Hattingen. Ein Mann aus Hattingen missbraucht seinen anfangs 13-jährigen Sohn. Er denkt, der Junge schläft. Jetzt steht der 51-Jährige vor Gericht.
Es war nur ein einziger Satz, doch der hatte es in sich. Ende 2021 hat ein 15-jähriger Schüler aus Hattingen seinen Vater online bei der Polizei angezeigt. Der Text lautete so: „[Name und Adresse des Vaters] belästigt seinen 13-jährigen Sohn sexuell.“ Seit Montag muss sich der 51-Jährige in Essen vor Gericht verantworten. Worte der Reue fand er nicht. Dafür legte er ein umfassendes Geständnis ab.
Die ersten Übergriffe gehen schon auf das Jahr 2017 zurück. Der Junge war ins Ehebett geschlüpft, weil er nicht schlafen konnte. Das nutzte der Vater aus. In der Anklage ist zum Teil auch von massiven sexuellen Übergriffen die Rede. Weitere Taten sollen im Kinderzimmer und in einem Wohnwagen während eines Urlaubs passiert sein. Die Ehefrau war offenbar völlig ahnungslos. Sie soll immer schon tief und fest geschlafen haben.
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„Die Motivation meiner Taten ist mir selbst nicht bewusst“, formulierte der Angeklagte zum Prozessauftakt vor der 24. Strafkammer des Essener Landgerichts. Deshalb wolle er sich nun auch einer Sexualtherapie unterziehen. Ein erstes Gespräch ist für Ende des Monats geplant. Er selbst will immer davon ausgegangen sein, dass sein Sohn geschlafen und nichts mitbekommen habe. Diese Einschätzung war jedoch falsch.
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Nach dem letzten Übergriff im Wohnwagen ist der Angeklagte von seinem Sohn sogar direkt angesprochen worden. „Lass das! Du weißt genau, was ich meine.“ So oder so ähnlich soll sich der Junge damals ausgedrückt haben. Danach war wohl auch endgültig Schluss. Wenige Monate später ist der Angeklagte an seinem Arbeitsplatz festgenommen, aber noch am selben Tag wieder entlassen worden.
25.000 Euro Schmerzensgeld
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Inzwischen hat er seinem Sohn 25.000 Euro Schmerzensgeld gezahlt und auch dessen Therapiekosten komplett übernommen. Was er für noch mindestens fünf Jahre auch weiterhin tun will. „Als Zeichen der Wiedergutmachung und der Übernahme von Verantwortung“, so Verteidiger Gregor Hanisch. Außerdem gibt es ein striktes Kontaktverbot.
Seine Familie hat der Angeklagte nach Bekanntwerden der Vorwürfe verloren. Seine Frau hat sich getrennt, er ist in eine andere Stadt gezogen. „Ich habe kaum noch soziale Kontakte“, sagte er den Richtern.
Sohn will Vater nie wiedersehen
Sein Sohn hatte damals im Internet recherchiert, um die sexuellen Übergriffe ein für alle Mal zu beenden. Nach der ersten Online-Anzeige hatte er sogar noch eine zweite hinterhergeschickt. Kurz darauf waren die Ermittlungen der Polizei angelaufen. Er selbst soll im Prozess zwar auch noch aussagen, allerdings nicht zu den Taten, sondern nur zu den Folgen. Und dazu, was er sich von dem Prozess erhoffe.
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Vor Prozessbeginn hatte er mitgeteilt, dass es ihm vor allem darum gehe, seinen Vater nie wiedersehen zu müssen. Die Höhe der Strafe stehe nicht im Vordergrund. Ungeschoren solle sein Vater aber auch nicht davonkommen.
Angeklagter hofft auf Bewährung
Inzwischen scheint sich der Jugendliche psychisch wieder gefangen zu haben. Die Therapie scheint erfolgreich zu sein. Auch in der Schule läuft es wieder rund, es gibt sogar schon Zukunftspläne. Seiner Anwältin Heike Tahden-Farhat gegenüber hat er angedeutet, dass er sich das Leben nicht kaputtmachen lasse. Auch wenn es der Vater versucht habe. Der Angeklagte selbst hofft auf eine Bewährungsstrafe. Doch das wird knapp. Der Prozess wird fortgesetzt.