Hattingen. Zu Fuß über die Alpen – das plant die Wander-AG des Berufskollegs Hattingen. Wie sich die Gruppe in der Elfringhauser Schweiz darauf vorbereitet.
Drei Länder, sieben Etappen und über 5.000 Höhenmeter – das ist das Ziel, welches sich die Alpen-AG des Berufskollegs Hattingen vorgenommen hat. Gemeinsam mit ihrem Lehrer Christian Dietz wollen sie in rund neun Monaten die Alpen überqueren. Auf dem berühmten „E5“, ein Wanderweg, der von Oberstdorf bis nach Meran führt. Bis dahin liegt jedoch noch eine Menge Vorbereitung vor der Wandergruppe.
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Für die große Reise am Ende des Schuljahres investieren die Schülerinnen und Schüler pro Woche zwei Stunden in Training – außerhalb der regulären Schulzeit. 14 Kilometer stehen heute auf dem Programm. Los geht es am Parkplatz am Roten Haus in der Elfringhauser Schweiz. Die Sonne strahlt, die Temperaturen sind warm – die Ausrüstung der fünfköpfigen Wandergruppe ist deshalb überschaubar. Normalerweise gehören rund 15 Schülerinnen und Schüler zur AG, heute ist die Gruppe jedoch dezimiert.
Über einen asphaltierten Hang geht es das erste Stück (leicht) bergauf. „Zieht ja jetzt schon in den Beinen“, sagt einer der Schüler. „Dafür haben wir dann später die Stöcker, dann geht es etwas leichter“, entgegnet Lehrer Christian Dietz, der die großen Gipfel schon vor Augen hat.
Alpen-AG aus Hattingen trainiert alle zwei Wochen für die Alpenüberquerung
Für den 40-Jährigen nichts neues. Dietz ist seit Jahren begeisterter Wanderer, hat mehrere Bücher über seine Wandertouren und -tipps veröffentlicht. Seine Leidenschaft möchte er jetzt an seine Schüler weitergeben – so kam die Idee zustande, eine Alpen-AG zu gründen. „Es geht mir darum, gemeinsam mit den Schülern etwas zu erleben, das einfach Spaß macht“, sagt er. „Ohne Prüfungsdruck.“
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Bevor es aber an die großen Gipfel in Deutschland, Österreich und Italien geht, widmet sich die Gruppe dem Neanderlandsteig. Mit wenig Steigung geht es an plätschernden Bächen vorbei. „Wir stehen noch ganz am Anfang des Trainings“, sagt Christian Dietz. Alle zwei Wochen geht die Gruppe wandern, die Strecken werden kontinuierlich länger. „Bis November machen wir das so.“ In den Wintermonaten trainiert die Gruppe gemeinsam im Fitnessstudio, bevor es Ende Februar wieder in die Natur geht.
Doch reicht das, um sich auf Wandertouren in tausenden Metern Höhe, auf unebenem Untergrund und mit schwerem Gepäck vorzubereiten? „Die Höhe können wir hier schwer simulieren“, gesteht Dietz. „Daher holen wir uns die Kondition über die Länge der Touren, um am Ende fit genug zu sein.“ Die längste Wanderung – über den Baldeneysteig – wird 27 Kilometer lang sein, erst danach geht es los in Richtung Alpen.
Schüler bekommen Informationen zur richtigen Ausrüstung und Erster Hilfe
Dass das Wandern in den Bergen auch gefährlich sein kann, vermittelt er seinen Schülern in den Theoriestunden, die ebenfalls zum Programm der AG gehören. Wie leiste ich Erste Hilfe? Welche Ausrüstung brauche ich? Wie ernähre ich mich am besten, um die siebentägige Tour durchzuhalten? Diese Fragen werden in Vorträgen und Workshops mit Ärzten, Ernährungsexperten und erfahrenen Wanderern beantwortet. 80 Prozent Anwesenheit sind in der AG für die Schüler verpflichtend, nur dann dürfen sie mit auf die große Abschlussreise am Ende des Schuljahres.
Einer von ihnen ist Alexander Hellos. Der 18-Jährige ist sportbegeistert, spielt Volleyball und ist in den Sommerferien über Madeira gewandert. „Wann hat man schon mal so ein Highlight in der Schulzeit“, schwärmt er. „Und ohne Sport geht bei mir sowieso nichts.“ Während er das sagt, spaziert er den steilsten Teil der Route leichtfüßig hinauf.
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Nicht allen in der Gruppe fällt das so leicht wie ihm. Christian Dietz spornt die Schüler an: „Wer nie aufs Tor schießt, kann auch nicht treffen.“ Während die Wandergruppe ihre dreistündige Übungseinheit fortsetzt, wird bereits besprochen, auf welcher Hütte es in den Alpen wohl den besten Kaiserschmarrn gibt. Dietz erzählt von einem Wasserfall, an dessen Ende man sogar baden kann und von seiner bisher härtesten Wandertour, die ihm zahlreiche Blasen unter den Füßen beschert hatte.
Alpen-AG sucht noch Sponsoren um Reise zu finanzieren
Die Stimmung ist gelöst – und das heutige Ziel in Sicht. Zurück am Parkplatz hat die Gruppe ihre dritte gemeinsame Wanderung geschafft. Wie viele Schüler sich am Ende des Schuljahres mit auf den 60 Kilometer langen Weg über die Alpen machen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Bis dahin gehen Christian Dietz und seine Kollegen auf die Suche nach Unterstützern. „Mein Wunsch wäre es, dass wir diese Alpen-AG als festes Event in unserem Schulalltag verankern“, so der AG-Leiter.
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Die Schüler selbst zahlen einen Eigenanteil von 250 Euro. „Wir wollen die Kosten so gering wie möglich halten“, betont Dietz. Doch um die Anreise, die Übernachtungen in den Berghütten und die Verpflegung finanzieren zu können, braucht die Wandergruppe Unterstützung. „Wir hoffen auf Sponsoren, damit wir dieses Erlebnis möglichst vielen Schülern ermöglichen können.“
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