Hattingen/Essen. Ein Mann aus Hattingen sticht seine Ehefrau nieder – vor den Augen der gemeinsamen Tochter. Jetzt steht er vor dem Landgericht in Essen.

Das kleine Mädchen hat noch gelächelt, als es den Papa gesehen hat. Was dann jedoch passiert ist, war der reinste Albtraum. Vor sechs Monaten hat ein Familienvater in der Hattinger Innenstadt seine Frau niedergestochen – vor den Augen seiner vierjährigen Tochter und entsetzter Passanten. Seit Mittwoch steht der 43-Jährige in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: Mordversuch.

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Es war der 23. Februar 2023, gegen 16.15 Uhr. Die Frau des Angeklagten kam von der Arbeit, hatte auf dem Heimweg noch die jüngste Tochter vom Kindergarten abgeholt. Die beiden fuhren mit dem Bus bis zur Haltestelle „Feldstraße“, die letzten Meter bis zu ihrer Wohnung mussten zu Fuß zurückgelegt werden. Dann nahm das Drama seinen Lauf.

Brief an Hattinger Richter

Der Ehemann kam laut Anklage von hinten, öffnete seine Hand, in der ein Messer aufblitzte. „Das erwartet Dich.“ So oder so ähnlich soll er sich damals ausgedrückt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 43-Jährige seine Frau von hinten gepackt und dann mehrfach zugestochen hat – ins Gesicht und in den Kopf. Die 38-Jährige versuchte sich verzweifelt zu wehren, erlitt dabei weitere Schnittverletzungen an den Händen.

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Die Blutungen sollen so massiv gewesen sein, dass die dreifache Mutter auf die Knie sank und nichts mehr sehen konnte. „Polizei und Krankenwagen sind unterwegs“, soll eine Anwohnerin aus einem Fenster gerufen haben. Auch andere Passanten eilten zur Hilfe. In diesem Moment soll der Angeklagte seiner Frau noch einen letzten Schnitt am Hinterkopf versetzt haben und dann geflohen sein. Dass die 38-Jährige überlebt hat, ist wohl nur den Ersthelfern und den Ärzten zu verdanken. Sie retteten der Schwerverletzten bei einer Notoperation das Leben.

Mit Zeitungsständer verprügelt

Zum Prozessauftakt äußerte sich der Angeklagte noch nicht zu den Vorwürfen. Es gibt allerdings einen Brief, den er an das Hattinger Familiengericht geschrieben hat. „Darin äußert er sich zum Tatgeschehen, schreibt aber, dass er seine Frau nicht töten wollte“, sagte Verteidiger Tim Salewski den Richtern des Essener Schwurgerichts. Verlesen wurde der Brief noch nicht.

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Hintergrund der unfassbaren Bluttat war offenbar eine heftige Ehekrise. Rund vier Wochen vor der Messerattacke soll es in der Wohnung der Familie bereits zu einem ersten Gewaltausbruch gekommen sein. Die Ehefrau hatte ihrem Mann offenbar vorgeworfen, dass er ein schlechter Vater sei, dabei laut Anklage auch das Wort „Scheidung“ in den Mund genommen.

Dauerhaft entstellt?

In dieser Situation soll ihr Mann zu einem hölzernen Zeitungsständer gegriffen und seine Frau damit brutal verprügelt haben. Dabei soll dann auch dieser Satz von ihm gefallen sein. „Wenn du dich trennen willst, dann sag‘ mir das jetzt. Dann wirst du diesen Tag nicht überleben.“ Der Angeklagte war daraufhin für zehn Tage der Wohnung verwiesen worden. Später hatte Heike Tahden-Fahrhat, die Anwältin der Noch-Ehefrau, ein gerichtliches Annäherungsverbot erwirkt, dass bis Anfang Mai 2023 laufen sollte. Doch daran soll sich der Angeklagte nicht gehalten haben.

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Laut Anklage hat er seine Frau beobachtet und ihren Tagesablauf genau verfolgt. Deshalb soll er auch gewusst haben, mit welchem Bus sie am 23. Februar nach Hause kommen würde. Bei der Messerattacke sollen Mundhöhle und linker Mundwinkel eröffnet worden sein. Auch die Gesichtsschlagader wurde getroffen. Die Richter haben dem Angeklagten deshalb auch schon mitgeteilt, dass neben „Mordversuch“, auch „schwere Körperverletzung“ im Urteil stehen könnte. Weil die Frau möglicherweise dauerhaft entstellt sei. Die Richter haben Verhandlungstage bis November angesetzt.