Atelier in Welper.
Zurück zu den Wurzeln – das gilt für den 40-Jährigen auf ganzer Linie. Eugen Stoll kam mit zehn Jahren mit der ganzen Familie aus Sibirien nach Deutschland. „Wir waren Spätaussiedler und hatten keine Probleme, wir bekamen alle Hilfe, die man sich vorstellen kann, wollten auch unbedingt gut Deutsch lernen“, sagt der Vater von vier Kindern, dessen Opa im Krieg auf deutscher Seite gekämpft hat. Die Familie hatte sofort Sprachunterricht, wechselte schnell von der russischen in die deutsche Kultur und Gesellschaft.
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„Das ging sogar so weit, dass meine Eltern sich Eichenmöbel kauften, weil sie so leben wollten wie die Deutschen. Nur Mitte der 90er Jahre wohnten die Deutschen längst nicht mehr in einer Eichenwelt“, amüsiert sich Stoll. Nach Hattingen zog es die Familie, weil zu dem Zeitpunkt schon eine Tante dort lebte.
Viele Seelen wohnen in seiner Brust, viele Talente lebt er gerne aus. Aber das, was ihn gepackt hat, ist die Kunst. Sein technisches Abitur hat er auf dem Hattinger Berufskolleg gemacht, ist staatlich geprüfter Techniker und hat in der Qualitätssicherung gearbeitet. Aktuell ist Eugen Stoll in Elternzeit.
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Aber die Kunst hat ihn nie losgelassen, seit sein Opa mit ihm in Sibirien in ein Museum ging und ihn die klassische Malerei gepackt hat. Da war er sechs oder sieben Jahre alt. Seitdem malt er.
Üble Erfahrungen hat er in der Schule gemacht, wenn sie im Kunstunterricht Bilder mit nach Hause nehmen und fertig machen sollten. „Es hieß anschließend immer, das habe ich nicht selbst gemacht, da habe definitiv jemand anderes geholfen“, erinnert er sich an wenig schönen Erfahrungen. Die Zeiten sind zum Glück längst vorbei.
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Jetzt malt er zu Hause, hat ein kleines Studio in Welper auf der Marxstraße und kann der Fantasie freien Lauf lassen. „Symbolischer Realismus“ – so nennt Eugen Stoll seine Malerei. Dabei fasziniert ihn die griechische Mythologie am meisten. Besonders Europa, die schöne Tochter des Königs Agenor, in die sich Zeus verliebte, hat es ihm angetan. Vor allem auf der Farbwirkung liegt sein Augenmerk. Gefühle in der Malerei zu vermitteln, ist sein Anliegen.
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Eine erfahrene Kritikerin hat er in seiner Frau, die Kunstlehrerin an einer Schule ist. Verschiedene Techniken hat er ausprobiert, aber die Ölfarbe ist sein Handwerkszeug. Mit Aquarell hat er experimentiert, doch die Farben seien empfindlich.
Inspiration und Kontakt
Viele Lehrmeister habe er, sagt Künstler Eugen Stoll aus Welper. Aber die wüssten davon nichts. Es sind Bilder in Museen, die ihn inspirieren, das Internet trägt einen Großteil zu seinen Werken bei, auf Youtube holt sich der Autodidakt Anregungen.
Im kommenden Jahr möchte er Kurse geben für Kinder und Erwachsene und mehr in der Öffentlichkeit präsent sein. Wie seine Kunst aussieht, kann man sich auf seiner Internetseite www.massenpunkt.de ansehen. Wer mehr wissen möchte oder an Kursen in der Zukunft interessiert ist, kann Kontakt aufnehmen unter 0171 7597763.
Im Augenblick ist Eugen Stoll in Elternzeit, aber er hat Pläne für seine berufliche Zukunft und will sich im nächsten Jahr neu aufstellen. „Ich möchte mehr Ausstellungen machen, werde Kontakt zum Museum in Blankenstein aufnehmen, möchte Kurse für Kinder und Erwachsene geben, ob in Gruppen oder individuell“, sagt der 40-Jährige.
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Bisher malt er in erster Linie in Formaten 1 x 1 Meter oder 1,20 x 80 Meter, manchmal auch kleiner. Aber für richtig großformatige Malerei reicht der Platz noch nicht. Auch das soll sich auf Dauer noch ändern. Dass man Kinder für Malerei begeistern kann, kennt er. Denn, wenn er malt, bekommt sein Nachwuchs auch Papier und Farben in die Hand und ist ebenfalls begeistert kreativ.