Hattingen. Fahrräder, Fußgänger, bald E-Scooter: In Hattingen wird es eng. Das sagen Polizei, Stadt, Befürworter und Gegner zum Fahren in der Fußgängerzone.
Sonnige Tage locken immer mehr Radfahrer in die Stadt. Bald sollen auch E-Scooter-Fahrer dazukommen. Das facht die Diskussion um den Verkehr in der Fußgängerzone erneut an, denn schon jetzt entstehen täglich gefährliche Situationen, wenn Verbote missachtet werden. Entwarnung gibt es bezüglich der E-Scooter: Die Stadt korrigiert ihre letzte Aussage dazu.
E-Scooter in Hattingen: Keine Durchfahrt in der Fußgängerzone
In Hattingen dürfen Radler Teile der Fußgängerzone rund um die Uhr befahren, andere Bereiche nur nach 19 und vor 9 Uhr. Für E-Scooter sollen dieselben Bereiche gelten, hatte jüngst Dezernent Jens Hendrix erklärt. Auf Nachfrage korrigiert sich die Stadt nun: „Die Politik hat entschieden, dass die Fußgängerzone für E-Scooter nicht freigegeben wird. Auch Randbereiche sind grundsätzlich nicht frei, hier kann man eine Freigabe noch einmal prüfen“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann.
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Hans-Michael Beckmann ist als Mitglied des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Befürworter des Radverkehrs in der Fußgängerzone. Die geplante Einführung der E-Scooter verursache aktuell viel Unruhe, beobachtet er. „Viele haben Ängste. Die ablehnende Haltung gab es auch bei den Radfahrern“, erinnert er sich.
Doch: „Bestimme Entwicklungen sind nicht aufzuhalten. Radfahrer und E-Scooter-Fahrer nehmen zu, das kann man nicht ausblenden“, findet er und möchte die Nahmobilität stärken. Allerdings betont er auch, dass eine Freigabe der Fußgängerzone nur mit Rücksichtnahme und unter bestimmten Bedingungen funktioniert.
Eine dieser Bedingungen: Eine einjährige Probezeit der Regelungen, wie beim Radverkehr, solle die auch für E-Scooter gelten. Und: „Die Fußgänger stehen im Vordergrund, Radfahrer sind nachrangig und dürfen sie nicht gefährden“, unterstreicht Beckmann.
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Solche gefährlichen Situationen erlebt WAZ-Leserin Petra Große-Stoltenberg beinahe täglich. „In der Altstadt oder auch am Leinpfad kann man kaum noch zu Fuß unterwegs sein. Beinahe-Unfälle gibt es fast bei jedem Gang“, sagt sie. Mit gegenseitigem gutem Willen allein sei es nicht getan. „Eine schöne Idee, doch völlig unrealistisch. Der Mensch ist zu Fuß langsamer und schwächer. Es kann nicht sein, sich permanent an den Rand drücken zu müssen.“ Häufig erlebe sie zudem Unsicherheit und Aggressivität der Radfahrer.
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Obwohl Hans-Michael Beckmann die Freigabe von Teilbereichen der Fußgängerzone als Erfolg bewertet, gibt er zu, dass viele in den gesperrten Bereichen nicht absteigen. Sogar auf 50/50 schätzt er das Verhältnis. Und: „Viele, gerade jüngere Leute, fahren zu schnell.“ Beckmann ist überzeugt: „Die Kontrolle fehlt. Es geht nur mit stärkerer Kontrolle. Da muss das Ordnungsamt drauf gucken.“
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Die Stadt wehrt ab: Da es sich um fließenden Verkehr handle, sei nicht sie, sondern die Polizei zuständig. Die Polizei führt in der Fußgängerzone keine speziellen Kontrollen von Radfahrern durch. Die Bezirksbeamten erledigen das bei ihren Streifengängen mit, erklärt Sprecherin Sonja Wever. Sie hätten in puncto Verstöße gegen das Durchfahrverbot bisher aber „keine übermäßigen Auffälligkeiten“ bemerkt und nur einzelne Verwarnungen ausgesprochen. Unfälle mit Fahrrädern wurden der Polizei in der Fußgängerzone nicht gemeldet.