Hattingen. Voswinkel, Amberg und die Telekom sorgen für leere Ladenlokale in der Heggerstraße in Hattingen. Und der nächste Abgang kommt im September.

Viele Leerstände, wenig Attraktivität – seit Jahrzehnten ist die obere Heggerstraße das Sorgenkind der Fußgängerzone in Hattingen. Jetzt gerät auch die untere Heggerstraße in den Abwärtssog. Voswinkel, Amberg und die Telekom haben der Einkaufsmeile den Rücken gekehrt und hinterlassen leere Ladenlokale. Und der nächste Abgang kommt.

Seit einem Jahr bereits steht das Erdgeschoss der Immobilie Heggerstraße 10 leer. Das Schuhhaus Voswinkel hat dichtgemacht – übrigens nicht nur in Hattingen, sondern auch in Bochum.

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„Leider gibt es beim Einzelhandel aktuell nur wenige Interesse an Niederlassungen in Fußgängerzonen“, sagt Marvin Böck von der Maklerfirma Kremer und Winterpacht. Das Unternehmen bietet das 200 Quadratmeter große Ladenlokal im Internet für eine Nettokaltmiete von 3000 Euro monatlich an. Bisher vergeblich.

Eine Spielhalle hat Interesse gezeigt und ein Friseur

„Es gab Anfragen aus den Bereichen Drogerie, Spielwaren, Sportartikel“, berichtet Böck. „Leider waren die Vorstellung von Vermieter und Mieter am Ende aber immer weit auseinander.“

Leere Schaufenster auch ein paar Meter weiter: Das Sanitätshaus Amberg ist zur August-Bebel-Straße umgezogen.
Leere Schaufenster auch ein paar Meter weiter: Das Sanitätshaus Amberg ist zur August-Bebel-Straße umgezogen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für 2400 Euro Monatsmiete ist das Ladenlokal zu haben, aus dem das Sanitätshaus Amberg ausgezogen ist, um an die August-Bebel-Straße zu wechseln. Seit März sucht das Immobilienbüro Stalter nach einem Nachfolger. Bisher ebenfalls erfolglos.

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„Wir haben Anfragen für den 250 Quadratmeter großen Standort erhalten, mussten aber allen absagen, weil an der Stelle nur Einzelhandel erlaubt ist“, erklärt Laurin Stalter. „Eine Spielhalle hat Interesse gezeigt und ein Friseur, beide Branchen sind an der Stelle aber nicht erlaubt“, sagt Stalter. Nutzungsänderungen zu beantrage, sei für Vermieter keine Lösung. „Das dauert in Hattingen endlos lange“, so Laurin Stalter.

Dort hat auch die WAZ-Lokalredaktion Hattingen ihren Sitz

In Sichtweite umgezogen ist der Hattinger Telekom-Shop. Am Obermarkt füllt er den durch den Abgang des Schuhhauses Tamaris entstandenen Leerstand – an der Heggerstraße hinterlässt er dafür allerdings einen neuen.

Und auch schräg gegenüber packt ein Anbieter schon die Umzugskisten. Der Telekommunikationsdienstleister NetCologne wird der Immobilie Heggerstraße 7 Ende September den Rücken kehren und in die Große Weilstraße 19 umziehen. Dort hat auch die WAZ-Lokalredaktion Hattingen ihren Sitz.

Umgezogen ist auch der Telekom-Shop – von der Heggerstraße an den Obermarkt.
Umgezogen ist auch der Telekom-Shop – von der Heggerstraße an den Obermarkt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Justine Koschmieder leitet die NetCologne-Niederlassung Hattingen und macht aus den Gründen für den Standortwechsel kein Geheimnis. Es geht ums Geld. „Unser Mietvertrag läuft nach fünf Jahren aus und der Eigentümer bewegt sich bei der Höhe der Miete keinen Millimeter“, sagt Koschmieder. Sie sei viel zu hoch und der aktuellen Marktlage nicht angemessen.

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Zudem sei das Haus nicht saniert worden. „Die Energiekosten sind immens. Das muss bei der Miete endlich mal berücksichtigt werden. Aber viele Vermieter kommen von ihrem hohen Ross einfach nicht herunter“, ärgert sich Justine Koschmieder.

Immer Bewegung in den Branchen und Belegungen der Fußgängerzone

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Georg Hartmann beobachte die Entwicklung besorgt, spricht von einem „aktuellen kleinen Negativtrend“. Es sei immer Bewegung in den Branchen und Belegungen der Fußgängerzone, so der Geschäftsführer von Hattingen Marketing. „Man vergisst dann schnell die positiven Entwicklungen wie zuletzt die Confiserie Harmonie im Georgs-Viertel und jetzt das Ärztehaus am alten Commerzbank-Standort.“

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Auch müsse man die unterschiedlichen Gründe für Abgänge im Auge haben. Die Schuh-Branche sei gerade bundesweit unter Druck. Das Sanitätshaus Amberg und die Telekom seinen ja nur umgezogen. „Grundsätzlich setzen die Folgen der Corona-Pandemie und das Online-Geschäft dem traditionellen Einzelhandel allerdings stark zu“, räumt Hartmann ein.