Hattingen. Überraschend sagt der Ex-Ehemann, ein mit Sicherungsverwahrung verurteilter Räuber, aus. Die Aussage soll die entlasten, wirft aber Fragen auf.
Fortsetzung im Hattinger Geldwäsche-Prozess: Die Vorwürfe gegen eine Justizmitarbeiterin aus Hattingen sind schnell erzählt – nachdem ihr inzwischen geschiedener Mann Raubüberfälle beging, soll sie das Geld über ihr Konto geleitet und unter anderem in einen neuen BMW investiert haben. Die Wahrheitsfindung in diesem Fall ist zäh. Es gibt dubiose Umstände und merkwürdig anmutende Begründungen. Überraschend sagte jetzt der Ex-Ehemann aus. Ob er ihr damit helfen konnte, ist fraglich.
13 Jahre Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung wegen bewaffneten Raubes lautete das Urteil für den 58-jährigen. Der hatte sich am ersten Verhandlungstag gegen seine geschiedene Frau noch geweigert auszusagen, überlegte es sich aber schnell anders.
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So erfuhren Richter, Schöffen und Staatsanwalt, dass er nach einem Raubüberfall auf eine 86-Jährige einen Beuteanteil von 40.000 Euro erhielt. Weshalb seine Frau in Verdacht geriet? Wenige Tage später landeten mehr als 30.000 Euro auf ihrem Konto. Geld, das sie bereits Monate vorher von ihrem Onkel für die Renovierung des neuen Hauses bekommen haben will. Weil sie es erst nicht brauchte, habe sie es in einem Umschlag im Wohnzimmerschrank aufbewahrt. Erst kurz nach der Tat ihres Mann, von der sie nichts gewusst haben will, zahlte er es in ihrem Auftrag auf das Konto ein, um die Rechnung für einen neuen 29.000-Euro-BMW zu begleichen.
Detaillierte Nachfragen, genervte Antworten
Staatsanwalt Christian Bolik fragte, wie schon am ersten Prozesstag, detailliert nach und bekam genervte Antworten und verdrehte Augen. Versteckt sei das Geld nicht gewesen, sagt die Angeklagte. Den Umschlag, in dem eine so große Summe in der Wohnung lag, konnte sie nach mittlerweile fast sechs Jahren nicht beschreiben und auch nicht, welche Geldscheine ungefähr darin waren. Sie habe ihrem Mann das Geld gegeben und gesagt, er solle es einzahlen.
Dass der Teufel im Detail steckt, zeigte später die Aussage des Mannes. Ebenso befragt gab er an, er habe den Umschlag selbst aus der Kommode im Schlafzimmer genommen. Die Nachfrage von Verteidiger Henner Sentner, die ihn noch in Richtung Wohnzimmerschrank leiten sollte, schlug fehl. Der Staatsanwalt mahnte an, dem Zeugen keine Worte in den Mund zu legen.
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Der erklärte, er habe seiner Frau gesagt, mit Inkasso-Aufträgen Geld zu verdienen. Dabei ließ er keinen Zweifel daran, wie er ein solches Geschäft, das er früher schon betrieben hat, versteht. Mit freundlichem Nachfragen ist es da nicht getan.
40.000 Euro für Einkäufe und Kokain
Die 40.000 Beute habe er im Keller versteckt. Sie wusste nichts. Davon finanzierte er Einkäufe und Tankfüllungen. Der Rest sei für Kokain draufgegangen. Zwei bis drei Gramm pro Tag habe er genommen, was seiner Frau nicht verborgen bleiben konnte.
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Vom Vorwurf der Geldwäsche wollte er sie aber reinwaschen: „Wenn ich für 30.000 ein Auto gekauft hätte, wie hätte ich von den übrigen 10.000 Euro über so einen langen Zeitraum Einkäufe bezahlen sollen“, fragte er im Laufe seiner fast zwei Stunden dauernden Befragung ebenfalls sichtlich genervt. Der nächste bekannte Raub fand mehr als ein Jahr später statt.
Anhand von Chatverläufen sollte geklärt werden, ob die Hattingerin tatsächlich nichts vom kriminellen Treiben ihres Mannes wusste. Immer wieder wurden Passagen zitiert, in denen Andeutungen vorkamen, die zu den Taten passen könnten. „Ich habe hier zehn Seiten, in denen ich ’Pass auf dich auf’ geschrieben habe. Fast jeden Tag“, verteidigte sich die Angeklagte.
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Schöffen, Richter und Staatsanwalt stehen nun vor der Aufgabe, die mehrere hundert Seiten umfassenden Protokolle zu Kontobewegungen und Chatverläufen anzusehen, um sich ein Bild zu machen. Mit einem Urteil wird nicht vor Ende Juni gerechnet.