Hattingen. Auto-Ärger in Hattingen: Parallel zum Start der Fahrradstraße ändert die Stadt nicht nur die Vorfahrt, sondern schafft eine neue Anliegerstraße.

Hattingen hat seit dem Wochenende offiziell drei neue Fahrradstraßen – auf der Lindstockstraße, der Pannhütter Straße und Im Heggerfeld haben Fahrräder nun Vorfahrt. Und schon sorgt das für Ärger. Dabei geht es nicht um die Fahrradstraße im Grundsatz, sondern um die Auszeichnung als Anliegerstraße.

Nur die Pannhütter Straße war schon vorher Anliegerstraße, erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Die übrigen beiden wurden als solche ausgewiesen, „um den Verkehr dort zu reduzieren und das Fahren sicherer zu machen“. Dabei sei die Lindstockstraße ohnehin überwiegend von Anliegern genutzt worden.

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Fahrradstraßen seien nicht automatisch Anliegerstraßen, betont die Stadt. Dennoch habe man sich für mehr Sicherheit zu diesem Schritt entschieden. „Im Heggerfeld haben wir darüber hinaus die Vorfahrtsregelung geändert. Dort galt bislang rechts vor links. Um das Fahren für Radler dort sicher zu machen, haben wir der Fahrradstraße Vorrang eingeräumt.“

Diese Regeln gelten auf Fahrradstraßen

Auf Fahrradstraßen haben Radfahrer Vorfahrt. Das heißt, dass sich Autofahrer nach Radfahrern richten müssen und nicht umgekehrt. Autos dürfen die Fahrradstraße zwar befahren, aber mit maximal 30 Stundenkilometern.

Fahrradfahrer dürfen in den Fahrradstraßen auch nebeneinander fahren. Beim Überholen gilt für Autofahrer wie immer: mindestens 1,5 Meter Abstand zum Radfahrer einhalten.

Doch die Änderungen sorgen nun für Ärger. Verschiedene Nutzer berichten auf Facebook, sie müssten durch die Ausweisung als Anliegerstraße nun Umwege fahren. So sei die Strecke aus Richtung Bismarkstraße zur Welperstraße beispielsweise nur noch über den Umweg Hüttenstraße möglich. Auch wer zum Beispiel von der Unionstraße in Richtung Bochum wolle, müsse nun den Schlenker in Kauf nehmen, weil die Straße Im Heggerfeld gesperrt sei. „Das Ganze für z.B. 200 Autos am Tag á 500 Meter Umweg – macht 100 Kilometer extra, die gefahren werden. Umweltschutz geht anders...“, ärgert sich ein Betroffener online.

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Dabei sollen die Fahrradstraßen den CO2-Ausstoß verringern, indem sie den Radverkehr attraktiver machen. „Wir möchten erreichen, dass mehr Menschen auf das Rad umsteigen und damit zur Mobilitätswende, zum Klimawandel und zu Klimaschutz beitragen“, betont die Stadtsprecherin.

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Die Frage, die sich für viele Autofahrer nun stellt: Was sind Anlieger? Gesetzlich definiert ist der Begriff tatsächlich nicht. Dennoch gibt die Rechtssprechung eine Lesart vor. „Anlieger ist, wer ein an der Straße anliegendes Grundstück bewohnt oder zu einer Erledigung aufsuchen muss. Es genügt irgendeine Beziehung zum Anliegergrundstück“, informiert der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC). Damit seien zum Beispiel auch Besucher inbegriffen. Die reine Durchfahrt, um eine angrenzende Straße zu erreichen, ist dagegen nicht erlaubt und kann teuer werden – 50 Euro. Für Radfahrer gilt das in diesem Fall der Fahrradstraße nicht. Sie brauchen kein Anliegen.

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Zum Schutz der Radfahrer wurden auf den Fahrbahnen der drei Straßen mehrere Markierungen aufgebracht. Neben dem Piktogramm für die Fahrradstraße ist das eine durchgehende Linie, hinter der geparkt werden darf. Mit etwas Abstand folgt eine gestrichelte Linie. Zwischen den gestrichelten Linien dürfen Radfahrer fahren – übrigens auch nebeneinander. Es soll sichergestellt werden, dass sie genügend Platz zu den geparkten Autos haben, um geschützt zu sein, wenn an einem geparkten Auto plötzlich eine Tür geöffnet wird.

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Insgesamt wurden 75 neue Schilder aufgestellt. Die Einrichtung der Fahrradstraßen kostet die Stadt 50.000 Euro. Auch der Pottacker soll noch Fahrradstraße werden. Hier verzögert sich die Ausweisung, erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann.

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Die Regeln, die auf Fahrradstraßen gelten, werden derzeit auch noch auf Bannern erläutert. Die sollen nach einer „Eingewöhnungszeit“ wieder abgebaut werden.